Duisburg. Erst veränderte der Krebs das Leben von Jennifer Döring – jetzt das Coronavirus. So meistert eine Risikopatientin aus Duisburg ihren Alltag.
„Ich bin Risikopatientin“, sagt Jennifer Döring aus Duisburg. Schuld daran ist ihre Krebserkrankung. Das Immunsystem der Tumorpatientin ist labiler als bei gesunden Menschen. Sie trägt deshalb ein erhöhtes Risiko, an einer Infektion der Lungenwege zu erkranken. Für Krebspatienten ist das Coronavirus so ein zusätzlicher unsichtbarer Feind.
„Ich gehe nirgendwo mehr hin, bin nur noch Zuhause“, sagt die 42-Jährige. Zu groß ist die Angst, sich mit dem Virus zu infizieren. Die wöchentlichen Einkäufe übernimmt ihr Mann. Streng halten sich alle Familienmitglieder an die Hygienemaßnahmen. Nur wenn die Duisburgerin zum Arzt muss, verlässt sie das Haus – „mit Handschuhen und Mundschutz.“
Chemotherapie schwächt das Immunsystem
In die Senologie der Sana Kliniken musste Döring zuletzt regelmäßig. „Ich habe eine Chemo hinter mir.“ Im Oktober, an ihrem Geburtstag, erhält sie die niederschmetternde Diagnose Brustkrebs. „Ich habe ein Stechen in der Brust gemerkt“, sagt sie über die ersten Anzeichen. Sechs Monate hat sie nun eine ambulante Chemotherapie absolviert. Mit Behandlungssitzungen, die das Immunsystem jedes Mal aufs Neue geschwächt haben.
„Die ersten zwei Tage nach der Chemo hat mein Körper immer gekämpft. Ich hatte Gliederschmerzen und war müde.“ Davon hat sich die 42-Jährige nicht unterkriegen lassen. Die Erkrankung sollte nicht das letzte Kapitel ihres Lebens sein. Mit viel Optimismus stürzt sie sich in den vergangenen Monaten in den Alltag. Karneval feiert sie lebensfroh mit Freunden. Verkleidet als Pfau und Minnie Maus lässt sie die Stimmung an den dollen Tage die strapazierenden Wochen vergessen.
Coronavirus: "Ich habe Angst, dass mein Mann es mit nach Hause bringt"
Die 15 Therapiesitzungen haben den Tumor in ihrer Brust verschwinden lassen. Mit der letzten Operation vor Ostern sollen Gewebe und Lymphknoten entfernt werden. Die erste Runde hat die Duisburgerin somit gewonnen. Doch mit dem Coronavirus geht für Jennifer Göring der Kampf in die Verlängerung.
Sie weiß, dass sie nicht alleine gegen das unsichtbare Virus ankämpfen kann. „Ich habe Angst, dass mein Mann es mit nach Hause bringt.“ Unbedacht. Doch der Gatte ist „übervorsichtig“. „Er nutzt Handschuhe und Mundschutz, um mich zu schützen.“ Auch die gemeinsame 15-jährige Tochter bleibt zuhause. Für Mama. „Es ist für sie nicht immer einfach, aber sie versteht es“, sagt sie stolz.
Der Wunsch nach Normalität – Zurück in den Pflegeberuf
Damit der Familie die Decke nicht auf den Kopf fällt, verbringen sie viel Zeit im Garten. Sie wünscht sich vor allem, dass ihr Umfeld wieder zurück zur Normalität kommen kann. Auch sie selbst möchte wieder als Pflegerin im Altenheim arbeiten. „Das werde ich auch schaffen“, sagt sie kämpferisch. Der Krebs ist schon mal besiegt.
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Behandelt wird die Duisburgerin in der Senologie der Sana-Kliniken unter der Leitung von Dr. Margarita Achnoula. Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bei Krebspatienten, weiß die Medizinerin, sind unter anderem eine laufende oder bis vor kurzem noch laufende Chemotherapie, eine laufende Strahlentherapie oder eine Stammzelltransplantation innerhalb der letzten sechs Monate.
Wichtige Maßnahmen für Krebspatienten sind: Eine hygienische Handdesinfektion, das Einhalten von Abstand und das Eingrenzen sozialer Kontakte.
Vor Beginn einer Chemotherapie empfiehlt Dr. Achnoula eine Pneumokokken-Impfung, um bakterielle Superinfektionen zu vermeiden. Bei stabilen Patienten, die etwa keine Infusionstherapie erhalten müssen, sondern auch Tabletten einnehmen können, sollte auf einen Arzt-Patienten-Kontakt vor Ort verzichtet werden. In solchen Fällen hilft auch der Einsatz von Tele-Medizin.
Für Angehörige von Krebspatienten sind die allgemeinen Hygienemaßnahmen wichtig. „Lieber auf den persönlichen Besuch verzichten und dafür regelmäßig zum Telefon – altmodisch über Hörer, oder modern über Videotelefonie – greifen oder einen lieben Brief schreiben“, rät Dr. Achnoula.