Duisburg. Warum Corona nicht nur dem MSV Duisburg zu schaffen macht, sondern auch die Pläne fürs marode Dach der Arena durcheinander gewirbelt hat.

Die Corona-Pandemie macht dem Fußball-Drittligisten MSV Duisburg zu schaffen. Wirtschaftlich, betonte Präsident Ingo Wald jüngst, sei die Lage „vielleicht noch ernster, als sie 2013 war“. Damals war dem finanziell klammen Klub die Lizenz für die Zweite Bundesliga verweigert worden – mit dem Zwangsabstieg als Folge. Die aktuellen Liquiditätsprobleme hat auch Dirk Broska, Geschäftsführer der Stadionprojektgesellschaft, hinsichtlich einer geplanten Sanierung oder sogar eines Neubaus des maroden MSV-Dachs genau im Blick.

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„Das Überleben des MSV im Profi-Fußball ist dafür natürlich ganz entscheidend“, stellt Broska klar. „Darüber brauchen wir Klarheit. Für einen Oberligisten brauchen wir so ein teures Projekt sonst gar nicht erst anzugehen.“ Wegen Corona haben sich nach Angaben des Geschäftsführers die Planungen diesbezüglich ohnehin schon jetzt um über zwei Monate verzögert.

Bestandsaufnahme des maroden MSV-Dachs war ursprünglich für Ende Februar/Anfang März vorgesehen

Die ursprünglich für Ende Februar/Anfang März 2020 vorgesehene Bestandsaufnahme der Dachschäden war demnach trotz des ruhenden Ligabetriebs aufgrund der während der Pandemie lange verschärften Arbeitsbedingungen nicht möglich. Und dann wurde ja auch noch ein Corona-Testzentrum an der MSV-Arena eingerichtet, das nun aber in die Glückauf-Halle in Homberg umzieht.

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Deshalb soll ab Montag, 25. Mai, das MSV-Dach genauer unter die Lupe genommen werden. Ein Betriebskostenzuschuss von zwei Millionen Euro für 2020 durch die Stadt hatte die Politik dafür und für kleinere Reparaturen Ende des vergangenen Jahres beschlossen. Über ein Gutachten soll der konkrete Sanierungsbedarf, der nach ersten Schätzungen definitiv im zweistelligen Millionenbereich liegt, festgestellt werden. „Wir haben die bisherigen Unterlagen zur Statik zusammengetragen, bewertet und werden jetzt den Abgleich mit der Realität haben“, so Broska.

Broska will mit MSV Duisburg über mögliche zusätzliche Kosten reden

Acht Wochen sind dafür vorgesehen. Allerdings will der DFB mit der Dritten Liga ab dem 30. Mai wieder starten. Die ersten Spiele des MSV sind für den 31. Mai bei 1860 München und am 3. Juni zuhause gegen Jena terminiert. „Wenn der Ligabetrieb mit englischen Wochen wieder aufgenommen wird, müssen wir die Bestandsaufnahme unterbrechen“, so der Geschäftsführer der Stadionprojektgesellschaft. „Dann dauert es länger, dann wird es auch teurer und dann muss ich auch mit dem MSV über zusätzliche Kosten reden.“ Der längst bestellte Hubsteiger koste „ein paar Tausend Euro pro Tag“ und müsse auch bei einer solchen möglichen Zwangspause bezahlt werden.

Klar ist: Wenn der Hubsteiger einmal da ist, soll im Anschluss aus Kostengründen auch die eigentlich erst 2022 fällige Bauwerksprüfung vorgezogen werden. Dies dauert laut Broska ebenfalls mehrere Wochen. „Danach wissen wir aber, was wir genau wie sanieren müssen, was das alles kostet und ob gegebenenfalls ein Neubau des Dachs wirtschaftlich sinnvoller ist“, so der Geschäftsführer. „Die neue Bestandsstatik muss dann allerdings noch aufgestellt und abgenommen werden, bevor wir überhaupt loslegen können. Und da reden wir noch einmal von sechs bis zwölf Monaten. Es ist also ein Projekt, das uns noch die nächsten Jahre begleiten wird.“

Die Stadiongesellschaft befindet sich zu 50,1 Prozent in der Hand der Stadt

Das ist alles Zukunftsmusik. Aktuell gibt es noch sehr viele Unwägbarkeiten. Denn welche Lösung – immer das wirtschaftliche Überleben des MSV im Profifußball vorausgesetzt – es am Ende für das Stadiondach auch geben wird: Entscheidend ist die Frage, wer das alles bezahlen soll und kann. Die Stadiongesellschaft befindet sich zu 50,1 Prozent in der Hand der Stadt, die finanziell durch die Corona-Pandemie ebenso arg gebeutelt ist wie die anderen Gesellschafter, darunter Schauinsland-Reisen.

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Und die Stadt hat bereits nach einem politischen Beschluss Ende 2019 neben dem Betriebskostenzuschuss fürs Dach unter gewissen Bedingungen auch noch 2,5 Millionen Euro beigesteuert, um die Insolvenz der Stadionprojektgesellschaft und damit auch das Aus für den MSV abzuwenden. Wegen der noch ausstehenden Verbindlichkeiten von insgesamt 6,2 Millionen Euro aus dem Bau der Arena hatte die Hamburg Commercial Bank als Gläubiger ein Ultimatum bis zum 31. Dezember 2019 gestellt.

Die Bank hat laut Broska mittlerweile dem Gesamtdeal zugestimmt, verzichtet demnach ihrerseits auf rund 600.000 Euro. Neben der Stadt helfen die anderen Gesellschafter der Stadionprojektgesellschaft mit 600.000 Euro aus. Und das Land NRW übernimmt die dann noch fehlenden 2,5 Millionen Euro – vorbehaltlich der Zustimmung des Bürgschaftsausschusses, die Broska aber für eine Formalie hält.