Duisburg. Seit Jahren hat die Belegschaft in Hüttenheim Investitionen in ihr Werk gefordert. Die Ignoranz der alten Bosse schmerzt nun besonders.

Die Pläne des Thyssenkrupp-Vorstands, das Grobblechwerk in Hüttenheim Ende Juni zu schließen, sollte sich kein Käufer finden, bedeuten zu allererst eine menschliche Tragödie: Die 800 Mitarbeiter dort bangen seit Jahren um ihre Arbeitsplätze, um ihr Werk. Das war ja der Grund, warum sie von den Entscheidern im Konzern, tragischerweise fast schon traditionell, Investitionen in die veraltete Anlage gefordert hatten. Zuletzt appellierten sie verständlicherweise vorwurfsvoll, nachdem der damalige Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff den TKS-Standort – und gefühlt: auch die Menschen dort – im Sommer 2019 angezählt hatte. Nun geht die Hängepartie für die Beschäftigten und ihre Familien noch einige Monate weiter, und das Licht am Ende des Tunnels scheint schwach wie eine Kerzenflamme, die zu ersticken droht.

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In die Ungewissheit mischt sich viel Wut, weil die Mahnungen der Belegschaft von den Führungskräften kontinuierlich ignoriert wurden.

Duisburg: Fehler der Vergangenheit sind nicht mehr gut zu machen

Darum ist es keine populistische Vereinfachung, die Fehlentscheidungen des Managements als eine Hauptursache für die Misere anzuprangern. Dass Kerkhoff nach einem Jahr trotz des geplanten Abbaus von insgesamt 6000 Stellen mehr als sechs Millionen Euro Abfindung kassierte, ist da nur ein Aufreger am Rande. Die Arbeiter in Duisburg müssen die Fehlinvestitionen der Bosse Ekkehard Schulz und Gerhard Cromme ausbaden. Sie setzten 2005 durch, dass Thyssenkrupp zwölf Milliarden Euro in den Bau zweier Stahlwerke in Brasilien und den USA steckte. Dieser Größenwahn endete mit Milliardenverlusten.

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So schmerzt es besonders, dass ein mit so viel weniger Geld modernisiertes Grobblechwerk dem klammen Konzern heute wohl Einnahmen bescheren könnte. Aber heute hat dieser kein Geld mehr für Investitionen – und potenzielle Investoren werden sich einen veralteten Verlustbringer wie die Hüttenheimer Produktion wohl kaum ans Bein binden. Die Fehler der Vergangenheit sind für die Belegschaft in Hüttenheim kaum mehr gut zu machen.