Duisburg. Die Duisburger Philharmoniker haben Raritäten von Dvorak und Schumann interpretiert. Gastdirigent Shwartz achtet auf klangliche Transparenz.
Antonin Dvoraks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ ist einer der großen Hits der klassischen Musik, Ansonsten hört man gelegentlich seine 8. Sinfonie, aber sein sonstiges sinfonisches Schaffen fristet ein Schattendasein im Konzertbetrieb. Dass diese Praxis falsch ist, bewiesen jetzt die Duisburger Philharmoniker unter Benjamin Shwartz im Philharmonischen Konzert in der Mercatorhalle.
Auf dem Programm stand nämlich die selten zu hörende 7. Sinfonie. Eröffnet wird der Abend mit Antonin Dvoraks Sinfonischer Dichtung „Die Waldtaube“. Hinter dem idyllischen Titel verbirgt sich eine düstere Geschichte um eine Ehefrau, die ihren Mann vergiftet, um sich ihrem Liebhaber widmen zu können. Dann wird sie jedoch vom schlechten Gewissen gepackt und begeht Selbstmord.
Duisburg: Gastdirigent Shwartz achtet auf klangliche Transparenz
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Dvorak kleidet das dramatische Geschehen in lichte Töne. Dirigent Benjamin Shwartz, der in dieser Saison erster Gastdirigent der Philharmoniker ist, vermeidet eine akustische Überwältigung des Publikums, sondern achtet vielmehr auf klangliche Transparenz. Die Übergänge der einzelnen Episoden gehen fließend ineinander über und dank des informativen Programmheftes, kann man sich die Geschichte, die Dvorak anschaulich und plastisch in Töne setzt, gut vorstellen.
Die „Waldtaube“ besitzt zudem auch schöne Tanzmusiken, sodass man sich wundert, dass diese Sinfonische Dichtung noch nicht als Ballett auf die Bühne gebracht wurde. Viele tänzerische Momente besitzt auch die Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70, die nach der Pause erklingt.
Ungenauigkeit in den Hörnern zu Beginn
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Die gesamte Sinfonie ist von einem folkloristischen Geist durchweht. In den Allegro-Ecksätzen schlägt Benjamin Shwartz ein frisches Tempo an, gestaltet dies aber auch sehr biegsam und flexibel. Die Schönheit des epischen Beginns der Sinfonie wird durch Ungenauigkeiten in den Hörnern getrübt. Im ersten Satz setzt Shwartz immer wieder auf den Effekt der Verzögerung von Höhepunkten, um die Spannung zu steigern.
Die großen Klangkulminationen am Ende jedes Satzes erklingen mit der Wucht einer Bruckner-Sinfonie. Wenn Shwartz dann das Finale der Sinfonie mit einem geradezu jugendlichen Schwung ertönt und die Melodien kraftvoll aufblühen, fragt man sich, warum die frühen Sinfonien dieses tschechischen Komponisten in Deutschland so gut wie nie zu hören sind?
Solist spielt auf berühmtem Stradivari-Cello
Zwischen den beiden Dvorak-Kompositionen erklingt das Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129 von Robert Schumann. Als Solist ist Christian Poltéra zu erleben, der auf dem berühmten Stradivari-Cello „Mara“ musiziert. Mit sandig-warmen Ton leuchtet das Cello über das Orchester hinweg. Selbst die ganz zarten Töne schwingen fast greifbar bis in die hintersten Reihen des Saales. Auch wenn sich das Cello durch alle Lagen musiziert, ist das Solo-Instrument der rote Faden, der das Stück zusammenhält. Christian Poltéra musiziert in weit gedachten Bögen. Dabei trumpft er gar nicht effekthascherisch auf, sondern sein Spiel wirkt wie ein innerer Monolog, der sich auch sprunghaft in die unterschiedlichsten Richtungen entwickelt.
Schumanns Cello-Konzert, das 1850 in Düsseldorf entstand, atmet nicht die unbeschwerte Lebensfreude der kurz danach entstandenen „Rheinischen Sinfonie“, besitzt aber einen großen hintergründigen Humor. So entfaltet der Cellist im Wechselspiel mit den Duisburger Philharmonikern pointierte Dialoge und wird vom Duisburger Publikum mit langanhaltendem Beifall gefeiert. Als Zugabe spielt Poltéra eine Sarabande von Johann Sebastian Bach.
Das nächste Philharmonische Konzert
Echte Klassikhits stehen im nächsten Philharmonischen Konzert am 4. und 5. März auf dem Programm: Generalmusikdirektor Axel Kober dirigiert Mozarts 40. und Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie (da-da-daaaaa). Zudem spielt Anna Malikova, die aktuelle „Artist in Residence“ des Orchesters, das 4. Klavierkonzert von Camile Saint-Saens.