Duisburg. Im Hauptbahnhof sind noch 17 Geschäfte geöffnet, vor allem Imbisse. Kunden kommen jedoch kaum noch. Ältere wollen oft keinen Abstand halten.
Wo vor der Corona-Krise täglich Zehntausende unterwegs waren, ist es still geworden. Sehr still. Im Duisburger Hauptbahnhofs halten sich am Freitag gegen 11 Uhr nur noch wenige Menschen auf – obwohl noch 17 Geschäfte geöffnet haben, meist Imbisse und Bäckereien. Ab und an hört man Verkäufer, die die wenigen Kunden bitten, den Mindestabstand von anderthalb Metern einzuhalten.
Coronavirus: „Katastrophale“ Umsatzeinbußen im Duisburger Hauptbahnhof
Dass dies nicht ohne Folgen für die Geschäfte des selbst ernannten „Einkaufsbahnhofs“ bleibt, liegt auf der Hand. Romena Enders beschreibt die Lage als „katastrophal“. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie die Pommes-Bude am Haupteingang. Momentan wüssten sie nicht, wie lange sie noch Miete und Personal zahlen können. Da fast keine Kunden mehr kommen, müssten sie abends auch viel wegschmeißen: „Man kann die täglichen Kunden quasi an einer Hand abzählen.“ Für sie fühle es sich ein bisschen wie Krieg an, den man nicht sehen könne.
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Davon betroffen ist auch die „Kamps“-Filiale, wie der Angestellte Kevin Keller berichtet: „Die Umsätze sind im Keller, weil die Kunden nicht mehr kommen, was ja eigentlich auch richtig ist.“
Diejenigen, die noch vorbeikämen, verhielten sich nicht gerade sensibel: „Sie halten sie sich oft nicht an die Regeln.“ Dabei haben sie extra gelb-schwarzes Klebeband auf dem Boden angebracht, um ausreichend Abstand zwischen Kunden und Verkäufer zu garantieren. Es erstaunt Keller, dass oftmals ausgerechnet ältere Menschen die Vorgaben missachten und ungehalten reagieren.
Uneinsichtige Kunden missachten teilweise den Mindestabstand
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Über ähnliches Kundenverhalten klagt auch die Verkäuferin eines Geschäfts im Bahnhof, die anonym bleiben möchte, da sie als Angestellte eigentlich gar nichts sagen dürfe. Gerade ältere Kunden würden oft pampig oder sogar aggressiv, wenn sie diese auf den erforderlichen Abstand hinweise: „Eine 85-Jährige sagte, sie hätte ja schon alles durch, und wir sollen das nicht so dramatisieren.“
Sie habe in den letzten Tagen viele „unschöne Dinge“ erlebt, sagt die Angestellte. Ein Kunde habe zum Beispiel Gutscheine vor ihr unbedacht zwischen den Lippen eingeklemmt und erwartet, dass er diese anschließend noch einlösen darf.
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Ein Stück weiter im Reformhaus hat die 63-jährige Verkäuferin solchen Corona-Stress noch nicht erlebt. Es sei zwar ruhiger geworden, aber die übrig gebliebene Kundschaft halte sich hier stets an den erforderlichen Abstand und sei auch sonst sehr rücksichtsvoll.
Blumenladen verteilt Sträuße an Passanten
Der Blumenladen gegenüber musste bereits am Donnerstag schließen. Inhaberin Dagmar Große-Kock mistet gemeinsam mit einer Angestellten – die wie ihre Kolleginnen vermutlich bald Kurzarbeitsgeld beziehen muss – den Laden aus.
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Da sich nicht alle Blumen halten, hat Große-Kock entschieden, diese an Passanten und Menschen zu verschenken, die im Bahnhof arbeiten. Also verteilen sie und Mitarbeiter der Bahnhofsmission, die in diesen Tagen einen Notdienst eingerichtet hat, Blumensträuße und kleine Topfblumen in der Bahnhofshalle. Wer möchte, kann zum Dank etwas in die Spendenbox der Bahnhofsmission geben. Ein traurig-schöner Abschied – und keiner weiß, für wie lange.