Duisburg. Für das Corona-Krisenmanagement gibt die Stadtspitze in Duisburg allen Beteiligten und den Bürgern ein gute Noten, aber kritisiert das Land.
Die Duisburger Stadtspitze hat ihrem bisherigen Krisenmanagement zur Eindämmung der Corona-Pandemie ein positives Zwischenzeugnis ausgestellt. „Unsere Arbeit war bisher erfolgreich“, sagte der Gesundheitsdezernent und Leiter des kommunalen Krisenstabes, Dr. Ralf Krumpholz (Grüne) am Mittwoch bei einer Video-Pressekonferenz. Oberbürgermeister Sören Link kritisierte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und das Düsseldorfer Bildungsministerium für „grottenschlechtes Krisenmanagement“ im Zusammenhang mit der Öffnung der Schulen.
Duisburg: Kommunaler Krisenstab
Bislang haben sich 880 Duisburger mit dem Virus infiziert, die Zahl der aktuell Erkrankten liegt bei ungefähr 200. Die Zahl von 20 Todesfällen bezeichnet Ralf Krumpholz als „relativ gering“. Die Duisburger Kliniken seien bislang nicht an ihre Belastungsgrenze gestoßen: „Wir hatten nie mehr als 60 stationäre Corona-Patienten und nie mehr als 20 Erkrankte, die intensivmedizinisch betreut werden musste.“ Dennoch warnt der Dezernent vor einem erneuten Anstieg der Zahlen, der zweiten Welle nach Lockerung der Bewegungseinschränkungen: „Wir sind mitten in der Krise, noch nicht durch.“
Obwohl allein 80 Mitarbeiter im Krisenzentrum mit der Beratung von Betroffenen und der Benachrichtigung von Kontaktpersonen beschäftigt sind, sei für die Übermittlung von Testergebnissen mitunter so viel Zeit verstrichen, dass die Quarantäne bereits vorbei war, räumte Krumpholz ein. „Anfangs haben bis drei bis vier Tage auf die Ergebnisse der Labore gewartet, heute sind es ein bis drei Tage.“ Bislang sind rund 8000 Duisburger getestet worden. Reihentests unter Bewohnern und Mitarbeitern sind in den besonders gefährdeten Alten- und Pflegeheimen noch im Gange. Sie seien in fast 20 Einrichtungen nunmehr abgeschlossen, sagte Krumpholz.
Im Dauereinsatz ist die Feuerwehr beim operativen Krisenmanagement: Sie half beim Aufbau der Test- und Sichtungszentren, dem Behelfskrankenhausen in der Helios-Rheinklinik (Beeckerwerth), baute eine Produktion für Desinfektionsmittel auf und beschaffte Schutzkleidung. Hilfreich waren dabei die guten Chinakontakte. „Wir erwarten eine große Lieferung mit Masken“, kündigte Dezernent Krumpholz an.
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Schulen, Kitas, Altenheime
Als „herausragend gute Arbeit“, lobt Thomas Krützberg, Dezernent für Jugend, Familie, Bildung und Soziales, den „wunderbaren Austausch“ zwischen Heimaufsicht und Altenheimen. Weniger harmonisch ist das Verhältnis zur Landesregierung beim Thema Schulöffnungen. Schon die Rückkehr der ersten 7700 Schüler in der vergangenen Woche habe IMD, Feuerwehr und die Schulen selbst vor eine „gewaltige Herausforderung“ gestellt, weil Anweisungen des NRW-Bildungsministeriums sehr kurzfristig kamen. Krützberg: „Bis heute haben wir nichts konkretes für die Rückkehr von bis zu 49.000 weiteren Duisburger Schülern. Das können die Kollegen nicht stemmen. Ich plädiere an das Land, uns nicht im Regen stehen zu lassen.“
Es könne nicht sein, dass Erlasse, die am Montag gelten, erst am Freitag verkündet werden, betonte OB Sören Link. Er wies Kritik von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet an den Kommunen scharf zurück. „Das ist ein Schlag ins Gesicht und eine Unverschämtheit. Viele unserer Mitarbeiter hat das sehr getroffen.“
Weil nun auch berufstätige Alleinerziehende ihre Kinder die Notbetreuung beanspruchen können, steigen hier die Zahlen. Die Kitas besuchten nach bislang 1041 Kindern nun wieder rund 1280 Mädchen und Jungen, 410 sind es in den Schulen.
Überwachung durch das Ordnungsamt
Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen wurden 1500 Bußgeldverfahren wegen Verstößen eingeleitet, berichtet Paul Bischof, Dezernent für Sicherheit und Recht. In die Überwachung wurden das Ordnungsamt von Mitarbeitern anderer Bereiche und von der Polizei unterstützt. Besonders oft habe es Verstöße in Marxloh und Hochfeld gegeben, Bischof: „Wir müssen deutlich machen, dass die Vorgaben einzuhalten sind.“ Dass seit Montag nur 24 neue Verfahren notwendig wurden, deute darauf hin, dass auch dieAkzeptanz für die neue Maskenpflichtunter den Bürgern hoch sei.
Die Bußgelder bescheren der Stadt zwar Einnahmen, die aber die Verluste durch die Corona-Krise bei weitem nicht aufwiegen. Er rechne mit einem „deutlich zweistelligen Millionenbetrag“, so der OB. Er erwartet Hilfen von Bund und Land für die Städte. Es könne nicht sein, dass sie nach jahrelangen erfolgreichen Sparanstrengungen nun durch die Krise erneut vor dem finanziellen Abgrund stehen.
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Kapazitäten der Krankenhäuser
Die Duisburger Kliniken müssen zum Normalbetrieb zurückkehren, um ihren wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Wann Kapazitäten, die sie für die Behandlung von Corona-Patienten vorhalten, reduziert werden können, entscheiden die Kliniken und nicht die Stadt, so Gesundheitsdezernent Krumpholz: „Wir haben darüber mit den Geschäftsführern diskutiert, für eine Empfehlung ist es noch zu früh.“ Über diese Schritte gebe es außerdem auch Gespräche zwischen Kliniken, Krankenkassen und der Regierung.