Duisburg. Bruno Sagurna (SPD) befürchtet weitere Lieferprobleme bei den neuen Straßenbahnen für Duisburg. Das sagen Hersteller Bombardier und die DVG.

Mit dem ersten Prototypen für die insgesamt 47 neuen Straßenbahnen hat es bereits Ende 2019 nicht geklappt. Und der Duisburger SPD-Fraktionsvorsitzende Bruno Sagurna glaubt auch nicht, dass das Test-Fahrzeug nach neuer Planung im Sommer 2020 da sein wird. Sagurna hat große Zweifel an der Zuverlässigkeit des beauftragten Herstellers Bombardier. Es sei mittlerweile bekannt, dass es dort immer wieder Qualitätsmängel und deshalb Probleme mit den Zulassungen beim Eisenbahnbundesamt gebe.

Rund 135 Millionen Euro investiert die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) in die Erneuerung ihrer Straßenbahn-Flotte auf den Linien 901, 903 und auf der Sportlinie 902. Aufgrund der ersten verstrichenen Lieferfrist sei schon jetzt klar, dass nachverhandelt werden müsse, so der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Lieferprobleme bereits Ende 2019 beim ersten Prototypen für Duisburg

DVG-Sprecher Ingo Blazejewski pflichtet ihm in diesem Punkt bei. Es habe im vergangenen Jahr Probleme in der Lieferkette aufgrund fehlender Teile gegeben. Allerdings: "Wir erwarten den ersten Prototypen im Sommer 2020 und haben keine Hinweise, dass er nicht geliefert wird", so Blazejewski. "Wir sind da in ständigem Kontakt."

Eine Sprecherin von Bombardier teilt auf Nachfrage der Redaktion mit, dass die Produktion für Duisburg am Standort in Bautzen derzeit auch in Zeiten von Corona wie geplant laufe. Sie betont aber auch: "Inwieweit mögliche Engpässe in der Lieferkette, mögliche Kurzarbeit oder andere Maßnahmen sich auf die geplante Auslieferung auswirken, lässt sich nicht voraussagen."

Ein Jahr lang Testfahrten ohne Fahrgäste in Duisburg

Bombardier soll die Bahnen extra für die Bedürfnisse in Duisburg anfertigen. Derzeit ist geplant, mit insgesamt zwei Prototypen ein Jahr lang Testfahrten ohne Fahrgäste durchzuführen, um zu schauen, ob und wo gegebenenfalls nachgearbeitet werden muss. Im Sommer 2021 sollen die ersten Fahrzeuge in Betrieb gehen, bis 2023 alle 47 neuen Bahnen im Einsatz sein.

Sie werden laut DVG 34 Meter lang und mit 2,30 Metern breiter sein als ihre Vorgänger. Es gibt demnach Platz für 200 Fahrgäste. Die Bahnen sind mit neuer Zugsicherungstechnik, einem Kollisionswarnsystem ausgerüstet, verfügen über Klimaanlagen und über ein Fahrgast-Informationssystem, das unter anderem über Anschlüsse informiert.

Bahnen mit hohem Niederfluranteil von 70 Prozent

Der Niederfluranteil mit besonders tiefliegenden Böden oder Fluren im Innenraum beträgt 70 Prozent. In den Fahrzeugen soll es Stehhilfen zum Anlehnen und Klappsitze geben – dadurch entstehe Raum für Kinderwagen, Rollatoren, Rollstühle und Fahrräder. Zum Vergleich: Die Bahnen, die derzeit auf den Linien 901 und 903 unterwegs sind, haben einen Niederfluranteil von 20 Prozent und bieten Platz für 175 Fahrgäste.

Was mit den 38 zuletzt sanierten alten Straßenbahnen passiert, ist laut DVG-Sprecher Blazejewski noch nicht klar. Jetzt liegt der Fokus erst mal auf dem ersten Prototypen für die neuen Bahnen. Sagurna: "Bombardier wird schon liefern. Die Frage ist nur wann. Und wir brauchen die Qualität, die wir bestellt haben."

>> NEGATIV-SCHLAGZEILEN UM BOMBARDIER

Negativ-Schlagzeilen um Bombardier hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Anfang 2013 verklagte die Deutsche Bahn den kanadischen Hersteller wegen Zugproblemen. Bei mehr als 200 Regionalzügen sollen damals häufiger Probleme mit Achsen, Bremsen und Neigetechnik aufgetreten sein. 2015 kam dann es zu einem außergerichtlichen Vergleich, über den beide Parteien Stillschweigen vereinbarten. 2020 gab es aber erneut Aufregung um technische Mängel bei neuen Intercity-Zügen.

Auch die Düsseldorfer Rheinbahn lag wegen einer Panne bei einem Stadtbahn-Prototypen schon im Clinch mit Bombardier. So war der Testzug Anfang Oktober 2018 bei einer Fahrt auf der Linie der U79 in einem U-Bahnhof in Duisburg an einen Niederflur-Bahnsteig geschrammt - offenbar wegen fehlerhafter Maße von Anbauteilen am Prototyp-Fahrzeug. Die Rheinbahn hatte die Hauptschuld daran Bombardier gegeben.