Duisburg. Die Stieftochter eines Corona-Toten (80) aus dem Awocura-Seniorenzentrum in Duisburg-Wanheimerort verteidigt das Heim gegen schwere Vorwürfe.

Die Stieftochter eines Corona-Toten (80) aus dem Awocura-Seniorenzentrum im Schlenk hat das Altenheim im Stadtteil Wanheimerort gegen schwere Vorwürfe verteidigt. „Ich kenne nur wenige Heime in Duisburg und darüber hinaus, die sich so fürsorglich um ihre Bewohner und die Angehörigen kümmern.“

Ihre Mutter, die Frau des Verstorbenen, zu der der Kontakt nach Angaben der 48-Jährigen seit knapp fünf Jahren abgebrochen ist, hatte dagegen von mangelnder Anteilnahme und einem unverschämten Verhalten seitens der Awocura-Einrichtung gesprochen. Das Seniorenzentrum hatte sich auf Nachfrage der Redaktion bereits selbst gegen die Anschuldigungen gewehrt.

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Die Stieftochter erzählt, wie sie knapp ein Jahr vor dem Tod des 80-jährigen Altenheimbewohners zumindest wieder Kontakt zu ihm aufnehmen konnte und ihn einmal in der Woche oft mit ihrer ganzen Familie besucht habe. „Er war ein offener, freundlicher und gut gelaunter Mensch und dement. Und trotzdem hatte er seine lichten Momente.“ Im Heim habe sie ihn immer in den besten Händen gewusst.

Viel Lob für Mitarbeiter des Duisburger Heims

Gerade mit den Demenzkranken seien das Pflegepersonal, aber auch die Betreuungsassistenten und Alltagsbegleiter auf äußerst liebevolle und beeindruckend geduldige Weise umgegangen. „Es gab verschiedene Aktivitäten wie Malen, Basteln, Musik hören, Ratespiele. Alle wurden miteinbezogen und die Wünsche jedes einzelnen dementen Bewohners erfüllt“, erzählt die Angermunderin.

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Eine Pflegerin habe mit ihrem Stiefvater nach dem Mittagessen oft Spaziergänge gemacht, andere aus der Zeitung vorgelesen. „Und immer, wenn ich ihm seinen Lieblingskirschkuchen gebacken habe, hat das Heim für uns den Tisch besonders schön gedeckt“, so die 48-Jährige.

Das letzte Weihnachtsfest ist in besonders schöner Erinnerung

Das letzte Weihnachtsfest ist ihr in besonders schöner Erinnerung. „Es gab Würstchen, Frikadellen, Räucherfisch, Kartoffelsalat und Christstollen und vom Heim auch Geschenke für die Bewohner, die keine Angehörigen mehr haben.“

Das Besuchsverbot in diesem Jahr ab Mitte März in Zeiten von Corona sei zwar schmerzhaft, aber die absolut richtige Entscheidung zum Schutz der Bewohner gewesen. Zuletzt habe sie täglich mit ihrem Stiefvater telefoniert. Als er am 6. April mit Fieber ins Krankenhaus musste und sich der Verdacht auf Corona betätigte, „hatte ich, ehrlich gesagt, keine große Hoffnung.“ Der Tod habe nicht nur sie, sondern auch die Mitarbeiter des Heims erschüttert und tief traurig gemacht. Dies habe sie in einem Telefonat kurz danach deutlich gemerkt.

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Die vor allem in den sozialen Medien geführten Diskussionen über womöglich fehlende Hygienemaßnahmen als Folge der besonders vielen Corona-Erkrankungen im Seniorenzentrum, kann sie überhaupt nicht verstehen. „Ich habe immer festgestellt, dass die Mitarbeiter in höchstem Maße achtsam waren“, sagt die Angermunderin. Auch die Angehörigen seien immer wieder sensibilisiert worden.

„Ich kann nur Folgendes sagen: „Wenn ich einmal pflegebedürftig werden sollte, dann würde ich mir wünschen, in solch einem Heim zu landen.“