Duisburg. Die Stadt meldet vier neue Corona-Infektionen und beruft den Krisenstab ein. Sparkasse schließt eine Filiale wegen infizierter Mitarbeiterin.
Die Stadt Duisburg hat wegen der Coronavirus-Epidemie den Krisenstab einberufen. Vertreter mehrerer Ämter, der Feuerwehr, Polizei und DVV tagten unter der Leitung des Beigeordneten Dr. Ralf Krumpholz erstmals am Mittwoch. Ein Thema war der Umgang mit Veranstaltungen, zu denen weniger als 1000 Menschen zusammenkommen. Solche mit mehr als 1000 Besuchern sagt die Stadt dem Erlass der nordrhein-westfälischen Landesregierung gemäß bis auf Weiteres ab. Währenddessen ist die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Duisburg weiter gestiegen.
+++ Coronavirus: Seit Donnerstag, 12. März, berichtet unsere Redaktion fortlaufend aktuell über die Entwicklung in Duisburg: zum Artikel +++
• Die Zahl der mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierten Personen in Duisburg ist auf sieben angestiegen. Die Testergebnisse lagen am Mittwochmorgen vor.
• Die Sparkasse Duisburg schließt wegen einer infizierten Mitarbeiterin die Filiale in Rheinhausen und hat acht Mitarbeiter vorsorglich in häusliche Quarantäne geschickt.
• Bislang sicher abgesagte Großveranstaltungen und Konzerte in Duisburg: die Gesundheitsmesse im City-Palais (28./29. März), die Messe „Spiel doch!“ im Landschaftspark (27. bis 29. März), die Weinmesse im Landschaftspark (4. und 5. April), das Konzert „Kai & Friends“ (Freitag, 13. März) in der Mercatorhalle, „Panikherz“ im Stadttheater (14. und 15. März)
Duisburg: Vier neue Covid-19-Patienten
Nach Angaben des Duisburger Gesundheitsamtes am Mittwoch (Stand: 11. März, 12 Uhr) sind vier neue Covid-19-Patienten auf Duisburger Stadtgebiet hinzugekommen. Die Testergebnisse lagen am Mittwochmorgen vor.
Drei der Infizierten seien aus Risikogebieten eingereist. (Das Robert-Koch-Institut, RKI, aktualisiert seine Liste solcher Risikogebiete täglich.) Eine der Personen habe direkten Kontakt zu einem Infizierten gehabt, sagte Stadtsprecherin Susanne Stölting. Alle Betroffenen befänden sich in häuslicher Quarantäne.
Zuletzt hatte das Duisburger Gesundheitsamt am 4. März eine neue Corona-Infektion gemeldet, nachdem sich eine Frau mittleren Alters bei einer Frau aus Heinsberg angesteckt hatte. Die ersten beiden positiven Testergebnisse lagen am 29. Februar vor: Zwei Frauen Mitte 20 hatten sich bei einer Karnevalsfeier in Geilenkirchen (Kreis Heinsberg) angesteckt.
Zu den am Mittwoch bekannt gemachten Patienten machte das Amt für Kommunikation zunächst keine näheren Angaben.
Sparkasse Duisburg schickt Mitarbeiter einer Filiale in Quarantäne
Dafür verbreitete die Sparkasse Duisburg am Mittwoch eigenständig die Nachricht, dass zu den vier neu Infizierten eine Mitarbeiterin der Geschäftsstelle an der Beethovenstraße in Rheinhausen zählt.
Demnach zeigte die Frau am ersten Arbeitstag nach der Rückkehr aus dem Urlaub in Österreich, am Montag, „die typischen Erkältungssymptome“, sagt Sprecher Andreas Vanek. Sie sei darum direkt nach Hause geschickt worden. Am Mittwochmorgen bestätigte das Testergebnis den Verdacht, so Vanek. Daraufhin habe der „Vorstand der Sparkasse Duisburg beschlossen, die Geschäftsstelle sofort zu schließen und die Belegschaft ebenfalls in häusliche Quarantäne zu schicken“.
