Duisburg-Wanheim. Bei der Duisburger Logistikfirma Schnellecke gibt es immer mehr Corona- und Quarantänefälle. Bezirksregierung kontrolliert nach einer Beschwerde.

Die Lage bei der Logistikfirma Schnellecke im Duisburger Süden spitzt sich weiter zu. Immer mehr Mitarbeiter erkranken trotz Hygienemaßnahmen am Coronavirus. Obwohl zwischenzeitlich der Schock etwas nachgelassen hatte, geht jetzt wieder die Angst um. Die Mitarbeiter erheben weiter schwere Vorwürfe gegen die Firmenleitung.

So bekämpft Schnellecke den Coronavirus

Im Kampf gegen den Coronavirus setzt Schnellecke weiter auf Disziplin. ,,Neben dem regelmäßigen, gründlichen Händewaschen ist das Einhalten von Abständen am Arbeitsplatz, aber auch in den Pausen- und Sanitärräumen, die wirksamste Vorsorge vor dem Coronavirus. So wird der reglementierte Zugang zu Aufenthalts- und Sanitärräumen von einem Sicherheitsdienst überwacht und der Aufenthalt zusätzlich durch abstandswahrende Maßnahmen unterstützt’’, teil Sprecher Carsten Hellmich mit.

,,Als weitere Schutzmaßnahmen stellen wir unseren Mitarbeitern Gesichtsmasken zur Verfügung.’’

,,Viele haben keine Lust mehr, zur Arbeit zu kommen’’, sagt ein Mitarbeiter im Gespräch mit der Redaktion. Aus Angst vor beruflichen Konsequenzen möchte er anonym bleiben. ,,Fakt ist, viele sehen es so wie ich: Die Hygienemaßnahmen sind nicht genug, hier wird die Gefahr heruntergespielt, immer mehr Kollegen erkranken. Doch keiner traut sich, etwas zu sagen’’, erklärt er.

Schnellecke-Mitarbeiter: „Die Desinfektionsmittel für Mitarbeiter sind leer“

Die Zustände in der Firma beschreibt er als katastrophal. ,,Die Desinfektionsmittel für die Mitarbeiter sind aus, die Spender leer. Es stimmt zwar, dass viele Geräte desinfiziert werden, allerdings nur sehr unregelmäßig und nicht ausreichend.’’ Wer an den Maschinen arbeitet, sei selbst für seine Sicherheit verantwortlich. ,,Die Staplerfahrer zum Beispiel bringen ihre eigenen Desinfektionsmittel mit’’, weiß er.

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Am meisten stört ihn, dass die Firmenleitung seiner Meinung nach die Gefahr herunterspiele. ,,Es fehlen immer mehr Mitarbeiter, trotzdem heißt es, es bestünde keine Gefahr. Die Produktion muss ja weiter gehen. Es ist aber so, dass wir uns nicht ausreichend aus dem Weg gehen können und oft nicht wissen, wer schon infiziert ist’’, sagt er. Beinahe jeden Tag machten neuen Meldungen über Mitarbeiter, die sich in Quarantäne begeben mussten, die Runde, sagt er. ,,Da ist es doch klar, dass alle Angst haben. Aber deshalb einfach zu Hause bleiben geht ja nicht, da habe ich Angst um den Job’’, sagt er.

Elf Infizierte und 23 Mitarbeiter in Quarantäne, zwei Erkrankte wieder gesund

Unternehmenssprecher Carsten Hellmich erklärt auf Nachfrage der Redaktion, dass Schnellecke die Situation und auch die Fürsorgepflicht gegenüber der Mitarbeiter ernst nehme. Er räumt aber auch ein, dass die Zahl der Erkrankten und der sich in Quarantäne befindenden Mitarbeitern gestiegen sei. Aktuell habe man die Information, dass fünf eigene Mitarbeiter und sechs Leiharbeitnehmer am Coronavirus erkrankt seien. ,,Von diesen elf Personen wurden uns zwei als wieder gesund gemeldet. Alle Mitarbeiter, abgesehen von den ermittelten Kontaktpersonen, haben nicht in direkter Verbindung zueinander gearbeitet’’, sagt Hellmich. ,,Darüber hinaus befinden sich 23 Mitarbeiter in häuslicher Quarantäne.’’

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Die Produktion laufe weiter, Aufträge seien vorhanden: ,,Unser Standort in Duisburg verpackt und verschickt Fahrzeugteile an Produktionsstätten in Übersee, zum Beispiel nach China. Dort befindet sich die Fahrzeugproduktion im Hochlauf.’’

Beschwerde bei der Bezirksregierung zog eine Kontrolle nach sich

Bei der Bezirksregierung Düsseldorf ist inzwischen eine Beschwerde über Schnellecke eingegangen. Die Abteilung Arbeitsschutz habe eine Kontrolle durchgeführt, das Ergebnis werde der Öffentlichkeit allerdings nicht mitgeteilt.

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Kann eine Firma in einer solchen Lage überhaupt die Produktion aufrecht erhalten? Die Bezirksregierung sagt: Ja. Allerdings müssten die nötigen Hygienevorschriften eingehalten werden. Zum konkreten Fall äußert sich die Bezirksregierung nicht, allgemein so: ,,Unsere Erfahrungen der letzten Wochen zeigen, dass die meisten Arbeitgeber eine hohe Akzeptanz gegenüber den empfohlenen Maßnahmen zeigen und diese nach Möglichkeit umsetzen. Aufgrund der großen Nachfrage nach Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln ist das leider nicht immer unverzüglich möglich.’’