Duisburg. Schüler sollen schon mit ersten Erkältungssymptomen nicht mehr am Unterricht teilnehmen. Warum sich Lehrer über den Erlass vom Schulamt ärgern.

Eltern sind verunsichert, Lehrer werden in den Sozialen Medien angegangen: Das Rundschreiben des Amtes für Schulische Bildung im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Duisburg sorgt für Aufregung. Kinder mit Erkältungssymptomen sollen ab sofort vom Unterricht ausgeschlossen und nach Hause geschickt werden. Michael Fuchs, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) in Duisburg, kritisiert die Stadt für das Schreiben.

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So wird ein Abstrich für den Test auf das Coronavirus gemacht. Das Amt für Schulische Bildung in Duisburg weist Schulend und Lehrer an, Kinder mit Erkältungssymptomen nach Hause zu schicken.
Von Philipp Wahl, Martin Ahlers und Sinan Sat

Dass Kinder nun bereits bei ersten Anzeichen einer Erkältung wie Schnupfen oder Husten nicht mehr am Unterricht teilnehmen sollen, hält Fuchs für völlig überzogen. Er ist Lehrer einer Grundschule in Bruckhausen: „Wenn bei einem Kind die Nase läuft, bekommt es ein Tempo, aber ich schicke es doch nicht gleich nach Hause“, stellt der Pädagoge klar. „Und ein Großteil meiner Kolleginnen und Kollegen macht das auch nicht anders.“ Er habe sich diesbezüglich schon an anderen Schulen umgehört.

Duisburger VBE-Vorsitzender: „Auch einige Lehrer sind verunsichert“

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„Allerdings sind durch einige unglückliche Formulierungen in dem Schreiben auch einige Lehrer verunsichert“, so Fuchs. „Wir sind ja keine Ärzte und jeder hat ein anderes Empfinden, ob es sich um einen vergleichsweise harmlosen Husten oder etwas Schlimmeres handelt.“

Michael Fuchs ist Grundschullehrer in Bruckhausen und VBE-Vorsitzender in Duisburg.
Michael Fuchs ist Grundschullehrer in Bruckhausen und VBE-Vorsitzender in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Fuchs versichert aber, dass jeder Lehrer „sehr verantwortungsvoll“ mit der aktuellen Situation umgehe. „Niemand hat Interesse an leeren Klassen – allein schon, um den Unterrichtsstoff durchzubekommen“, so der VBE-Vorsitzende. Deshalb bleibe „jetzt auch kein Kollege leichtfertig zuhause. An unserer Schule haben wir da auch nicht mehr Krankheitsmeldungen als sonst. Da kann ich die Eltern, speziell Berufstätige, Alleinerziehende, beruhigen.“

Wunsch nach einem zentralen Schreiben des Schulamts direkt an die Eltern

Dass kranke Lehrer und kranke Kinder nicht in die Schule gehören, sei unabhängig davon völlig klar. „Das galt vor der Ausbreitung des Coronavirus und wird auch danach gelten“, sagt Fuchs. Und Eltern für das Thema noch einmal zu sensibilisieren, auch Kinder auf wichtige Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen aufmerksam zu machen, sei völlig richtig: „Ich hätte mir allerdings ein zentrales Schreiben von der Stadt direkt an die Eltern gewünscht“, so Fuchs. „So wird jetzt den Schulen und speziell den Lehrern der Schwarze Peter zugeschoben.“

Rüdiger Wüllner, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Duisburg, findet das städtische Schreiben zumindest unglücklich: „So wird den Lehrern unnötigerweise noch mehr Verantwortung aufgebürdet.“

Er erzählt ein Beispiel aus einer Duisburger Grundschule, das allerdings auch ein wenig zum Schmunzeln ist: „Eine Lehrerin klärt die Klasse auf, wann Schüler nach Hause geschickt werden müssen. Und was passiert? 25 Kinder fangen plötzlich an, ganz theatralisch zu husten...“

Mehrere Schulleiter wollten sich auf Anfrage der Redaktion zu dem Rundschreiben des Schulamtes nicht äußern.