Duisburg. Der Jugendhilfeausschuss hört einen Bericht über die Arbeit des Duisburger Jugendamts in der Corona-Krise. Premiere für Dezernentin Astrid Neese.

Nach acht Wochen kommunalpolitischer Abstinenz hat es zu Beginn des Jugendhilfeausschusses am Donnerstag eine Premiere gegeben. Zwei Wochen nach ihrem Amtsantritt als Dezernentin für Jugend, Bildung, Soziales und Kultur stellte sich Astrid Neese den Kommunalpolitikern vor. Ein Anfang in „bewegten Zeiten“, in denen „Vieles auf dem Prüfstand stehe“, sagte sie. Auch die Arbeit des Jugendamtes, die ganz oben auf der Tagesordnung stand.

Die Corona-Krise habe das Amt vor „täglich enormen Herausforderungen“ gestellt, so Amtsleiter Hinrich Köpcke, der in seinem ausführlichen Bericht einen Einblick in die Arbeit gab, bei der der Infektionsschutz der Mitarbeiter mit dem Auftrag vereinbart werden müsse, junge Menschen zu fördern und Eltern zu unterstützen – mit besonderem Augenmerk auf den Kinderschutz.

Es gibt keine Anzeichen für größere Gefährdung von Kindern

Das wohl wichtigste Ergebnis: Es gebe keine Erkenntnisse darüber, dass die Gefährdung des Kindeswohls größer geworden sei. „Alle halten unwahrscheinlich viel Kontakt“, so Köpcke. Die Standards für den Kinderschutz seien mit dem Lockdown nicht gelockert worden, die Mitarbeiter der Abteilung erzieherische Hilfen seien weiterhin in die Familien gegangen. Dabei habe man festgestellt, dass Kinder und Jugendliche oft besser digital zu erreichen seien als erwartet.

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Die Politik reagierte erleichtert, ausdrückliches Lob fürs Jugendamt gab es auch von Stephan Kiepe-Fahrenholz vom Diakonischen Werk. Nicht in allen Kommunen sei so gut weitergearbeitet worden wie in Duisburg. Er kritisierte hingegen die Landesministerien, die „realitätsfern“ wirkten, wenn sie Erlasse „freitags zu nachtschlafener Zeit“ verkündeten, die bis Montag umgesetzt werden müssten.

Zahl der Kinder in Notbetreuung ist aktuell auf 2220 Kinder gestiegen

Köpcke berichtete, dass das Jugendamt Eltern 1 455 000 Euro an Kita-Beiträgen pro Monat erstatte, wovon das Land die Hälfte übernimmt. Schrittweise zugenommen habe die Zahl der Kinder in Notbetreuung. Von 182 Kindern am 18. März sei die Zahl mit der Erweiterung auf mehr Berufsgruppen und Alleinerziehende mit der schrittweisen Öffnung der Tagesbetreuung auf aktuell 2220 Kinder angestiegen; seit dem 13. Mai gab es ein Plus von 503 Kindern. Wobei von mehr als 1200 Mitarbeitern in Kindertagesstätten über 400 aus Risikogruppen frei gestellt, aber nicht untätig seien. Sie hielten beispielsweise telefonisch Kontakt zu Eltern.

Die Stadtranderholung fällt deutlich kleiner aus

Zwei Entscheidungen seien ihm besonders schwer gefallen, sagte Köpcke: Die Absage des Familienfestes am Weltkindertage am 20. September, das jährlich 20 000 Besucher habe. „Und die Stadtranderholung bekommen wir in bekannter Form so 2020 nicht hin.“ An den Standorten Wedau und Meiderich seien die Hygieneregeln nicht umzusetzen. „Wir arbeiten an einem verkleinerten Konzept für die letzten drei Ferienwochen – für deutlich weniger als 1500 Teilnehmer“, bedauerte der Jugendamtsleiter, Eltern und Kinder enttäuschen zu müssen.

Kritik an der Landesregierung blitzte im Ausschuss noch beim Thema Finanzierung der Schulsozialarbeit auf. Wenn das Land eine Entscheidung weiter hinauszögere, gingen zum nächsten Schuljahr „die Leute aus“, so Kiepe-Fahrenholz. Dezernentin Astrid Neese betonte: „Wir verfolgen das sehr aufmerksam, das steht ganz oben auf der Agenda.“

Kommunalpolitik auf Distanz

Der Jugendhilfeausschuss ist das erste Ratsgremium, das nach achtwöchigem kommunalpolitischem Lockdown wieder getagt hat.

Im geräumigen Ratssaal konnten die Mitglieder den notwendigen Abstand einhalten und wurden vom Vorsitzenden aufgefordert, sich kurz zu fassen und keine „Koreferate“ zu halten.

Bei der Übergabe eines Blumenstraußes an Dezernentin Astrid Neese fragte Peter Ibe sich laut, wie man in Corona-Zeiten eigentlich einen Strauß überreicht.