Die Angestellte habe „im Backoffice gearbeitet und keinen Kontakt zu Kunden gehabt“, sagt Sparkassen-Sprecher Vanek. „Sie hatte aber Kontakt zu ihren Kolleginnen und Kollegen.“ Von diesen habe bis Mittwochmittag noch keine(r) Symptome gemeldet. Das Gesundheitsamt nehme nun Kontakt zu ihnen auf.
Die Geschäftsstelle an der Beethovenstraße bleibt vorerst geschlossen. Die Bank bittet Kunden, die umliegenden Geschäftsstellen in Bergheim (Trompeter Straße), Friemersheim (Kaiserstraße) und am Hochemmericher Markt zu nutzen.
Risikobewertungen für Veranstaltungen mit weniger als 1000 Besuchern
Die Duisburger Stadtverwaltung hatte nach dem Erlass der nordrhein-westfälischen Landesregierung am Mittwoch alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern „auf Basis einer Allgemeinverfügung“ abgesagt. Diese gelte „bis auf Weiteres“, sagte Stadtsprecherin Anja Kopka.
Betroffen davon ist etwa das ausverkaufte Konzert „Kai & Friends“ in der Mercatorhalle. Am Freitag wollten 1200 Gäste Gisbert zu Knyphausen, Kai Schumacher und die Duisburger Philharmoniker sehen. Das Konzert wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. „Die Tickets behalten Ihre Gültigkeit. Der Ersatztermin wird baldmöglichst mitgeteilt“, teilte die Stadt mit.
http://funke-cms.abendblatt.de:8080/esc-pub-tools/methode/search.jsp?publication=nrw-multiconfig#Der Krisenstab hat Mitarbeiter der Stadtverwaltung darüber hinaus beauftragt, für Veranstaltungen mit weniger als 1000 Besuchern schnellstmöglich eine „Matrix zur Gefährdungsanalyse“ zu erstellen, „nach welcher Risikobewertungen vorgenommen werden können, um einzelne Veranstaltungen schneller bewerten zu können.“
Denn vorerst trifft das Gesundheitsamt im Austausch mit Krisenstab und jeweils beteiligten Ämtern beziehungsweise städtischen Gesellschaften Einzelfallentscheidungen. Dabei werde zum Beispiel berücksichtigt, ob viele Angehörige von Risikogruppen erwartet werden und wie nahe sich Anwesende aufgrund der räumlichen Gegebenheiten kommen.
Dieser Leitfaden soll dann zur Risikobewertung von Veranstaltungen dienen, etwa der Duisburger Tanztage . Bei diesen sind zwar nie mehr als 1000 Menschen gleichzeitig in der Rheinhausen-Halle, weil das Publikum ständig wechselt. Gleichwohl reisen viele Tänzerinnen und Tänzerinnen aus ganz Deutschland an.
Entwarnung in Homberg: Corona-Test bei Erzieherin war negativ
Entwarnung konnte das Gesundheitsamt am Mittwochnachmittag im Fall der vorsorglich geschlossenen Kindertageseinrichtung in Homberg geben: Der Corona-Verdacht hat sich nicht bestätigt, die Kita In den Haesen nimmt ihren Betrieb am Donnerstag, 12. März, wieder auf.
Wegen des Verdachts auf eine Corona-Infektion bei einer Erzieherin war die Einrichtung am Dienstag, 11. März, vorsorglich geschlossen worden.
Theater Duisburg sagt „Panikherz“ ab
Auch die beiden Vorstellungen „Panikherz“ beim Theatertreffen am Samstag und Sonntag hätten voraussichtlich unter 1000 Zuschauer gehabt. Dennoch entschieden das Theater Duisburg und das Berliner Ensemble gemeinsam, das für den 14. und 15. März im Großen Haus geplante Gastspiel in die nächste Spielzeit zu verschieben.
