Duisburg. Statt wegen des Coronavirus zuhause zu bleiben, zieht es Duisburger ins Freie. An beliebten Treffpunkten agieren viele achtsam, einige sorglos.

Bizarre, aber vor allem solidarische Momente sind derzeit in Duisburg zu beobachten: Spielplätze sind verwaist, Supermärkte gerammelt voll. Busse fahren halbleer durch die Gegend, in Straßenbahnen lässt sich aufgrund der vielen Fahrgäste kein Abstand einhalten. So sieht’s an beliebten und üblicherweise gut besuchten Orten in Duisburg aus:

An der Sechs-Seen-Platte halten die meisten Spaziergänger Abstand

Bei frühlingshaften Temperaturen und einem fast wolkenlosen Himmel sind viele Menschen am Mittwochmittag rund um die Sechs-Seen-Platte anzutreffen: Am Wolfs- und Masurensee joggen, radeln oder spazieren die Leute – die allermeisten alleine oder zu zweit. „Wir achten immer darauf, genügend Abstand zu anderen Spaziergängern zu haben“, berichtet Mona Strelczyk.

Die 38-jährige Mutter ist mit ihren beiden Töchtern zu Fuß unterwegs. „Radfahrer und Jogger fahren schnell und mit einem Bogen an uns vorbei – da gibt es also keine Infizierungsgefahr“, meint Strelczyk und ist dankbar für die Rücksicht, die sie rund um den Wolfssee erlebt. Die Rücksicht in diesen Tagen soll vor allem Risikogruppen wie Senioren schützen; doch eine neunköpfige Gruppe alter Menschen mit Gehhilfen schlendert gemeinsam am Freibad Wolfssee entlang. „Kein Kommentar“, heißt es aus der rüstigen Truppe, als sie darauf angesprochen werden.

Spielplätze verwaist, nur zwei Personen am „Tiger & Turtle“

Die Allgemeinverfügung, dass auch Spielplätze gesperrt sind, scheint bei der Bevölkerung angekommen zu sein. Jedenfalls am Mittwochnachmittag sind mehrere Spielplätze in Hüttenheim, Ungelsheim und Neudorf verwaist. Die Skateranlage an der Mündelheimer Straße/Ecke Am Neuen Angerbach wird ebenfalls nicht genutzt.

Der Besucher-Magnet im Duisburger Süden, „Tiger & Turtle“, ist fast menschenleer. Lediglich ein Pärchen erklimmt die Treppenstufen des Kunstwerks.

Viel los im Rheinpark: Distanz hat oberste Prioriät

Im Hochfelder Rheinpark ist dafür deutlich mehr los: Vor allem kleinere Familien und Studenten haben es sich auf den Parkwiesen gemütlich gemacht, liegen auf Decken, schnabulieren mitgebrachte Snacks, lesen und lernen – jedes Grüppchen scheint sich dennoch von den anderen Besuchern isolieren zu wollen. So auch die Studenten Dominik Schmitz (21) und Natsumi Sprotte (20). „Wir beide sind unsere Lerngruppe. Generell versucht man, die Zahl der Kontakte so gering wie möglich zu halten“, sagt Dominik Schmitz.

„Es wird einem täglich mehr bewusst, wie ernst die Lage ist“, meint Natsumi Sprotte. Schließungen von Läden und Fitnessstudios oder der vorsichtige Umgang mit ihrer Oma hätten ihr das in den vergangenen Tagen gezeigt. „Die meisten achten darauf, dass genügend Abstand herrscht. Deswegen können wir hier noch entspannt draußen lernen und das Wetter genießen“, findet Dominik. „Solange es noch geht“, denn man wisse nicht, ob eine Ausgangssperre verhängt wird.

Sorglose Skater versammeln sich in Hochfeld

Das scheint die vielen Jugendlichen auf der Skateranlage im Rheinpark nicht zu kümmern. Mehr als 30 Teenager tummeln sich zwischen den Halfpipes. „Zuhause ist‘s langweilig“ oder „Ist doch geiles Wetter“ sind seltene Antworten, die man zu hören bekommt.

Die meisten möchten nicht über das Corona-Virus und solidarische Verhaltensweisen sprechen. Das Verhalten in der Innenstadt hingegen ist auf der Königstraße über weite Strecken vorbildlich vorsichtig. Überhaupt scheinen weniger Leute in die City zu kommen. Und wenn, dann halten viele genügend Abstand. Auf Bänken und am Lifesaver-Brunnen sitzen die Stadtgänger weit auseinander.

Die grünen Plateaus am König-Heinrich-Platz sind derweil abgesperrt. An sonnigen Tagen sitzen und liegen dort viele Duisburger und genießen das Wetter. Eine junge Frau und eine Familie sind über das Absperrband gestiegen und haben es sich dort – trotz offensichtlicher Sperre – gemütlich gemacht. Warum? Auf diese Nachfrage herrscht Schweigen bei den beteiligten Personen.

Eindrücke aus dem ÖPNV seit der Samstagstaktung

Seit Mittwoch, 18. März, verkehren die Bus- und Straßenbahnlinien der DVG im Samstagstakt – der ÖPNV fährt somit an Wochentagen seltener. In den Buslinien 928, 933, 934 und 941 war bis zum Mittwochnachmittag trotz der neuen Taktung genügend Platz vorhanden, um Abstand zu halten.

Die Fahrgäste versuchten nicht nur innerhalb der Busse, sondern auch an den Haltestellen Distanz zu wahren. Die Straßenbahnlinien U79 und 903 hingegen wurden an den Stationen in Richtung Innenstadt immer voller; etwa an den Haltestellen Platanenhof und Steinsche Gasse. Dicht an dicht saßen und standen die Passagiere nebeneinander, Abstand halten war schlicht unmöglich. Ob sich die Fahrgastzahl so stark reduziert, dass Personen weit genug voneinander entfernt sitzen können, werden wohl die kommenden Tage zeigen.