Duisburg. Es gibt aktuell wieder mehr Corona-Infizierte in Duisburg. Warum die Zahlen steigen, was Hoffnung macht und warum es für Entwarnung zu früh ist.

„Flatten the curve – haltet die Kurve flach“, lautet der Appell, der zugleich das Ziel aller staatlichen Maßnahmen gegen die Corona-Epidemie formuliert. Ob es gelingen wird, die Verbreitung des Virus auszubremsen, um alle schwer erkrankten Covid-19-Patienten angemessen stationär behandeln zu können, zeigt sich frühestens ab zwei Wochen nach Inkrafttreten der jeweiligen Maßnahmen. In Duisburg gilt das strenge „Kontaktverbot“ zwar erst seit dem 22. März – ein genauer Blick auf die lokale Kurve macht dennoch etwas Hoffnung.

Corona-Kurve für Duisburg: Warum die Fallzahlen weiter steigen

Bislang hatte die Stadtverwaltung – und somit unsere Redaktion – die Zahl der jeweils aktuell infizierten Menschen veröffentlicht. Diese unterscheidet sich von der Summe der in Duisburg (seit Ende Februar) registrierten Infektionen. Während die Summe durch das Zusammenzählen immer größer wird, reduziert sich die Zahl der aktuell Infizierten um die zwischenzeitlich Genesenen. Nach der Definition des Robert-Koch-Instituts gelten Corona-Infizierte frühestens 14 Tage nach Beginn ihrer Symptome als genesen; sie dürfen zudem 48 Stunden lang keine Symptome gehabt haben.

Von Sonntag auf Montag war die Zahl der aktuell infizierten Patienten von 235 auf 231 gesunken – obwohl die Summe registrierter Fälle von 276 auf 286 gestiegen war. Die Kurve der aktuellen Fällen sinkt, wenn es von einem Tag auf den anderen mehr neue Genese als neu bestätigte Infektionen gibt. Von Montag auf Dienstag (31. März) war das nicht noch einmal der Fall: Die Summe der Infektionen stieg von 286 auf 317 (+31), die der Genesenen „nur“ von 54 auf 67 (+13) – die Zahl der aktuell Infizierten unterm Strich von 231 auf 249 (+18).

Nun zur vorsichtigen Interpretation der Daten: In Duisburg war die Zahl der aktuellen Infektionen zwischen dem 26. und 29. März langsamer als in Vergleichszeiträumen zuvor gestiegen: in vier Tagen von 215 auf 235 Fälle, um 9,3 Prozent – auch wegen der Genesenen, aber nicht nur. Für die Zahlen vom 27. bis 31. März ergibt sich ein Wachstum von 11,2 Prozent für die aktuellen Fälle und von 25,3 Prozent für die addierten.

Zum Vergleich: Zwischen dem 13. März (neun Fälle) und dem 16. März (30) lag die Wachstumsrate der aktuell Infizierten bei 233,3 Prozent, zwischen dem 16. und 19. März (75) bei 150 Prozent, vom 19. bis 22. März (133) bei über 77 Prozent, vom 22. bis 25. März (189), auch dank der nun auftauchenden Genesenen, nur noch bei etwa 42 Prozent.

Trend zur Abflachung, Massentests verringern Dunkelziffer

Der Trend zur Abflachung der Kurve ist unübersehbar. Ein erneut schnelleres Wachstum ist jedoch aus mehreren Gründen weiterhin möglich – vor allem wegen der hohen Dunkelziffer. Forscher der Columbia University (New York) errechneten, in China seien in einer frühen Phase auf jeden nachweislich Infizierten etwa sieben unentdeckte Fälle gekommen.

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In Duisburg wurde allerdings früh intensiv getestet: Das mobile Team war ab dem 11. März unterwegs, und die beiden Testzentren eröffneten Feuerwehr, Gesundheitsamt und Hilfsorganisationen am 17. und 18. März. Bereits am 24. März hatte die Stadt 1153 Corona-Tests durchgeführt – ein guter Grund für den starken Anstieg in der Statistik. In den sechs Tagen darauf kamen nochmals rund 1000 Tests hinzu – trotz der Massentests stieg die Kurve nicht sprunghaft. Sie verringern obendrein die Dunkelziffer und das Ansteckungsrisiko.

Covid-19: In Duisburg müssen 14,2 Prozent der entdeckten Infizierten ins Krankenhaus

Dass es für eine Entwarnung dennoch zu früh ist, zeigt der jüngste Anstieg. Und: Die kritische Anzahl der Covid-19-Patienten in stationärer Behandlung hat sich zwischen dem 23. und 30. März von 14 auf 32 mehr als verdoppelt, wenngleich auch diese Kurve zuletzt abflachte. Die Kennziffer verdeutlicht auch die Gefährlichkeit der Krankheit: Laut Duisburg-Statistik müssen in Duisburg 14,2 Prozent der entdeckten Infizierten ins Krankenhaus. Rund 180 Intensivbetten gab es Mitte März insgesamt in den Duisburger Krankenhäusern, wie eine Abfrage der Redaktion ergab.

Dass die Kurve zuletzt nicht exponentiell anstieg, könnte auch Ergebnis einschneidender Einschränkungen sein, die bereits mehr als 14 Tage zurückliegen: Die Stadt hatte die Schließung von Kneipen und Freizeiteinrichtungen am 16. März angeordnet; auch Kitas und Schulen sind seither dicht. Erste Veranstaltungsabsagen und -verbote griffen am 11. März.

Robert-Koch-Institut: Fälle pro 100.000 Einwohner

Im Nachbarschaftsvergleich des vom RKI berechneten Indikators „Covid-19-Fälle pro 100.000 Einwohner“ war Duisburg am Dienstag (51,59 Fälle pro 100.000) etwas weniger belastet als Düsseldorf (59,42), Krefeld (72,68), Ratingen (64,65), Essen (60,88) und der Rhein-Kreis Neuss (72,95), aber stärker als Mülheim (35,70), Oberhausen (27,51) und der Kreis Wesel (46,98).