Intendant Michael Steindl erläuterte die Absage vom Mittwochnachmittag so: „Vor dem Hintergrund, dass die großen Theater in Berlin bereits geschlossen sind und von Reisen nach NRW abgeraten wird, stand das Gastspiel aber zunehmend unter einem schlechten Stern. Wir sind wild entschlossen einen Ersatztermin in der nächsten Spielzeit zu finden, damit dieser besondere Theaterabend, auf den wir uns und viele andere sich gefreut haben, hier nach Duisburg kommt.“
Die Karten der „Panikherz“-Vorstellungen werden automatisch storniert und das Eintrittsgeld erstattet. Falls von Seiten des Theaters aus Rückfragen zur Rückzahlung bestehen, meldet sich die Theaterkasse bei den betreffenden Kundinnen und Kunden. Anonymkäufer am Schalter bittet das Theater Duisburg, mit der Theaterkasse Kontakt aufzunehmen. Abonnentinnen und Abonnenten erhalten eine automatische Rücküberweisung in Höhe des anteiligen rabattierten Vorstellungswertes. Bei der Bearbeitung und Rücküberweisung bittet das Theater Duisburg die Kundinnen und Kunden um Geduld.
Krisenstab der Stadt Duisburg entscheidet über Maßnahmen und Kommunikation
Der Krisenstab setzt sich aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung, des Duisburger Gesundheitsamtes und weiterer Ämter, der Feuerwehr, der Polizei und der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) zusammen. Der Krisenstab kann um externe Fachleute erweitert werden. Der Stab soll die Lage beurteilen und notwendige Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung schnell und effektiv einleiten.
„Der Krisenstab ist die einzige Kommunikationsebene im Krisenfall zu Medien und zur Bevölkerung“, erklärt die Stadt grundsätzlich. „Er gibt nur gesicherte Informationen und Sachstände an die Medien und die Bevölkerung heraus.“ Zuvor hatten sich Vertreter der Ämter bereits täglich zur Besprechung der Lage getroffen.
Gesundheitsmesse im City-Palais abgesagt
Am Mittwochmorgen meldeten sich die Veranstalter der Gesundheitsmesse Duisburg mit einer Terminverschiebung. Die „Gesundheits.Messe.Duisburg“ war für den 28. und 29. März im City-Palais geplant und soll wegen der Corona-Epidemie auf Mitte November verschoben werden.
Veranstalter Frank Oberpichler sagte, er folge den Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Am vergangenen Montag hatten wir nach Rücksprache mit dem Gesundheitsdezernat und dem Gesundheitsamt der Stadt Duisburg noch grünes Licht für die Veranstaltung bekommen.“ Ausstellern und Besuchern der Messe solle eine sichere und „gesunde Veranstaltung“ geboten werden. Die Aussteller wurden bereits informiert, alle Anmeldungen behalten ihre Gültigkeit.
Oberpichler: „Es keinen Sinn, die Messe durchzuführen, solange öffentliche Veranstaltungen aus Sorge um mögliche Infektionen gemieden werden. Auch möchten wir nicht, dass sich Menschen unwohl beim Besuch der Messe fühlen müssen.“
Messe „Spiel doch!“ im Landschaftspark fällt aus
Auch die Organisatoren der Messe „Spiel doch!“ haben sich am Mittwoch zu Wort meldet. Sie hatten vom 27. bis 29. März in der Kraftzentrale des Landschaftsparks Duisburg 14.000 Besucher erwartet und sind vom landesweiten Verbot von Veranstaltungen mit über 1000 Menschen betroffen: „Wir hatten lange gehofft, dass wir die Veranstaltung doch durchführen können und entschuldigen uns für alle eventuell entstandenen Unannehmlichkeiten. Natürlich sind wir selbst sehr enttäuscht, das gesundheitliche Wohlergehen der Teilnehmer geht aber selbstverständlich vor“, erklärten Jens und Tim Nostheide, die Geschäftsführer des gleichnamigen Verlages aus Memmelsdorf (Kreis Bamberg).
Im Vorverkauf erworbene Karten seien weiter gültig, könnten aber auch zurückgegeben werden. Ob und wann die Messe für Brett- und Kartenspiele nachgeholt wird, steht noch nicht fest. „Wir werden zeitnah über das weitere Vorgehen informieren“, schreibt der Verlag
Weinmesse im Landschaftspark ersatzlos gestrichen
Die Veranstalter der „Baden-Württemberg Classics“ hatten die für das erste April-Wochenende geplante Weinmesse im Landschaftspark bereits vorige Woche abgesagt. Man folge damit der Empfehlung der Bundesregierung, die Prinzipien des Robert-Koch-Instituts zu berücksichtigen. Erwartet worden waren für das erste April-Wochenende rund 4000 Besucher.