Duisburg. 20,5 Stellen für Therapeuten sollen Erkrankte schneller zu Terminen und Therapie verhelfen. Für Hausärzte sind zwölf neue Sitze bereits besetzt.
Viele Monate müssen derzeit noch psychisch erkrankte Menschen in Duisburg auf einen Termin bei einem Psychotherapeuten warten. Das könnte sich bald ändern: Genehmigt sind 20,5 zusätzliche Stellen für Psychotherapeuten, die sich im Stadtgebiet niederlassen können.
Weil aber noch die Widerspruchsfristen für abgelehnte Bewerber laufen, sei noch nicht klar, wann neue Praxen tatsächlich die ersten Patienten behandeln können, heißt es auf Nachfrage bei der Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein.
Bei der KV ist der Zulassungsausschuss angesiedelt, er hatte aus vielen Bewerbungen von Psychiatern und Psychologen für die sogenannten „Sitze“ auszuwählen. „Es gab für jede Stelle etwa fünf Bewerbungen“, so ein KV-Sprecher.
Der Zulassungsausschuss habe seine Auswahl bereits getroffen und jene auch benachrichtigt, die eine Zulassung oder Genehmigung zur Anstellung in Duisburg erhalten sollen. Demnach sind 4,5 Stellen für Kinder- und Jugendtherapeuten vorgesehen. Die abgelehnten Bewerber haben aber die Möglichkeit, gegen die vorgenommene Auswahl Widerspruch einzulegen. „Von dieser Möglichkeit haben auch einige Gebrauch gemacht“, so der KV-Sprecher. Deshalb sind die ausgesprochenen Zulassungen und Anstellungsgenehmigungen noch nicht wirksam geworden.
Die zunächst eingelegten Widersprüche sind allerdings mittlerweile mehrheitlich (in 15 Fällen) zurückgezogen worden. „Wir gehen davon aus, dass die betreffenden Psychotherapeuten, gegen deren Zulassung nunmehr kein Widerspruch mehr existiert, ihre Tätigkeit zeitnah aufnehmen können“, so der Sprecher. Die restlichen fünf Widerspruchsverfahren werden voraussichtlich im April vor dem Berufungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung in Düsseldorf verhandelt.
Die Entscheidung, die Zahl der Sitze für Psychologen in Duisburg von derzeit 84 auf 104,5 zu erhöhen, hatte der dafür zuständige gemeinsame Bundesausschuss von Ärztekammern und Krankenkassen bereits im November 2017 beschlossen. Dazu war es notwendig, die Verhältniszahlen von Therapeuten zu Patienten zu ändern. Dabei war die „Sonderregion Ruhrgebiet“ schon seit Jahrzehnte gegenüber dem ländlichen Raum benachteiligt. Bundesweit wurde pro 1671 Bürgern ein Therapeuten-Sitz genehmigt, für das Revier waren dafür 2134 Einwohner einer Stadt notwendig.
Zehn Jahre Übergangsfrist
„Diese Unterschiede waren nicht mehr zu halten, deshalb ist jetzt eine Übergangsfrist von zehn Jahren vereinbart worden, um die Relationen anzugleichen“, erklärt der KV-Sprecher. In einem ersten Schritt wurde nun vereinbart, die Zahl für die Ruhrgebietsstädte nun auf 2000 Bürger pro Therapeuten zu senken, die nächste Absenkung – und damit möglicherweise die Genehmigung weiterer Stellen – soll 2020 erfolgen.
Im Duisburger Gesundheitsamt wird die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen. „Wir hoffen, dass es nun bald zu einer Verkürzung der viel zu langen Wartezeiten für Menschen mit psychischen Erkrankungen kommt“, so Psychiatrie- und Sucht-Koordinator Marcel Hellmich.
Ärzte verteilt über Duisburg
Auch für zusätzliche Hausärzte hat der gemeinsame Bundesausschuss Duisburger zwölf neue Sitze genehmigt. Hintergrund ist auch hier die Änderung der Verhältniszahlen. Das Bewerbungsverfahren sei abgeschlossen, die Mediziner sind bereits in eigenen Praxen tätigt oder in bestehenden Niederlassungen angestellt.
Die Zahl der Stellen für Hausärzte in Duisburg, so die Kassenärztliche Vereinigung, steigt damit von 263,5 auf 275,5. Den Standort für ihre Tätigkeit konnten die neuen Mediziner im Stadtgebiet frei wählen.
Ihre Tätigkeit haben die neuen Ärzte in folgenden Ortsteilen aufgenommen: Aldenrade, Beeck, Duissern, Huckingen, Alt-Homberg, Rheinhausen-Mitte und Friemersheim (jeweils 1); Hochemmerich, Neuenkamp und Neudorf-Nord (jeweils 2) und Altstadt (5). Einige Mediziner sind nur mit einer halben Stelle tätig.
Die Besetzung der Sitze sei in Duisburg unproblematisch gewesen, so die Kassenärztliche Vereinigung auf Anfrage: „Wie in den anderen Großstädten auch hat es für die Stellen in Duisburg genügend Bewerber gegeben.“ Hingegen seien in den niederrheinischen Landgemeinden aber weiterhin Stellen für niedergelassene Mediziner unbesetzt.