Duisburg. In der Mercatorhalle spielten die Cinema Festival Symphonics den Harry-Potter-Soundtrack. Das Gastorchester spielte leider oft auf Muggel-Niveau.

Es ist wie Magie: Einmal in vier Jahren bekommt die Menschheit einen Extratag geschenkt. In diesem Jahr war es der vorige Samstag, und die vielen Besucher in der Mercatorhalle nutzten diesen zauberhaften Tag, um nicht minder zauberhafter Musik zu lauschen. Das „Cinema Festival Symphonics“-Orchester gastierte in Duisburgs guter Stube und spielte die musikalischen Highlights der Harry-Potter-Verfilmungen. Der orchestrale Soundtrack von John Williams und seinen Nachfolgekomponisten begeisterte mit Klang-Magie – das Orchester entpuppte sich aber leider hin und wieder als Muggel-Ensemble.

Cinema Festival Symphonics in Duisburg: Publikum stellt Liebe zu Harry Potter zur Schau

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Im Foyer der Mercatorhalle tummeln sich vor dem Konzert eine Menge begeisterte Hexen und Zauberer. Pullis, Shirts und Schals in den Hogwartsfarben überall, zwei kleine Magier sind sogar mit Zauberstab und Umhang gekommen. Entsprechend ungeduldig rutschen die vielen jungen Fans auf ihren Sitzen herum, bis endlich das Licht erlischt und das Orchester die Bühne betritt.

Den Anfang macht John Williams „Hedwig’s Theme“, das wohl ikonischste Stück der gesamten Filmreihe. Die mystische, getragene Komposition fängt den Geist der zauberhaften Potter-Welt hervorragend ein – und zeigt, wie Richard Wagner mit seinen Werken Filmkomponisten der Neuzeit geprägt hat.

Seine Musik wurde in der Duisburger Mercatorhalle gespielt: Komponist John Williams (hier 2016).
Seine Musik wurde in der Duisburger Mercatorhalle gespielt: Komponist John Williams (hier 2016). © dpa | Chris Pizzello

Während die Streicher eher für die Fläche sorgen, sind Melodie und Akzente meist die Aufgabe der Bläser. Dass das Gastorchester in der Mercatorhalle mit vergleichsweise kleiner Besetzung spielt, nimmt dem Stück zwar etwas Durchschlagskraft, aber nichts von seiner Magie.

Nacherzählung der Filme auf der Leinwand begleiten die Musik

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Auf der Leinwand wird, passend zu den jeweiligen Stücken, die Geschichte des jungen Zauberlehrlings nacherzählt. Natürlich springt die Erzählung, lässt Details aus – aber im Mittelpunkt steht ja schließlich auch die Musik. Die charmanten Zeichnungen von Schlüsselmomenten der Filme passen hervorragend zum verspielten Charakter der Kompositionen, bloß die Bildrechte der Harry-Potter-Verfilmungen von Warner Bros scheint das „Cinema Festival Symphonics“-Orchester nicht bekommen zu haben; auch nach Hauswappen sucht das Publikum vergebens.

Dafür werden die Zuschauer aber mit den großen Themen der Filmreihen verwöhnt. Neben John Williams, der die ersten drei Filme vertonte, arbeiteten auch Patrick Doyle, Nicolas Hooper und Alexander Desplat an den Filmen – die ikonischen Kompositionen stammen aber allesamt aus der Feder der Filmmusik-Legende. Das wunderschön-sanfte Weihnachtsthema etwa, bei dem auch der kleine Frauenchor seinen ersten Auftritt hat, schwebt vor lauter Leichtigkeit durch die Mercatorhalle, die Vertonung des Fahrenden Ritters besticht durch viel Mickey-Mousing.

Orchester offenbart immer wieder Schwächen

Musik aus dem neuesten Potter-Teil

Als besonderes Finale spielte das Orchester am Samstag Musik aus dem neuesten Harry-Potter-Teil, „Harry Potter und das verwunschene Kind“, ein Theaterstück aus der Feder von Jack Thorne.

Die Musik zum Stück hat die britische Musikerin Imogen Heap geschrieben. Die Künstlerin ist einer breiten Masse durch ihr Lied „Hide and Seek“ bekannt geworden.

Die Musik zum Harry-Potter-Stück ist, anders als die orchestralen Kompositionen von John Williams, von viel Elektronik geprägt – ganz im Stile von Imogen Heap.

Nicht so magisch wie die Musik selbst ist leider das Gastorchester in der Mercatorhalle. Auffällig oft sind sich die Musiker bei Einsätzen uneinig, bei filmmusiktypischen, akzentreichen Kompositionen ist das besonders verheerend. Manchmal schleichen sich auch schlicht falsche Töne ein. Das kann mal passieren – wenn die billigste Eintrittskarte 40 Euro kostet, dürfen die Zuhörer aber eigentlich besseres erwarten.

Dass einzelnen Sektionen des Orchesters immer wieder rennen muss wohl die Dirigentin auf ihre Kappe nehmen. Bei aller, wenn auch berechtigten Nörgelei darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass das Ensemble die Magie der Harry-Potter-Musik trotz einiger Schwächen in Duisburg gut eingefangen hat.