Duisburg. Lockerungen im Handel hält Duisburgs Wirtschaftsdezernent Haack für umsetzbar. Er zweifelt aber an einer Veränderung der wirtschaftlichen Lage.
Geschäfte sind noch geschlossen, Industriebänder ruhen und es gibt Kurzarbeit: In der Corona-Krise durchlebt Duisburg einen abrupten Rückgang der Wirtschafsleistung. Und wie soll es weiter gehen? Eine Zukunftsprognose wagt Wirtschaftsdezernent Andree Haack.
Mehr als 16.000 Unternehmen zählt die Stadt Duisburg – und „ein Drittel der Wirtschaft steht still“, sagt Haack. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel hat die Krise viele Unternehmer getroffen – mit noch ungewissem Ausgang.
An welchem Zeitpunkt der Krise befinden wir uns?
Ungewiss, so der Dezernent. In der Krise werden vielmehr alle zu „Langstreckentauchern“, sagt Haack und ergänzt: „Wir halten die Luft an, aber keiner weiß, wie lange wir noch tauchen müssen.“ Dabei ist er sicher: „Wir werden die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise erst in ein paar Monaten spüren.“ Durch unbürokratische Soforthilfen der Regierung, Kreditprogramme und Kurzarbeiterangebote werden derzeit die ökonomischen Auswirkungen der Pandemie für Unternehmer in Duisburg abgefedert.
Aber: Durch die gestiegene Zukunftsunsicherheit würden viele Beschäftigte in der Krise größere Anschaffungen, wie etwa ein neues Auto, verschieben, glaubt der Dezernent. Es seien deshalb weitere Konjunkturprogramme der Regierung erforderlich, um „Nachfrageimpulse“ zu setzen und so die Wirtschaft anzukurbeln.
Lockerungen für den Handel sind beschlossen – ist das sinnvoll?
„Ich halte es für machbar, den Einzelhandel zu öffnen“, sagte Andree Haack schon vor dem Beschluss der Regierung, dass Geschäfte mit einer Größe von maximal 800 Quadratmetern wieder öffnen dürfen. Es sei ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, "aber durch diese Öffnung alleine wird sich die wirtschaftliche Lage im Handel kaum verändern."
Der Wirtschaftsdezernent der Stadt erwartet, dass die Umsätze nicht die Ursprungszahlen erreichen werden. "Und da die großen Magnetbetriebe, die hauptsächlich die Kundschaft anziehen, vorerst geschlossen bleiben, wird die Frequenz in den Geschäften auch weiterhin niedrig sein." Haack versteht die Öffnung deshalb nur "als vorbereitenden Schritt für eine weitergehende Normalisierung ab dem 3. Mai."
Mit Blick auf Öffnung vieler Geschäfte müsse der „Gesundheitsschutz“ oberste Priorität haben. Unternehmer aus Duisburg hätten in den vergangenen Wochen aber gezeigt, wie verantwortungsbewusst sie mit der Gesundheit von Mitarbeitern und Kunden umgehen. Mit der „selben Akribie“ wie in Supermärkten, Drogerien und Baumärkten müsse zukünftig auch im Handel vorgegangen werden.
Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Arbeitslosenzahlen?
Die Frage ist nicht ob, sondern wie stark die Zahl der Erwerbslosen steigen wird. „Das ist sehr branchenabhängig“, glaubt Haack. Den Bereich Logistik mit dem Duisburger Hafen werde es seiner Einschätzung nach weniger treffen als die Stahlkonzerne – eine wichtige Zulieferbranche in der Autoindustrie. Sorgen um den Stahlstandort Duisburg macht sich Haack aber nicht, schließlich betreffen die erwarteten Einschnitte die gesamte Branche und nicht nur den Standort Duisburg.
Wie sehr trifft die Stadt die Krise?
Die Stadt Duisburg und andere Kommunen werden durch die Corona-Krise „gebeutelt“, sagt Haack und ergänzt: „Das Management in der Krise kostet die Stadt viel Geld. Für eine Haushaltssicherungskommune ist es eine riesige Herausforderung.“ Gleichzeitig fragt er: „Wer trägt die Mehrkosten, die durch Corona auf kommunaler Ebene entstehen?“ Etwa für Schutzmaßnahmen im Gesundheitssystem. Langzeiteffekte, wie steigende Arbeitslosenzahlen, werden die Kommunen zusätzlich belasten, glaubt Haack. Hinzu kommen fehlende Einnahmen, etwa über die Gewerbesteuer.
Welche Effekte hat die Krise auf die Arbeitswelt?
Unzählige Betriebe, die es vorher nicht für möglich gehalten hätten, befinden sich im Homeoffice. Die Corona-Krise wurde so zu einem erfolgreichen Stresstest. Auch Teile der Stadtverwaltung sind im Homeoffice, sagt Haack. Und er registriere, dass Leistungen und Produktivität steigen. In Duisburg werde das „Auswirkungen auf die Planung von Bürogebäuden haben“ und der Digitalisierung einen weiteren Schub verleihen, glaubt Haack.
>>> Zur Person: Wirtschaftsdezernent Andree Haack
Andree Haack ist seit Juli 2018 Beigeordneter für Wirtschaft und Strukturentwicklung bei der Stadt Duisburg. Sein beruflicher Werdegang führte ihn über Stationen in einem Planungsbüro in Düsseldorf, diversen Tätigkeiten bei der IHK, etwa als Leitung des IHK-Standortes Mönchengladbach, in die Stadtverwaltung. Zu Schulzeiten besuchte er das Franz-Haniel-Gymnasium in Duisburg Homberg.