Duisburg. Bora Erdogan verkauft im großen Stil Schutzmasken. Er beliefert Behörden, Kliniken und nun Privatleute. Warum ein Apotheker den Verkauf ablehnt.
Ab Montag gilt in Nordrhein-Westfalen die Maskenpflicht. Wo der Mindestabstand nur schwer einzuhalten ist – in Supermärkten, Bussen und Bahnen – sollen so genannte Alltagsmasken getragen werden. Doch wo sollen die so schnell herkommen? Bora Erdogan, Betreiber des Café Fino in der Duisburger Innenstadt und gleichzeitig Inhaber der Firma BAE, die Sicherheitsdienstleistungen für Veranstaltungen, Kaufhäuser und Baustellen anbietet, möchte nun Abhilfe schaffen: „Schon als das mit Corona anfing, habe ich Masken in China geordert und auch bekommen.“ Da er sein Café derzeit ohnehin nicht öffnen darf, will er ab Freitag, jeweils zwischen 12 Uhr und 15 Uhr, nun auch für Endverbraucher Masken anbieten.
Bora Erdogan: „Kliniken, Firmen und Städte zählen zu meinen Kunden“
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„Ich habe immer wieder Anfragen auf Facebook bekommen, ob ich auch Privatleuten Masken verkaufen könnte“, erzählt der Duisburger. Normalerweise würden Krisenstäbe, Pflegedienste, Krankenhäuser und andere öffentliche Stellen zu seinen Kunden gehören. Ein Duisburger Klinikum bestätigt auf Nachfrage, dass es bereits Masken über ihn bezogen hat. Susanne Stölting, Sprecherin der Stadt Duisburg, erklärt hingegen: „Wir arbeiten seit Wochen kontinuierlich an der Beschaffung von Schutzmaterial, produzieren dies teilweise selber. Ich bitte jedoch um Verständnis, dass wir uns aus Gründen des Datenschutzes nicht zu unseren einzelnen Vertragspartnern äußern.“
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Bei Bora Erdogan im Lager stapeln sich zig Kartons. „An die öffentlichen Stellen verkaufe ich nur Großgebinde von mehreren tausend Stück. Da kann ich auch kein Paket öffnen. Aber als Meister für Arbeitssicherheit will ich in dieser Krise niemanden im Stich lassen.“
Duisburger Security-Chef: „Ich muss eigene Frachtmaschinen für Masken chartern“
Der 39-Jährige will sich als verlässlicher Geschäftspartner präsentieren und betont, dass er Masken auch selbst ausliefere. Sogar das Bundesgesundheitsministerium soll bei ihm schon angefragt haben: „Allerdings muss sich die Regierung noch mit dem TÜV selbst ein Bild machen, und die Preise müssen am Ende stimmen.“
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Die Kontakte zu den chinesischen Partnern bestünden schon länger, da er auch früher schon Schutzkleidung importiert habe. Für Verhandlungen via Skype stehe er derzeit um vier Uhr morgens auf: „Anfangs habe ich die Ware im Frachtraum von Passagierfliegern mitschicken lassen. Jetzt muss ich eigene Frachtmaschinen chartern.“ Die Summen finanziere er vor, er wisse aber, dass er die Ware dann auch verkaufen kann.
Kunden sollen beraten und informiert werden
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Auf Facebook informierte Erdogan nun seine Freunde und potenziellen Kunden, dass er nun an Privatpersonen verkaufen will: „Mehrweg Mund-/Nasenmasken“, „KN95/FFP2“-Masken sowie Desinfektionsmittel.
Da immer mehr Nachfragen von allen Seiten kommen, hat der studierte Ökonom, der aktuell noch ein Jurastudium draufsattelt, seinen Kumpel Sebastian Clasen ins Boot geholt: „Wir haben zusammen Abi gemacht. Außerdem kann er als Sportwagenberater gut verkaufen und die Kunden gut beraten. Das ist wichtig, dass sie wissen, wo die Unterschiede bei den Masken liegen“, sagt Erdogan. Er selbst habe Stichproben bei der Konkurrenz gemacht und nachgefragt, ob man die Exemplare auch waschen könne. Viele seien überfragt gewesen. Das solle bei ihm nicht vorkommen.
Das fordert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist der Hersteller eines entsprechenden Produktes dafür verantwortlich, alle neuen Informationen zu möglichen Risiken des Produktes zu bewerten. Auf der Internetseite des BfarM heißt es weiter: „Die aktuelle Pandemie mit SARS-CoV-2 / COVID-19 führt derzeit zu einem erheblichen Versorgungsengpass bei entsprechenden Schutzmasken. Das BfArM wirkt diesem Versorgungsengpass u.a. mit dem Verfahren der Sonderzulassung gemäß Paragraph 11 Abs. 1 des Medizinproduktegesetzes (MPG) entgegen.“
Bora Erdogan hat sowohl Masken im Angebot, die ein entsprechendes CE-Kennzeichen vorweisen, aber auch waschbare Exemplare, die zum Beispiel mit Werbung bedruckt werden können und „dem persönlichen Schutz“ dienen.
Apotheker will sich nicht am Geschäft mit den Masken beteiligen
Apotheker Uwe Schumacher will beim Geschäft mit den Masken dagegen nicht mitmachen. Vor seiner Apotheke auf der Oststraße hat er ein Schild aufgebaut: „Liebe Kunden, neben OP-Masken sind auch selbst genähte Stoffmasken oder über das Gesicht gezogene Schals und Tücher als Schutzbarriere erlaubt. Deshalb haben wir uns entschlossen, keine überteuerten Papiermasken zweifelhafter Qualität und Herkunft zu weit überhöhten Preisen einzukaufen.“
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Schumacher berichtet, dass er erstmals im Januar wahrgenommen habe, welche Auswirkungen das Coronavirus auch in Deutschland haben könne. Damals habe er noch ganz normal Ware über den Großhandel für sein Team und vorerkrankte Kunden bestellen können: „Mittlerweile bekomme ich regelmäßig Angebote von Leuten, die mir Masken verkaufen wollen“, erklärt er kopfschüttelnd. Er selbst trägt ein selbst genähtes Exemplar. FFP3-Masken, die besonders gut schützen sollen und dicht sind, seien außerdem für Personen, die nur schwer Luft bekommen, nur bedingt zu empfehlen.
OP-Masken für einen Euro das Stück
Bora Erdogan sagt zu Vorwürfen von Facebook-Nutzern, er wolle aus der Not Kapital schlagen: „Ich verkaufe die OP-Masken für ein Euro das Stück. Das ist der gleiche Preis, den auch eine Klinik zahlt.“ Bei einem Testkauf in einer Apotheke sei ihm so eine Maske für 2,50 Euro angeboten worden. Und: „Sicher wird es Leute geben, die hierhin kommen und alles kaufen wollen, um es dann teurer weiter zu verkaufen. Aber wir geben nur handelsübliche Mengen ab.“ Er rechnet mit einem großen Andrang.