Duisburg. Die FDP Duisburg gönnt sich vor der Wahl einen größeren, jüngeren Vorstand. Ihr Topthema: die Digitalisierung. Zuversicht – trotz Thüringen.
Mit einem größeren, deutlich verjüngten Kreisvorstand will die FDP Duisburg in den Kommunalwahlkampf ziehen. Und künftig per Whatsapp schneller Entscheidungen treffen.
Beim Kreisparteitag am Sonntag wurde Wilhelm Bies zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er und seine Mitstreiter seien mit über 90 Prozent Zustimmung gewählt worden, sagt Bies am Rande der Versammlung. Von rund 180 Mitgliedern waren etwa 50 in die Geschäftsstelle gekommen. Immer wieder kreisen blaue Putzeimer, zwölf Wahlgänge gilt es an diesem Sonntag zu meistern. Die Wahlbeteiligung wird zum Anstoß des MSV-Spiels geringer, anderen liefert das Handy die aktuellen Spielstände.
FDP Duisburg: Mit neuem Vorstand in die Kommunalwahlen
Die Liberalen gönnen sich künftig drei stellvertretende Vorsitzende: Oliver Alefs, der zuvor als Schriftführer im Vorstand war, Carlos Gebauer und der JuLi-Vorsitzende Sven Benentreu.
Einzige Frau im Vorstand ist Kira Schulze-Lohoff, die als Schriftführerin fungiert. Über eine Whatsapp-Gruppe wolle der Kreis im engen und schnellen Austausch bleiben, kündigt Bies an.
Der neue Vorstand der FDP Duisburg
Das ist der neue Kreisvorstand der FDP:
Der Vorsitzende Wilhelm Bies ist 52 Jahre alt, seit 25 Jahren Parteimitglied, seit 1999 im Rat der Stadt. Er ist als kaufmännischer Angestellter bei einem Entsorgungsbetrieb beschäftigt.
Oliver Alefs ist gelernter Koch, Berufs- und Arbeitspädagoge. Der 47-Jährige lebt seit 20 Jahren in Duisburg.
Carlos A. Gebauer, Jahrgang 1964, ist seit 1998 FDP-Mitglied. Der Jurist hat in Fernseh-Shows wie „Die 2 – Anwälte mit Herz“ und „Das Strafgericht“ mitgespielt. Er war als Richter tätig und ist aktuell Fachanwalt für Medizinrecht in einer Düsseldorfer Kanzlei. Außerdem veröffentlicht er Bücher und Kolumnen.
Sven Benentreu (26), seit drei Jahren Vorsitzender der Jungen Liberalen, studiert Politikwissenschaften und arbeitet bei der Stiftung Mercator.
Kira Schulze-Lohoff ist 25 Jahre alt, Rechtsreferendarin am Landgericht Düsseldorf und Leichtathletin. In der FDP ist sie stellvertretende Vorsitzende des Ortsverbandes Duisburg-Mitte.
Die Thüringen-Wahl und die Folgen in Duisburg nahm sich Oliver Alefs vor. In seiner Rede erklärte er, dass er es als Schlag ins Gesicht empfunden habe, dass „der amtierende Oberbürgermeister zu einer Demonstration vor der Geschäftsstelle aufgerufen habe“. Als ehrenamtlicher Lokalpolitiker müsse er sich wegen der Schmierereien an der Hauswand nun mit dem Staatsschutz und dem Verfassungsschutz herumschlagen.
In der vergangenen Woche hatte Vize-Chef Dirk Schlenke deshalb seinen Abschied aus der Politik bekannt gegeben. Zu sehr ärgerte ihn, dass seine Partei an den rechten Rand gerückt wurde. An einer Demo gegen Rechts habe er sich gern beteiligen wollen, aber nicht vor der FDP-Geschäftsstelle, deren Fassade beschmiert wurde.
„Wir sind eine Partei der Mitte“
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Auch Alefs sagt: „Ich wehre mich dagegen, als Nazi beschimpft zu werden. Wir sind eine Partei der Mitte.“ Das Duisburger Rathaus müsse bunt sein und da gehöre das FDP-Gelb dazu.
Thomas Wolters, der das Amt des Kreisvorsitzenden nach vier Jahren aus privaten Gründen niedergelegt hat, ist rückblickend zufrieden mit seiner Arbeit. Duisburg sei „kein liberales Pflaster“, dennoch habe er bei der OB-Wahl das beste Ergebnis eingefahren, das je ein FDP-Kandidat gehabt habe. Die Kommunalwahl werde „nicht lustig, aber das ist nicht unsere Verantwortung“, erklärte er mit Blick auf Thüringen. Wolters bleibt weiter Fraktionsgeschäftsführer.
Umfangreiches Kommunalwahlprogramm auf den Weg gebracht
Auf 14 Seiten entwerfen die Liberalen ihre Sicht zu Duisburger Themen. Naturgemäß geht es da um mehr Firmenfreundlichkeit und andere Wirtschaftsthemen, wie die Stärkung des Einzelhandels, aber auch um die Einführung von Unterstützungskräften in Schulen, damit Lehrer von ihren außerunterrichtlichen Aufgaben befreit werden.
Beim Kreisparteitag wird um jedes Komma gerungen, werden Formulierungen auf ihre Deutungsmöglichkeiten überprüft. Vor allem die JuLis haben intensiv gearbeitet, machen viele Verbesserungsvorschläge. Verständlich soll das Wahlprogramm sein, einen deutlichen Markenkern haben.
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Schwerpunkt wird im Wahlkampf das Thema Digitalisierung, betont Wilhelm Bies. „Wir dürfen wirtschaftlich den Anschluss nicht verpassen.“ In Sachen Smart City seien andere Kommunen viel weiter. Den „Minderheitenschutz“ habe man aber auch im Blick. Nicht für alles müsse es eine App geben und analog müssten Behördengänge auch künftig noch möglich sein.
Für Sven Benentreu und die Jungen Liberalen steht außerdem das Thema Konsumräume ganz weit oben. Polizei und Ordnungsamt würden die Offene Szene am Kantpark nicht in den Griff bekommen. Nach dem Vorbild Frankfurt fordern sie Fixerstuben, weil dadurch der Konsum von der Straße geholt werde und man zugleich soziale und medizinische Angebote machen könne.
Trotz Thüringen ist Aufbruchstimmung spürbar
Wilhelm Bies, der auch Ratsfraktionsvorsitzender ist, zieht mit dem Ziel „3 plus x“ in den Wahlkampf. Sein Motto „Drei Männer und Frauen sind eine Fraktion, ich bin da zuversichtlicher als die Partei selbst.“
Losgelöst von Thüringen guckt auch Elias van Ackeren nach vorne. Der 18-Jährige erlebt seinen ersten Kreisparteitag, erst seit Dezember ist er Mitglied. Freiheit, Selbstständigkeit, Digitalisierung – dafür stehe die Partei und deshalb sei er eingetreten. Ähnlich wie Nils Kaminski (21) freut er sich, dass die Partei jungen Leuten auch im Vorstand eine Chance gibt. Heinrich Füszl (67), der schon über 40 Jahre in der FDP ist, freut die Verjüngungskur ebenso. „Das ist gleich eine aggressivere Aufbruchsstimmung“, lobt er die Rede von Alevs.