Duisburg. Helfer der Gruppe “Corona Solidarität Duisburg“ übernehmen Botengänge für die Risikogruppe - und stellen Forderungen an die Politik.

Jung, politisch und hilfsbereit: So kann man die Gruppe "Corona Solidarität Duisburg" beschreiben, die für Bürger der Risikogruppe seit Ausbruch der Coronakrise Botengänge übernimmt. Die Helfer kaufen Lebensmittel ein, gehen mit dem Hund raus oder holen Pakte ab.

Die Helfer unterstützen vor allem Personen, die nicht in der Lage sind, selbst vor die Tür zu gehen. “Wir helfen denjenigen, die keine Treppe mehr runterkommen oder chronisch krank sind", sagt Johanna Angona (23), eine Sprecherin der Gruppe. Zudem stellen sie Forderungen an die Politik.

"Der Dienst richtet sich an Duisburger, aber auch an Menschen außerhalb der Stadtgrenze", berichtet Angona. Mit ihrem Angebot wollen sie dazu beitragen, dass sich möglichst wenige Personen infizieren. "Solange das Coronavirus grassiert, wird es Leute geben, die um ihr Leben bangen", sagt sie. Für diese Bürger wollen sie da sein.

Die Gruppe "Corona Solidarität Duisburg" setzt sich in Zeiten von Corona für die Risikogruppe ein

Seit Mitte März sind sie schon im Einsatz. Mit der Gründung wollen die Initiatoren, die unerkannt bleiben möchten, eine Lücke schließen. "Damals gab es noch keine vergleichbare Hilfsangebote in Duisburg.“ Die Gründer leben zusammen in einer Wohngemeinschaft, einer von ihnen gehört selbst zur Risikogruppe.

Viele der Helferinnen sind jung, befinden sich in der Ausbildung oder studieren noch und haben momentan "einfach mehr Freizeit, um Leute zu unterstützen". Für Angona ist es berührend, dass sich der Gruppe in kurzer Zeit etwa 150 Menschen angeschlossen haben. "Das zeigt uns, dass Solidarität verbreiteter ist, als manche denken."

Um auf ihren Dienst aufmerksam zu machen, verteilen die Ehrenamtlichen in neun Sprachen übersetzte Flyer in Briefkästen, Hausfluren und über Social Media. Auf die Weise wollen sie auch neue Helfer rekrutieren. Bisher haben Bürger den Dienst noch nicht so häufig in Anspruch genommen, „etwa zehn verschiedene Personen“, schätzt Angona.

Strenge Hygienevorschriften

"Besonders wichtig ist uns die Sicherheit der Menschen.“ Die Helfer nehmen deshalb grundsätzlich keine Bezahlung für ihre Hilfe an und betreten keine Wohnungen. Bei der Übergabe achtet sie streng auf Hygienevorschriften, die auf den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts beruhen. "Am besten sehen sich Empfänger und Helfer bei der Übergabe gar nicht."

Die Mitglieder nutzen digitale Kanäle, um politische Forderungen zu stellen. In ihrer Telegram-Gruppe weisen sie auf Missstände in den Flüchtlingsunterkünften an der Memelstraße und der Koloniestraße hin. Sie fordern die "Evakuierung aller Lager." Es könne nicht sein, dass dort Menschen lebten, die keine eigne Wohnung haben.

Politische Forderungen mit Online-Demos durchsetzen

Zudem kritisieren sie, dass Menschen in sogenannten systemrelevanten Berufen, wie Pflegekräfte, "derzeit zwar viel Applaus bekommen, aber keine finanzielle Unterstützung". Nötig seien jetzt Lohnerhöhungen und eine kostenlose Kinderbetreuung. Gleichzeitig ist ihnen jedoch auch klar, dass es wegen des momentan geltenden Versammlungsverbots schwer ist, politischen Druck aufzubauen. Aber es gebe ja auch "Partizipationsformen wie Online-Demonstrationen".

Wer Hilfe benötigt oder selbst Teil der Gruppe werden möchte, kann sich per Telefon, E-Mail oder Facebook, Twitter, Telegram und Instagram melden. Die Mitglieder sind telefonisch jeden Tag, auch am Wochenende, zwischen 12 und 14 Uhr erreichbar und mittwochs werden Anfragen auf Arabisch angenommen unter 02065/82 95 835. Zur Zeit suchen sie Helfer, die noch weitere Fremdsprachen sprechen, um noch mehr Personen erreichen zu können.

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