Duisburg-Hochfeld. Das Sozialunternehmen Lebensräume baut ein Wohnheim für Behinderte in Duisburg und legte den Grundstein. Das Bauprojekt soll Hochfeld aufwerten.
Das Sozialunternehmen „Lebensräume“ baut in Duisburg-Hochfeld ein neues Wohnheim für behinderte Menschen und ist jetzt einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Auf der Baustelle an der Wanheimer Straße haben die Lebensräume mit künftigen Bewohnern jetzt den Grundstein verschlossen.
Erste Überlegungen für diesen Neubau hatte das Sozialunternehmen bereits 2009 angestellt, wie Geschäftsführer Thomas Wittke bei der offiziellen Grundsteinlegung erzählt. Dort entstehen seit dem Spatenstich im vergangenen Juli insgesamt 24 Wohneinheiten. „Zunächst mussten wir aber klären, was mit unserem Altbau passiert“, ergänzt er. Dieses Gebäude grenzt an das neuerworbene Grundstück, das zuvor der katholischen Kirche gehörte, und wird erst einmal stehen bleiben.
Auch interessant
Wohnfläche beträgt insgesamt 1500 Quadratmeter
Ein Abriss ist jedoch in zwei, drei Jahren vorgesehen, zumal das alte Wohnheim schon bald überflüssig sein wird. „Es entspricht nicht mehr dem heutigen Standard“, begründet Wittke, warum der Neubau mit vier Etagen nötig ist. „Behindertenhilfe muss viel individueller und kleinteiliger werden“, findet Wittke. Während nebenan die Bewohner noch in Zweierzimmern leben, wird in dem neuen Gebäude ausschließlich in Einzelzimmern von mindestens 16 Quadratmetern gewohnt. Insgesamt ist eine Wohnfläche von 1500 Quadratmetern vorgesehen. Wichtig sind den Lebensräumen als Bauherr zudem, dass alle Wohnungen inklusive der Bäder barrierefrei sind.
Dorthin ziehen jedoch nicht alle bisherigen Bewohner, die Lebensräume freuen sich auch auf externe Interessenten. Allerdings reicht eine Schwerbehinderung nicht aus, um den Zuschlag zu bekommen, es muss eine anerkannte, wesentliche körperliche oder geistige Behinderung sein, etwa Trisomie 21.
Ein Gegenentwurf zur Massenbetreuung
Bei seinem Gegenentwurf zur Massenbetreuung will das Sozialunternehmen allerdings auch die Inklusion stärken, weshalb einige Bewohner auf dem normalen Wohnungsmarkt unterkommen werden – derzeit laufen unter anderem Gespräche mit der städtischen Gebag.
Das Bauprojekt hatte einige Schwierigkeiten, die den Beginn immer wieder verzögerten, so Wittke, der das 1835 Quadratmeter große Gelände zunächst pachten und nicht kaufen wollte. Zudem sei das Areal auf Bomben untersucht worden, und während man sich um den Vogel- und Tierschutz sorgte, sei das Grundstück wieder zugewuchert und musste erneut gerodet werden. Erst dann war endlich die Zeit für den Spatenstich gekommen.
„Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, aber jetzt, wo ich hier stehe, macht es ja doch Spaß“, sagt Wittke bei der Grundsteinlegung. Den hatten ebenfalls die Gäste, darunter zahlreiche Bewohner, die mit ihm auf der Baustelle standen und freudig seine Zeitkapsel füllten. Hinein kamen etwa ein Bauplan, Euromünzen, ein Schlüsselanhänger, Stifte und Broschüren, bevor alle gemeinsam die Kapsel einmauerten.
Das Bauprojekt soll auch den Stadtteil Hochfeld aufwerten
Den Lebensräumen gehe es bei dem Projekt aber um mehr als ihr sogenanntes Haus für Gemeinschaftliches Wohnen, betont Wittke beim anschließenden Sektempfang: „Wir wollen auch den Stadtteil aufwerten und einen Ort für Begegnungen schaffen.“ Daher bleibe das neue Wohnheim für Behinderte ganz bewusst in Hochfeld, und auf dem Grundstück an der St.-Bonifatius-Kirche entsteht später ein Park für alle Menschen aus dem Stadtteil.
Das ist aber noch Zukunftsmusik, denn das Sozialunternehmen rechnet als Bauherr derzeit damit, dass die Arbeiten erst zum Jahresende fertiggestellt werden. Demnach könnten die ersten Bewohner dort Anfang 2021 einziehen. Zuvor soll aber erst das Richtfest gefeiert werden – natürlich wieder mit den aktuellen Bewohnern von nebenan.