Duisburg. Die Bäckerei Wilms in Duisburg bietet einen kostenlosen Lieferservice an. Dabei geht es in der Corona-Krise auch um die Existenz des Betriebes.
Die Bäckerei Wilms in Duisburg bietet ab sofort einen kostenlosen Lieferservice an. In Sorge um viele ältere Kunden, erklärt Betreiberin Petra Wilms, „haben wir beschlossen, dass ein Anruf genügt und wir bringen Backwaren oder Mittagessen nach Hause“. Neben der Fürsorge treibt die 57-Jährige eines an – die akute Existenzangst in Zeiten der Corona-Krise.
„In jedem Laden fehlt uns die Hälfte der Kundschaft“, bedauert Wilms. Fünf Bäckereien und ein Café betreibt die Familie im Duisburger Norden. Und obwohl Bäckereien zu den Grundversorgern zählen und von Schließungen verschont bleiben, sind die Umsätze stark zurückgegangen. Aufgrund der Verunsicherung und der Sorge vor einer Infektion „werden Wege gespart“, sagt Wilms. Statt zusätzlich Kurs auf die nächste Bäckerfiliale zu nehmen, wandert das geschnitten Brot in den Einkaufswagen im Supermarkt. „Wir werden vergessen.“
Bäckerei Wilms in Duisburg: Traditionsbäckerei seit mehr als 32 Jahren
Die Duisburgerin sorgt sich deshalb um die letzten verbliebenen Handwerksbäckereien. Gab es 1959 noch 292 backende Betriebe in Duisburg – ohne das linksrheinische Gebiet rund um Rheinhausen – sind es heute nur noch 14 Betriebe mit Backstube. Einen führt Familie Wilms.
Seit mehr als 32 Jahren versorgen Bäckermeister Jürgen Wilms und Ehefrau Petra ihre Kunden mit frischen Brötchen, Broten und süßen Teilchen. Angefangen haben sie in einer kleinen 35 Quadratmeter großen Backstube an der Beecker Straße in Alt-Hamborn. „Das Wechselgeld haben wir uns von den Schwiegereltern geliehen“, erzählt Petra Wilms über die Anfänge.
Familienbetrieb Wilms: Sohn Dominik ist ebenfalls Bäckermeister
Ständig wechselt sie in dieser Zeit zwischen Backstube, Verkaufstheke und anliegender Wohnung – ihr damals dreijähriger Sohn Dominik musste schließlich versorgt werden. Mittlerweile Erwachsen unterstützt Dominik Wilms den Familienbetrieb mit rund 30 Mitarbeitern. Seit 12 Jahren ist er selbst Bäckermeister.
„Wir haben den Teig noch in den Händen“, sagt Wilms über ihren Handwerksbetrieb. Egal ob Hausschwarzbrot, Land- oder Roggenbrot, alles wird in der kleinen Backstube an der Koopmannstraße in Obermeiderich hergestellt. „Auch Körnermischungen machen wir selbst.“
Coronavirus: "Ich hoffe, dass es uns nach der Krise noch gibt"
Schon vor der Corona-Krise stand die gesamte Bäcker-Branche aber im Umbruch: Handwerksbäckereien verschwinden von der Landkarte. Per Knopfdruck wandern Brot und Brötchen stattdessen in den Einkaufswagen im Discounter. Dazu die Konkurrenz durch SB-Bäckereien. Schon vor Corona „lagen Handwerksbetriebe im Sterben“, bedauert Wilms. „Ich hoffe, dass es uns nach der Krise noch gibt.“
Vor drei Jahren erfüllt sich die Familie den Traum vom eigenen Café. Im Café Auszeit an der Emmericher Straße in Obermeiderich wird neben Kaffee und Kuchen auch ein Mittagstisch angeboten. Jeden Tag gibt es ein Gericht. „Es wird immer frisch gekocht mit Rezepten der Oma“, sagt Wilms. Egal ob Eintöpfe, selbstgemachte Reibekuchen oder hausgemachter Kartoffelsalat – „wir erfüllen auch Wünsche der Kunden. Geht nicht, gibt’s nicht“, sagt Wilms über den Speisenplan. Und auch wenn das Café aufgrund der Allgemeinverfügung geschlossen bleiben muss, die Küche bleibt geöffnet. Der Lieferservice soll in der schwierigen Situation helfen.
>>> So können Sie den Lieferservice der Bäckerei Wilms nutzen
„Sie rufen an, informieren sich über die Auswahl und wir liefern ohne Aufpreis“, erklärt Petra Wilms. Das Angebot gilt in erster Linie für Kunden aus den Bezirken Meiderich und Hamborn, in denen auch die Bäckereien und das Café Auszeit zu finden sind. „Aber wir versuchen vieles möglich zu machen“, ermutigt Wilms auch Anrufer aus anderen Bezirken. Petra Wilms und ihr Team sind unter der Rufnummer 0203/41035873 erreichbar.
Die Bäckerei Wilms gibt es an fünf Standorten in Duisburg: An der Koopmannstraße 19 in Obermeiderich, an der Emmericher Straße 156 in Obermeiderich, an der Rheinpreussenstraße 73a in Hochheide, an der Beecker Straße 241 in Alt-Hamborn und an der Kaiser-Friedrich-Straße in Röttgersbach.