Duisburg. Seit 15 Jahren werden Billy-Regale und Köttbullar bei Ikea Duisburg verkauft. Es gibt Konstanten, neue Pläne – und einiges ist „sehr Ruhrgebiet“.
Als 34. von mittlerweile 54 Häusern bundesweit öffnete Ikea Duisburg am 17. März an der Beecker Straße in Hamborn. Seither sind täglich bis zu 10.000 Menschen da, samstags noch mehr. Bialnz und Ausblick zum 15. Geburtstag.
Ikea-Werbetafel in Duisburg-Hamborn eine Landmarke
Von der A 42 und der A 59 aus ist das Ikea-Schild schon aus weiter Ferne zu sehen – eine Landmarke zur Orientierung, noch bevor man den Landschaftspark sieht. Seit zwei Wochen wird hier für die Kunden das „15 Ars-Fest“ gefeiert – mit Schlafzimmerkonzerten und Blicken hinter die Kulissen. Jetzt sind auch die über 330 Mitarbeiter dran, bekommen jeden Tag „eine kleine Überraschung“, sagt Sandra Schlahn.
Die Leiterin des Einrichtungshauses trägt wie alle Mitarbeiter gelb-blaue Sachen, selbst ihr Gipsarm – kleiner Skiunfall – ist gelb verhüllt. Die 35-Jährige ist ein echtes Ikea-Gewächs, arbeitet seit 16 Jahren im Unternehmen, erst als Kauffrau, dann als Handelsfachwirtin, seit einem Jahr ist sie in Duisburg die Chefin. Dass Ikea seine Kunden duzt, gehört zum Konzept. „Aber in Duisburg duzen uns auch die Kunden direkt, das ist schon sehr Ruhrgebiet“, berichtet die gebürtige Kielerin.
Manche Kunden haben Stammplätze
„Viele Mitarbeiter sind von Anfang an da“, sagt Schlahn, „mich macht das stolz.“ Ihr Leiter der Logistikabteilung ist so einer: Thorsten Skeide hat „neben dem Studium in Essen die Regale voll gemacht“, bevor er seine Karriere in Duisburg begann. Seither weiß er das skandinavische Zusammengehörigkeitsgefühl bei der täglichen Arbeit zu schätzen. Selbst im Urlaub zieht es den 48-Jährigen in die Einrichtungshäuser. Für das Heimatgefühl sehe es überall gleich aus, aber jeder Standort habe eben seine Finessen. Und wer hat schon bei Ikea in New York einen Hot Dog gegessen?
Konstanz gibt es auch bei den Kunden. „Manche Frühstücksbesucher haben Stammplätze“, erzählt Marketing-Mann Christoph Boehm, „wehe da sitzt jemand anderes“. Manche bringen den Mitarbeitern sogar Weihnachtsgeschenke, beschreibt er die Verbundenheit. Die ist vor allem bei Monika Mädler eng. Die 59-Jährige arbeitet seit der Eröffnung in der Baby- und Kinderabteilung, begleitet junge Paare von der Hochzeit über die Schwangerschaft bis zum Kind. Klar ist es ihr Auftrag, eine Bindung herzustellen. Aber man sieht ihr an, dass sie das auch gern macht. Und dass sie mag, was sie verkauft: „Ich bin ganz verzückt von der neuen Bettwäsche“, sagt sie und zeigt auf eine Decke, auf der sich Mama-Flamingo und Baby-Flamingo zart berühren.
Ehekrisen, wie sie bei Ikea dem Volksmund nach entstehen, löst Mädler mit ganz eigenem Charme: „Da schickt man mal den Mann ins Café, damit die Frau in Ruhe weiter schauen kann.“ Neben den Paar-Dramen ist auch die Einsamkeit ein Thema, das im Haus auftaucht – von Kunden, die wenigstens hier einen sozialen Kontakt haben wollen.
