Duisburg. Das US-Unternehmen Belfor desinfiziert Schulen, Kantinen und Büros im Kampf gegen das Coronavirus. Seine Deutschland-Zentrale sitzt in Duisburg.

Kein Impfstoff und kein Medikament kann das Coronavirus bekämpfen. Solange das so bleibt, gibt es nur eine Möglichkeit, den Krankheitserreger loszuwerden: Desinfektion. Desinfektion von Schulen, Büros, Produktionsstätten: Darauf spezialisiert ist die Firma Belfor. Den Kampf gegen das Coronavirus in Deutschland, Europa und Asien führt das amerikanische Unternehmen von Duisburg aus: In Großenbaum ist der Sitz der deutschen Zentrale.

Belfor – ein US-Unternehmen

Belfor ist ein US-Unternehmen, das auf die Schadensanierung spezialisiert ist, zum Beispiel nach Wasser oder Feuer, nach einem Befall mit Schimmelpilzen oder Viren. Belfor sammelt und entsorgt dabei gefährliche Substanzen wie Brandniederschläge, Asbest oder Erzeugnisse der pharmazeutischen Industrie.

Gereinigt wird zurzeit vom Privathaushalt bis zum Großunternehmen alles – nicht allerdings medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Pflegeheime: Sie haben ihre eigenen, speziell dafür zugelassenen Dienstleister.

Der Jahresumsatz von Belfor in Deutschland beträgt nach Unternehmensangaben 170 Millionen Euro.

Die Mitarbeiter von Belfor haben in den vergangenen zwei Wochen zahlreiche Desinfektionsprojekte in Duisburg durchgeführt. In einem großen Produktionsbetrieb bestand ein Corona-Verdachtsfall, weil die Ehefrau eines Schichtleiters erkrankt war. Der Mann begab sich in Quarantäne, Belfor rückte noch am selben Abend zu seinem Unternehmen aus: Zwischen der letzten Schicht in der Nacht und der nächsten am Morgen befreite das Team Büros und Sozialräume vom Coronavirus. Belfor wirbt damit, ein solches Vorgehen reduziere die Ausfallzeit in einem Unternehmen um 75 Prozent oder mehr. In diesem Fall konnte der Betrieb zum Schichtwechsel wieder anlaufen – ohne das Risiko weiterer Infektionen.

Belfor hat in Deutschland mehr als 1100 Mitarbeiter, davon 150 in Duisburg

Produktionsanlagen oder Kantinen, Schulen oder andere öffentliche Gebäude: Belfor ist spezialisiert auf die Biodekontamination solcher Orte. Mehr als 1100 Mitarbeiter zählt das Sanierungsunternehmen in Deutschland, über 150 in der Duisburger Zentrale. Damit es schnell geht, wenn etwas passiert, sind sie im Schichtbetrieb 24 Stunden am Tag im Einsatz, 365 Tage im Jahr.

Belfor-Sprecherin Cornelia Meyer von Bremen. 
Belfor-Sprecherin Cornelia Meyer von Bremen.  © Belfor

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Damit es schneller geht, hat Belfor in den vergangenen zwei Wochen mehr als 100 Mitarbeiter im Bereich der Desinfektion weitergebildet. „Die Nachfrage nach Biodekontamination hat sich erhöht“, berichtet Unternehmenssprecherin Cornelia Meyer von Bremen. Die Nachfrage dürfte in nächster Zeit hoch bleiben: Schulen und andere öffentliche Gebäude sollen desinfiziert werden, ebenso Produktionsanlagen. Es sind so viele Anfragen, dass Belfor nicht alle Aufträge annehmen kann. „Wir entscheiden hauptsächlich nach Dringlichkeit und Verfügbarkeit von Material und Personal“, sagt Meyer von Bremen.

Mit dem Ganzkörperanzug im Einsatz gegen den Corona-Erreger Covid-19

Sind die Belfor-Mitarbeiter im Einsatz, dürften sich unbeteiligte Betrachter fühlen wie in einem Katastrophenfilm: „Wit unterscheiden nicht zwischen vermuteter und bestätigter Kontamination mit Covid-19. Wir gehen da unter Vollschutz rein.“ Sämtliche Mitarbeiter tragen Ganzkörperanzug, Handschuhe und eine professionelle Atemschutzmaske, Schleusen regeln den Zugang zu kontaminierten Bereichen.

Bei Bedarf wischen die Belfor-Mitarbeiter im Kampf gegen das Coronavirus von Hand nach – jedes einzelne Teil, das auf einem Schreibtisch steht.
Bei Bedarf wischen die Belfor-Mitarbeiter im Kampf gegen das Coronavirus von Hand nach – jedes einzelne Teil, das auf einem Schreibtisch steht. © Belfor

Einmal drinnen, da, wo das Coronavirus lauert, nebeln die Belfor-Leute die Räume mit den in unternehmenseigenen Laboren hergestellten Desinfektionsmitteln ein, bis alle Oberflächen benetzt sind. Anschließend wird bei Bedarf von Hand nachgewischt. Türklinken zum Beispiel sind ein beliebtes Virenversteck: Sie sind durch einen Film aus Fett und Schweiß sozusagen imprägniert, sogenanntes Foggen alleine reicht hier nicht.

Belfor desinfizierte nach den Corona-Fällen das Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“

Sanierungsfacharbeiter nennen sich die Mitarbeiter, die gegen das Virus vorgehen. Es ist kein Beruf: Bei Belfor arbeiten „extrem viele Quereinsteiger: Ingenieure, Handwerker, Maschinenbauer, Sanitärfachleute“, zählt Meyer von Bremen auf. Sie werden für Biodekontamination geschult, „das ist nicht einfach nur saubermachen“. Bisher haben im Kampf gegen das Coronavirus alle alles richtig gemacht: „Es hat sich kein Mitarbeiter bei einem Einsatz infiziert.“

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Ausgerechnet während der Corona-Krise muss Belfor unter erschwerten Bedingungen arbeiten: „Unsere Stärke ist es, Personal und Material aus der ganzen Welt zusammen zu tragen.“ Diese Stärke kann Belfor zurzeit nicht ausspielen – das Flugverbot gilt auch für Fachkräfte, die das Virus bekämpfen. Und so desinfizierten im Februar die Asien-Mitarbeiter von Belfor das Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ nach dessen Reise mit mehr als 700 Corona-Kranken und sechs Toten ohne Unterstützung aus Deutschland. „Die durften nicht mehr einreisen.“