Duisburg. Der Vorstand der Duisburger Taxi-Funktaxi-Zentrale spricht in der Corona-Krise über massive Umsatzeinbußen und die Angst vor einer Ansteckung.
Fuat Cetin und Frank Wittig halten tapfer die Stellung. Doch die Vorstandsmitglieder der Taxi-Funktaxi-Zentrale, einer Genossenschaft mit Sitz in Wanheimerort, erleben derzeit, wie immer mehr Kollegen in der Corona-Krise verzweifeln. Existenzängste haben alle Taxifahrer in Duisburg angesichts stark rückläufiger Fahrgastzahlen, sagen sie.
"Die Leute sollen zu Hause bleiben", erzählt Cetin. "Da fährt kaum noch jemand Taxi. Wohin auch? Ist ja fast alles zu." Zwei Drittel weniger Aufträge, sagt er, bedeuten zwei Drittel weniger Umsatz. Er hat mit Kollegen in anderen Städten gesprochen. "In Düsseldorf das gleiche Bild. Da fallen viele Geschäftsleute als Kunden weg", so der 45-Jährige. "In Mülheim sind 80 Prozent der Aufträge weggebrochen, in Voerde sogar 90 Prozent, weil dort besonders viele Schüler mit dem Taxi gefahren werden." Aktuell aber eben nicht.
Vor allem kleinere Taxi-Unternehmen in Duisburg sind von der Corona-Krise betroffen
"Derzeit können wir alle nicht mal die Kosten decken", sagt Cetin. Vor allem kleinere Unternehmen seien betroffen, aber je nach Dauer der Einschränkungen in Zeiten von Corona werde es dann auch für den Rest eng.
Die Taxi-Funktaxi-Zentrale habe 600 bis 700 Fahrer und 200 Fahrzeuge. "Da die Betriebspflicht mittlerweile aufgehoben ist, werden viele Taxen — ich schätze die Hälfte — derzeit stillgelegt", so Cetin. Dies habe mit den Umsatzeinbußen zu tun, aber auch mit der Angst vor einer möglichen Ansteckung. "Mein Nachtschichtfahrer hat schon aufgehört, weil ihn seine Frau eindringlich darum gebeten hat."
Auch interessant
Als Schutzmaßnahmen seien Desinfektionsmittel, Mundschutz oder Atemmasken vorhanden, aber eben nicht überall. "Auch wir haben damit zu kämpfen, welche zu bekommen", sagt Wittig. Die Fahrgäste sollen hinten einsteigen. Es werde darauf geachtet, Abstand zu halten. Einige Fahrer tragen Hygiene-Handschuhe.
Taxifahrer können Einkäufe übernehmen
In diesen Zeiten versuchen viele Taxi-Fahrer, vermehrt Fahrten zu Ärzten, Apotheken oder Supermärkten anzubieten. "Man kann uns an der Haustür einen Einkaufszettel in die Hand drücken und dann machen wir die Besorgungen", so Cetin. "Das ist sicher vor allem für ältere Menschen interessant."
Wittig wünscht sich, dass auch in Deutschland Pflegepersonal, Ärzte und Krankenschwestern wie in Frankreich auf Kosten der Regierung mit dem Taxi zur Arbeit fahren können — auch, um sich in Bussen und Bahnen nicht einem erhöhten Ansteckungsrisiko auszusetzen.
Kurzarbeit für die Taxi-Funktaxi-Zentrale beantragt
Auch interessant
Auch die Taxi-Branche, sagt Wittig, sei dringend auf wirtschaftliche Hilfen angewiesen. Diese zu beantragen, sei derzeit aber sehr schwierig. "Die Behörden sind teilweise gar nicht erreichbar", sagt Wittig. Er habe für sein Unternehmen und für die Taxi-Funktaxi-Zentrale Kurzarbeit beantragt. "Es gibt Fahrer, die würden gerne stärker davon Gebrauch machen als andere, denen es finanziell nicht so gut geht", so der 59-Jährige. "Ob eine solche Staffelung aber überhaupt möglich ist, kann mir derzeit keiner sagen."
Er nennt ein weiteres Beispiel. "Es heißt, dass Sozialbeiträge gestundet werden können. Da hab ich bei der Krankenkasse angerufen und festgestellt, dass dafür so viele Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Da kann man es gleich vergessen."
Wittig ist seit 35 Jahren im Taxigewerbe. Er sagt: "Das ist die größte Krise, die ich je erlebt habe."