Niederlassungen der Konkurrenz „wichtig für Duisburg“
Auch Ikea selbst ist ziemlich allein auf dem letzten Platz. Die Debatten um Niederlassungen von Konkurrenten werden gelassen verfolgt. Etwa von Ostermann, der in Meiderich bauen will, oder von Möbel Krieger, der einst auf der Fläche am Alten Güterbahnhof ein Höffner-Möbelhaus plante.
„An anderen Standorten gibt es auch ein Nebeneinander, das durchaus befruchtend sein kann“, sagt Boehm. In Duisburg sei es schon wichtig, dass sich in den Stadtteilen was entwickelt. Nicht zuletzt, weil Arbeitgeber gebraucht werden. Und Arbeitnehmer, die dann wieder zu Ikea ...
Mehr Wände im Showroom sollen Zuhause widerspiegeln
Ob die Klischees stimmen, dass manche nur zum günstigen Frühstücken kommen und andere jedesmal einen Beutel Teelichter mitnehmen, kann Sandra Schlahn nicht sagen. Aber: „Es macht uns aus, dass Kunden kommen und schauen, sich inspirieren lassen und später wiederkommen.“
Dafür wurden im letzten Jahr 70 Prozent der gesamten Showroom-Fläche im oberen Stockwerk umgebaut, „im laufenden Betrieb“, wie Marketingmann Boehm betont. Seither gibt es viel mehr Wände, „sie sollen das Zuhause widerspiegeln.“
Künftige Herausforderungen: Nachhaltigkeit und Online-Handel
Für die nächsten fünf Jahre nimmt sich das Ikea-Haus Duisburg das Thema Nachhaltigkeit weiter vor, sagt Schlahn. Bei den Produkten gebe es inzwischen etwa Küchenfronten aus recycelten PET-Flaschen und Tischsets aus Wasserhyazinthen. Konkret wird es auch bei der Wiederverwertung. Im Rahmen der „2. Chance“ können Kunden ihre Möbel für einen Einkaufsgutschein zurückgeben, sie werden dann aufbereitet und in der Fundgrube zum Kauf angeboten.
Smaland geschlossen
Ikea an der Beecker Straße 80 in Hamborn ist weiter geöffnet. Das Einrichtungshaus hat aber deutschlandweit vorübergehend das Småland-Kinderparadies, das Schweden-Bistro und das Restaurant geschlossen.
„Hej“, heißt es auf der Webseite, wo die Kunden über die Veränderungen informiert werden. Man werde die Infos der Weltgesundheitsorganisation und der lokalen Behörden weiter verfolgen.
Da der Online-Handel wächst, wolle man außerdem den Kunden Angebote machen, sie etwa mit Konzerten ins Haus holen. „Hier gucken, zuhause bestellen“, beschreibt Schlahn die Devise.
Rund um das Einkaufshaus soll zudem durch eine Initiative mit dem Nabu mehr Grün wachsen. Die Fläche auf dem Gelände einer früheren Kokerei ist versiegelt, darauf sollen aber Schmetterlingswiesen entstehen.
Ikea Duisburg in Zahlen:
- 32.000 qm Fläche
- 2000 Parkplätze
- 550 Sitzplätze im Restaurant
- deutschlandweit 97,2 Millionen Besucher und 5 Milliarden Euro Umsatz (davon 371 Millionen online)
Das Glashaus, 2012 angebaut, ist eines der größten in Deutschland, ähnliche Anbauten gibt es nur noch in Wuppertal und Kamen. Im Vergleich gehört der Duisburger Markt zu den mittelgroßen Ikea-Standorten.
Charity-Aktion für den Bunten Kreis
Ikea wird „überhäuft mit Anfragen zu Spenden, etwa von Kitas“, sagt Boehm. „Wir konzentrieren uns aber lieber auf eine Einrichtung.“ Seit Jahren geht der Erlös aus dem Weihnachtsbaumverkauf – drei Euro von jeder Tanne – an den Bunten Kreis Duisburg, bis zu 11.000 Euro Spenden waren das zuletzt. Regelmäßig würden Bedürftige zum Weihnachtsessen eingeladen – eine Charity-Aktion, bei der viele Mitarbeiter freiwillig helfen, betont Chefin Sandra Schlahn stolz.