Duisburg. Hotels in Duisburg öffnen nach den Corona-Einschränkungen. Aber Experten warnen vor hohen Kosten. Ein Hotelbetreiber hält dagegen.

„Ich hoffe, wir überleben das“, sagt Rolf Milser, der seit 1997 zusammen mit Antonio Pelle das Hotel Landhaus Milser in Duisburg-Huckingen führt. Angela Merkel war schon zu Gast und auch H. P. Baxxter von der Band Scooter. 2006 residierte dort die italienische Nationalmannschaft.

„Doch seit Corona befinden wir uns im freien Fall“, berichtet Milser. „Wir hatten März, April und Mai keine Einnahmen“, sagt er. „Kaum Gäste, keine einzige Kommunionfeier, fünf Hochzeiten haben wir abgesagt.“ Mit 700.000 Euro Umsatzeinbußen rechnet er bis Ende des Jahres. Für die 50 Angestellten habe er Kurzarbeit angemeldet und ihr Gehalt auf 100 Prozent aus eigener Tasche aufgestockt.

Milser ersehnt den Tag, wenn er wieder öffnen darf. Am Montag, 25. Mai, ist es soweit. Doch für viele der rund 50 Hotels in Duisburg birgt die Öffnung nach den Coronabeschränkungen eine Gefahr. „Das ist nicht für jedes Hotel sinnvoll“, sagt Marc Weber, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Niederrhein (Dehoga). Als Interessenvertreter des Gastgewerbes kennt er die Lage der Hoteliers in Duisburg gut.

Duisburg: Hotels öffnen wieder nach den Corona-Einschränkungen – doch das könnte fatal sein

„Die Hotels müssen viel Geld in die Hand nehmen, um die Öffnung mit all den Hygiene-Vorschriften umzusetzen, auch für Personal.“ Doch für die nächsten Monate rechnet er mit wenigen Gästen. Duisburg ist anders als Städte in Bayern oder an der Nordsee kein Ferienziel, Großveranstaltungen sind bisher abgesagt. „Hotels in Duisburg leben daher besonders von Geschäftsleuten“, erklärt er. Aber auch die kommen erstmal nicht: Dienstreisen, Seminare, Messen: Das alles liege erstmal auf Eis. Mit der Öffnung stehen den Hotels hohe Kosten bevor, aber nur geringe Einnahmen.

Keine Branche sei so hart von Corona getroffen, wie der Tourismus, berichtet Michael Rüscher von der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer. „Als erste mussten sie von einem auf den anderen Tag schließen und als letzte werden sie von den Einschränkungen befreit“, erklärt er. Auch er sieht die Gefahr, dass sich wegen steigernder Kosten bei geringem Umsatz eine Öffnung für Hotels nicht lohnt.

Laut einer Umfrage, die Rüscher erhoben hat, drohen 35 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe in Deutschland die Insolvenz, das ist doppelt so viel wie der Durchschnitt aller Branchen. „Hotels befinden sich in einer dramatischen Situation, deswegen fordern wir jetzt vom Bund Unterstützung für das Gewerbe“, sagt Rüscher. „Andernfalls läuft man bald durch die Stadt und sieht kein Imbiss, Restaurant und Hotel mehr.“

So könnte die Stadt Duisburg Hotels in der Krise helfen

Rüscher fordert, dass Hotels mehr Platz vor ihrem Haus nutzen dürfen, um ihr Restaurant zu vergrößern. „Ausweitung der Sondernutzungszonen“ nennt er das. Mehr Verkaufsfläche bedeutet mehr Einnahmen. Die Stadt solle das kostenfrei gewähren, möglichst unbürokratisch. Moers hat das bereits umgesetzt. Steuererleichterungen könne die Stadt nicht gewähren. „Sie kann über die Gewerbesteuer entscheiden, aber die kann sie nicht einfach so senken.“ Wirklich unterstützen könne nur der Bund. „Er muss jetzt finanzielle Mittel bereit stellen – und zwar nicht als Kredit.“

Auch Weber vom Dehoga Niederrhein sieht Kredite kritisch. Die helfen zwar jenen, die kurz vor dem Abgrund stehen, reichen aber nicht als umfassende Lösung. Zumal viele Hausbanken, über die die KfW-Bank Kredite vergibt, Vetos einlegen. Er sieht die Rettung der Hotels vor allem darin, dass die Wirtschaft wieder läuft und Geschäftsreisen unternommen werden.

Zudem fordert er von der Stadt, Marketing für Sehenswürdigkeit zu machen. „Duisburg Kontor muss Landschaftspark, Wedau und Innenhafen stark bewerben“, sagt er. So kämen hoffentlich ein paar Touristen. „Damit die Hotels die nächsten zwölf Monate überstehen, muss der Bund einen wirtschaftlichen Leitfaden, eine langfristige Strategie entwicklen.“

Rolf Milser: Schlimmer kann es nicht werden

Rolf Milser bereitet sich intensiv auf die Wiedereröffnung vor, um die strengen Hygienevorschriften einzuhalten. Alle Mitarbeiter tragen nun Mundschutz. Der Wellness-Bereich des Hotels bleibt noch geschlossen und es gibt kein Frühstücks-Buffet. An vielen Stellen hat er Desinfektionsmittel-Spender aufgebaut. Statt des anderthalb Meter Abstandsgebots hat er die Tische im Restaurant drei Meter auseinander gezogen.

Dass die Öffnung dem Hotel schade, sieht er nicht. „Ich hatte während Corona gar keine Einnahmen, schlimmer kann es nicht werden." Von Oberbürgermeister Sören Link (SPD) wünscht er sich finanzielle Unterstützung, damit das Hotel überlebt.

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