Duisburg. Das Coronavirus belastet psychisch Kranke: Duisburger Bündnis gegen Depression hilft per Whatsapp — Dr. Peter Schmalz macht Videosprechstunden.

Für Menschen, die psychisch krank sind, ist das Coronavirus besonders belastend. Psychotherapeut Dr. Peter Schmalz bietet seinen Patienten deshalb künftig auch eine Video-Sprechstunde an.

Die Arbeit sei schon eine andere, weil man je nach Kameraperspektive nicht den ganzen Menschen sieht, andererseits sehe man das heimische Umfeld. Ob sich seine Patienten zuhause anders verhalten werden als in seinem Sprechzimmer, wird eine spannende Erfahrung für den Therapeuten. "Die Beziehung bekommt eine neue Qualität, die Praxis ist ein Schutzraum, der durch das Medium ein Stück weit geöffnet wird. Damit wird jeder unterschiedlich umgehen."

Unsichtbare Bedrohung durch Coronavirus beunruhigend

Für viele Patienten sei das Coronavirus beunruhigend, eine unsichtbare Bedrohung, die sich der Kontrolle entziehe, beobachtet der Therapeut. Ihnen rate er, sich vor Augen zu führen, wie man die Kontrolle bewahren könne, etwa indem man sich an die Ratschläge halte wie Handhygiene und Abstand wahren. Beruhigend könne es auch sein, sich mehr über seriöse Quellen zu informieren. "Mein Eindruck ist aber, dass die Menschen sehr besonnen und verantwortungsvoll sind."

Es sei für manche Patienten problematisch, ohne Ansprechpartner zu sein, auch die öffentlichen Einschränkungen erlebten viele als gravierenden Einschnitt. "Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sich dadurch Krankheitsbilder verschlimmern. Im Gegenteil." Die eigene Situation werde stärker reflektiert, auch das soziale Gefüge, in dem man sich bewege. "Und bei manchem, der durch Corona nicht mehr auf vier Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann, entsteht der Gedanke, dass er das ja vielleicht auch in Zukunft gar nicht mehr will", schildert Schmalz.

Erst seit Oktober hat die Kassenärztliche Vereinigung die Video-Therapie genehmigt. Schmalz brauchte einen zertifizierten Anbieter für die Technik, damit die Verbindung verschlüsselt ist. Er hält den Videochat "für eine gute Lösung in dieser Situation, man kann mit den Patienten in Kontakt bleiben". Stark nachgefragt wurde das Angebot noch nicht, "es ist aber auch noch kaum bekannt", sagt Schmalz.

Technik ist einfach zu handhaben

Die Technik selbst ist jedenfalls denkbar einfach. Der Therapeut schickt dem Patienten eine Mail als Einladung für die Videosprechstunde. Man klickt auf den Link, ein Fenster öffnet sich, noch kurz ein Haken bei den Datenschutzbestimmungen, den Zugriff auf Kamera und Mikrofon gestatten und schon öffnet sich der Blick auf Schmalz und sein Bücherregal.

Eine Sitzung dauert auch virtuell 50 Minuten — "aber man muss sehen, wie es jemandem damit geht, so lang vor dem Bildschirm zu sitzen", sagt Schmalz und will das bei Bedarf flexibler halten. Als Psychoanalytiker behandele er auch liegende Patienten — auch das sei anfangs sicher ungewohnt.

Die Kassenärztliche Vereinigung gibt der Videosprechstunde in der aktuellen Situation mehr Raum. Normalerweise sind maximal 20 Prozent der Leistungen darüber abrechenbar, berichtet Schmalz, "die Begrenzung ist aktuell aber aufgehoben".

Bündnis gegen Depression hilft per Whatsapp weiter

Das Bündnis Duisburger gegen Depression hat alle Gruppentreffen vorläufig eingestellt. Sprecher Dietmar Reinberger sitzt aber in seinem Garten und nimmt alle Anrufe entgegen, künftig will er auch per Videochat über Whatsapp erreichbar sein. "Da lerne ich täglich dazu." Das Angebot werde reichlich genutzt, berichtet der Rentner, der lange als Sozialpädagoge mit sozialpsychiatrischer Zusatzausbildung gearbeitet hat.

Selbst Anfragen zum Thema Sterbehilfe würden bei ihm landen, derartige Themen kenne er aber aus seiner Zeit als Ehrenamtler bei der Telefonseelsorge. Er betont, dass auch die Moderatoren der Gruppen für Kontakte bereit stehen würden. Wie schwer es Menschen fällt, sich auf die neue Situation einzustellen, ist für Reinberger nicht verwunderlich. "Selbst für mich als Rentner ist es ungewohnt, zu Hause zu sein und nichts zu tun." Er empfiehlt, sich auf seine Stärken zu berufen und sich klar zu machen, was man gut kann und wie man es sonst schafft, ruhig zu bleiben. "Jeder hat schon persönliche Krisen durchlebt und gemeistert, darauf sollte man zurückgreifen." Weitere Infos gibt es hier: https://duisburg-gegen-depression.de/

Selbsthilfekontaktstelle per Mail und Telefon zu erreichen

Die Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen ist weiter per Mail und Telefon zu den Sprechzeiten zu erreichen. Veranstaltungen finden im Haus aber nicht mehr statt. "Vor allem Selbsthilfegruppen mit chronisch kranken Menschen treffen sich nicht mehr", sagt Kendra Anlahr. Die Entscheidung treffe aber jede Gruppe eigenständig.

Für Selbsthilfegruppen, die finanziell von Krankenkassen unterstützt werden wollen, sei die Frist 31. März im Blick zu behalten, sagt Anlahr. Als Unterstützungsstelle helfe man gern weiter. Infos gibt es hier: Tel: 0203 - 60 990 41, Mail: selbsthilfe-duisburg@paritaet-nrw.org