Duisburg. Fahrgäste der DVG beobachten rücksichtslose Gruppen ohne Schutzmasken in den Bahnen der Linie 903 – aber nie Kontrollen.

Sebastian Drüen pendelt regelmäßig mit der Bahn zwischen dem Duisburger Süden und Düsseldorf. Seit Einführung der Maskenpflicht auch für den ÖPNV am 27. April habe er in der U79 nicht eine Person ohne eine Mund-Nasen-Bedeckung angetroffen, sagt er – ganz anders in Bahnen der Linie 903.

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Dort seien ihm bei seinen Fahrten an drei Tagen in der vergangenen Woche von der Haltestelle Fischerstraße über Hochfeld in den Duisburger Norden jedes Mal viele Fahrgäste ohne die in der Coronaschutzverordnung NRW geforderten Mund- und Nasenbedeckungen aufgefallen. „Zeitweise traf dies auf ein Drittel aller Fahrgäste zu“, sagt Drüen. „Es waren vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund, weiblich und männlich, aggressiv und in kleineren Gruppen auftretend.“

Stichproben bestätigen Drüens Eindruck. Montagnachmittag, Haltestelle Brückenplatz: Viele Fahrgäste warten auf die 903, nur gut die Hälfte von ihnen trägt in diesem Moment eine Maske. Ein Mann mittleren Alters zieht die Maske herunter. Auch als er in die Bahn steigt, zieht er sie nicht vor Mund und Nase.

Duisburger: 20 Halbstarke haben eine Bahn geentert

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Sebastian Drüen berichtet sogar von mehreren beängstigenden Szenen in Straßenbahnen. „Als zum Beispiel ein älterer Herr zwei weibliche Jugendliche, eine davon hochschwanger, höflich darum bat, bitte ein Maske zu tragen“, erzählt der Duisburger. „Es endete in totaler verbaler Eskalation.“ An einem Nachmittag habe eine Gruppe von mindestens 20 männlichen Teenagern die Bahn geentert: „Alle ohne Maske, sie machten sich in unangenehmer Weise in der Bahn breit, hatten sichtlich Spaß daran, Angst zu verbreiten und wollten die Provokation“, so Druen. „Fahrgäste fühlen sich bedrängt von Menschen, die im ÖPNV keine Maske tragen.“

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Ähnliche Szenen hat ein Redaktionsmitglied Donnerstagnachmittag beobachtet, als eine Gruppe von über 30 Jugendlichen im U-Bahnhof am Hauptbahnhof größtenteils ohne den auch an Haltestellen vorgeschriebenen Schutz und ohne Mindestabstand zueinander sowie zu anderen Fahrgästen am Hauptbahnhof auftauchte. Im U-Bahnhof sei ein Teil dann in die U79, ein anderer in die 903 gestiegen.

Obwohl Polizei und DVG informierten wurden, war der Vorfall auf Nachfrage dort nicht bekannt. Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die die Einhaltung der Maskenpflicht und Abstandsregeln kontrollieren und gegebenenfalls sanktionieren sollen, seien zu diesem Zeitpunkt nicht vor Ort gewesen.

Duisburger fehlt tragfähiges Konzept im ÖPNV, um Menschen vor einer Ansteckung zu schützen

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Sebastian Drüen berichtet, dass er seit Einführung der Maskenpflicht bei all seinen Fahrten keinen städtischen Kontrolleur gesehen habe. „Jeder Super- und Baumarkt“, kritisiert er, „schafft es, in der derzeitigen Situation ein funktionierendes Konzept zum Tragen von Masken auf die Beine zu stellen.“ Er fragt: „Warum wird hier auch von der DVG kein tragfähiges Konzept entwickelt, um Menschen vor einer möglichen Ansteckung zu schützen?“ Und weiter: „Sich auf die Selbstverantwortung und Selbstverpflichtung zu verlassen, scheint nicht in allen gesellschaftlichen Bereichen zu funktionieren.“ Es sei schließlich nicht die Aufgabe von Fahrgästen, die Maskenpflicht durchzusetzen.

• Das sagen Stadt und DVG zu den Vorwürfen und zu Kontrollen der Maskenpflicht.