Duisburg-Rheinhausen. Auf den Spuren der Lkw erkunden wir in einer Serie Duisburgs riesigen Logistikstandort. Keine leichte Aufgabe, denn die Hafen-AG geizt mit Infos.

Dienstagmorgen, kurz vor zehn, auf der Straße „Zum Logport“. Wer hier fährt, braucht Geduld. Nur ein bis zwei Lastwagen schaffen es bei Grün über die Ampel. Gemächlich schiebt sich die Kolonne aus dem Rückstau weiter bis zur Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße. Hier entspannt sich die Lage, die Lkw-Fahrer biegen nach links ab – auf die Zielgerade Richtung Logport.

Alltag in Rheinhausen. In diesen Tagen wird besonders viel geschimpft auf den Schwerlastverkehr, den der Aufschwung des Logistik-Areals mit sich gebracht hat. Anwohner beschweren sich nicht nur über den Stau, den die Transporter verursachen. Sie leiden auch darunter, dass Fernfahrer ihre tonnenschweren Fahrzeuge in Wohngebieten abstellen und hier mangels Alternativen bis zum nächsten Auftrag campieren. Eine Situation, die die Duisburger Hafen AG offenbar als Meinung einer Minderheit interpretiert.

„Die Mehrheit der Rheinhauser nimmt den Logport-Erfolg zustimmend zur Kenntnis“

„Ich glaube, die Mehrheit der Rheinhausener nimmt den Logport-Erfolg zustimmend zur Kenntnis, auch die bis zu 1600 Lkw-Fahrten am Tag“, wird Hafen-Chef Erich Staake 2018 in der Jubiläumszeitung zum 20. Geburtstag von Logport zitiert. „Immerhin fuhren in Rheinhausen zu Krupp-Zeiten auch schon 1000 Lastwagen am Tag und zwar lauter und mit mehr Abgasen als ihre heutigen Nachfolger“, relativierte Staake damals die zunehmenden Verkehrsströme rund um das wachsende Logistikzentrum.

Das Thema Lkw, fehlende Parkmöglichkeiten und Sanitäranlagen beschäftigt die Rheinhauser zurzeit.
Das Thema Lkw, fehlende Parkmöglichkeiten und Sanitäranlagen beschäftigt die Rheinhauser zurzeit. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In einer kleinen Serie beschäftigen wir uns in den kommenden Wochen mit dem Thema Logport. Gerne hätten wir uns zum Auftakt mit dem Vorstandsvorsitzenden der Duisburger Hafen AG persönlich darüber unterhalten, welche Auswirkungen (positiv und negativ) die Entwicklung des einstigen Krupp-Areals auf das Leben der Menschen in Rheinhausen hat.

Erich Staake gibt kein Interview

Leider steht Herr Staake für kein Interview mit unserer Redaktion zur Verfügung. Auch detaillierte Fragen an die Pressestelle zu aktuellen Zahlen rund um Arbeitsplätze, Flächen und Jobs auf dem Gelände werden nicht beantwortet. Eine Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation verweist stattdessen auf firmeneigene Internetseiten und die Jubiläumsbeilage.

Keine Führung über das Gelände

Was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft, so schirmt die Hafen AG ihr Erfolgsmodell Logport ab. Weder eine Führung über das Gelände, noch eine Rundfahrt am Verladehafen wurde uns ermöglicht. Noch nicht einmal eine Liste der Firmen, die sich seit 1998 angesiedelt haben, konnte man uns zur besseren Recherchemöglichkeit zur Verfügung stellen. „Da müssen Sie sich schon selber an die Firmen wenden“, lautete die Antwort.

So groß wie 370 Fußballfelder

Zum Glück ist das Gelände öffentlich zugängig. Und zum Glück sind viele der Unternehmen, die hier am Rhein auf einer Fläche von insgesamt 370 Fußballfeldern ihre Geschäfte machen, uns Redakteuren und unserer Berichterstattung gegenüber aufgeschlossen, so dass wir in den kommenden Wochen eine ganze Reihe von spannenden Geschichten über Logport I erzählen können.

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Kruppianer waren die Rheinhauser mit Stolz. Eine emotionale Identifikation mit Logport, die im Stadtteil spürbar ist, lässt auch im Jahr 22 nach der Umwandlung zum Logistikstandort noch auf sich warten. Dass Rheinhausen mit der Branche noch fremdelt, mag auch daran liegen, dass kaum jemand so wirklich weiß, was auf dem gigantischen Gelände genau passiert. Wohin fahren all die Lastwagen? Wo kommen sie her? Was haben sie an Bord? Wo gehen die Waren hin? Wie werden sie verladen? Wer arbeitet hier? Einen Teil der Fragen versuchen wir in unserer Serie zu beantworten.

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Dienstagmorgen, kurz nach elf. Der Verkehr auf der Zufahrtsstraße hat sich wieder entspannt. Die Lkw haben sich auf dem Logport-Gelände verteilt. Manche werden entladen, andere parken auf dem Seitenstreifen. In einem Führerhäuschen, das mit einem rot-weißen Fanschal mit der Aufschrift „Polska“ dekoriert ist, macht der Fahrer mit offenem Mund ein Nickerchen. Das Gebimmel der Container-Verladestation von „duisport rail“ nebenan scheint ihn nicht zu stören.

Die Seidenstraße auf der Schiene

Rote, grüne, blaue und orange Container wachsen in den Himmel. Einige tragen chinesische Schriftzeichen. Die Seidenstraße lässt grüßen. Die Schienenverbindung nach Fernost weiß auch das Unternehmen Yusen Logistics zu schätzen, das zu den ersten gehört, die sich 1998 auf das Abenteuer Logport einließen. Mittlerweile betreibt Yusen hier 67.000 Quadratmeter Lagerflächen, die sich auf sieben Hallen und ein Außenlager verteilen. Im ersten Teil unserer Serie stellen wir die Firma am Samstag vor.

Logport in Zahlen

  • Seit 1998 wächst der Logistikstandort Logport I auf dem Areal der ehemaligen Hüttenwerke in Rheinhausen. Die Dimension beschreibt die Duisburger Hafen AG in ihrem Sonderheft zum 20-jährigen Jubiläum 2018 so: „Heute arbeiten auf Logport I mehr Menschen, als es am Ende im Kruppschen Stahlwerk waren.“ EU und Land haben das Projekt mit 80 Millionen Euro unterstützt, der Hafen investierte einen dreistelligen Millionenbetrag. Rund 50 Unternehmen haben sich bisher auf der 265 Hektar großen Fläche angesiedelt. Darunter sind führende Logistikunternehmen wie Kühne + Nagel, DB Schenker, DHL oder NYK / Yusen Logistics.

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Es gibt rund 650.000 Quadratmeter Hallen. Genutzt werden sie von Firmen wie Danone Waters, Hewlett Packard, Johnson & Johnson oder Siemens. Bis 2018 sind über 5000 Arbeitsplätze entstanden. Aktuelle Zahlen nennt die Hafen AG auf unsere Nachfrage nicht. Angekündigt waren insgesamt 7000 Arbeitsplätze bis 2019. Voll belegt ist Logport I noch nicht. Das verraten Werbeschilder an der Zufahrt mit der Aufschrift: „Sie suchen Platz für Ihr Unternehmen?“.