Duisburg. Da der DGB wegen der Corona-Krise nicht zur Demo in den Duisburger Landschaftspark laden kann, verlagert er die Feier in die sozialen Netzwerke.
Erstmals in der über 70-jährigen DGB-Geschichte in Duisburg wird es am 1. Mai keine Kundgebung geben. Abgesagt wegen Corona. „Aber, der 1. Mai fällt deshalb nicht aus. Er wird anders“, betont Angelika Wagner, Regionsgeschäftsführerin des DGB Region Niederrhein. Die Feier wird vielmehr in die sozialen Netzwerke verlagert. Online wird der Tag „bunt und vielfältig“ gestaltet. „Solidarisch ist man nicht alleine“ – das Motto des diesjährigen Maitages, das schon vor der Corona-Krisefeststand, aber jetzt besser nicht passen könnte.
„Die Situation ist für uns alle schwierig, viele Menschen haben Angst, was passiert. Angst um ihre Jobs, ob sie ihre Miete bezahlen können, Kurzarbeitergeld bekommen“, berichtet Angelika Wagner aus den vielen Gesprächen, die die Gewerkschafter in den vergangenen Wochen und diesen Tagen mit ihren Mitgliedern führen.
„Wir setzen nicht aus, sondern halten mit Anstand Abstand“
„Es tut mir von Herzen weh, am Freitag nicht mit Tausenden Menschen im Landschaftspark zu stehen. Vor 33 Jahren bin ich das erste Mal bei einer Maikundgebung gewesen“, sagt die hiesige DGB-Chefin. Aber die Entscheidung, alle Kundgebungen bundesweit wegen Corona anzusagen, ist vor Wochen gefallen – aber nicht alternativlos. „Wir setzen nicht aus, sondern halten mit Anstand Abstand“, so Wagner.
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Und so lädt der DGB Region Niederrhein am Freitag bereits um 10 Uhr zur virtuellen Maifeier auf Facebook ein, bevor um 11 Uhr ein bundesweiter Live-Stream unter dgb_bund zum #TagDerArbeit startet. „Eigentlich hätten wir Bundesumweltministerin Svenja Schulze als Gastrednerin im Landschaftspark gehabt. Klimaschutz ist nach wie vor ein unheimlich wichtiges Thema, das ökologisch, ökonomisch und soziale gedacht werden muss“, sagt Angelika Wagner. Jetzt sendet die Ministerin eine Botschaft ins Netz. Genau wie Oberbürgermeister Sören Link, der wird einen Videogruß schicken, auch Bürgermeister vom Niederrhein sind online dabei. Es wird Reden geben, Aktionen und Musik. Gewerkschaftssekretär Dieter Lieske wird ein eigens komponiertes Gewerkschaftslied präsentieren.
Selfie-Aktion zur Solidarität
Bereits ab heute können die Duisburger bei einer Selfie-Aktion mitmachen. So hängen beispielsweise am DGB-Haus am Stapeltor oder auch am Betriebshof der Wirtschaftsbetriebe im Norden der Stadt und ab Donnerstag auch am Stadthaus in der Innenstadt. „Die Leute können uns ein Selfie von sich vor den Plakaten schicken, dann basteln wir daraus eine Collage“, erklärt Organisationssekretär Bulut Surat.
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Die Reden am Freitag werden aber nicht weniger gewerkschaftspolitisch sein, als in den Jahren zuvor auch. „60 oder 67 Prozent des Nettolohns sind 60 Prozent weniger von wenig“, untermauert Angelika Wagner die Forderung der Gewerkschaft nach einer Erhöhung des Kurzarbeitergeldes. „Wir sind froh, dass wir mit Hilfe der SPD die jetzt befristete Erhöhung des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent durchbekommen haben“, so Wagner. Aber das reiche nicht: „Wir halten die Forderung aufrecht.“
„Es wir eine Zeit nach der Krise geben, dann muss Schluss sein mit den Niedriglöhnen“
Aus den Sprechstunden und telefonischen Anfragen, die beim DGB ankommen, weiß Angelika Wagner sehr gut, was die Menschen bewegt. Oft sind es rechtliche Fragen, wie: „Muss ich die Arbeitsvertragsänderung unterschreiben?“ Oder: „Kann mich der Arbeitgeber nach Hause schicken bis auf Abruf?“ Der DGB-Rechtsschutz habe viel zu tun, und die Mitgliederzahlen steigen zurzeit.
Denn: Bei allen „guten Maßnahmen“, die es jetzt gebe, „gibt es aber auch viele Arbeitnehmer, die von ihnen nicht profitieren.“ Die DGB-Regionsgeschäftsführerin denkt an die geringfügig Beschäftigten, „die keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben“, an die Studierenden, „die ihre Nebenjobs verloren haben“ und die Azubis, „die Angst um ihre Ausbildungsplätze“ haben. Es sei richtig, dass es Rettungsschirme für Unternehmen gibt. „Aber es wird eine Zeit nach der Krise geben. Und es muss Schluss sein, mit den Niedriglöhnen“, sagt Angelika Wagner. Dieser 1. Mai sei vielleicht wichtiger als je zuvor.
Wer dabei sein will, kann Freitag, 10 Uhr, auf www.facebook.com/DGBNiederrhein/ folgen.