Duisburg. Bei den Mitarbeitern der Sona-Präzisionsschmiede ist die Sorge groß. Seit sieben Wochen gibt es kein Gehalt. Bangen um einen Traditionsstandort.
Wie geht es mit der Sona-Präzisionsschmiede in Duisburg-Wanheim weiter? Seitdem die Geschäftsführung um den indischen Eigner Surinder Kapur am 27. Januar beim Amtsgericht Wuppertal Insolvenz beantragt hat, geht bei den 275 Beschäftigen am Standort die Angst um ihre Arbeitsplätze um. Ein Traditionsfabrik steht auf der Kippe.
Ziel der Insolvenz in Eigenverantwortung sei es laut IG-Metall-Sekretär Ünsal Baser zwar, die Firma in Gänze zu erhalten und den Betrieb weiterzuführen – er schränkt jedoch ein: „Keiner der drei Standorte ist sicher.“ Neben der Fabrik an der Friemersheimer Straße unterhält Sona noch Werke in München und Remscheid.
Rheinstahl, Thyssenkrupp und nun Sona: Maschinenfabrik ist Traditionsstandort
Die Maschinenfabrik an der Friemersheimer Straße ist aber ein absoluter Traditionsstandort: Seit über 100 Jahren stellen Arbeitern in den Hallen in Millimeterarbeit Schmiedestücke für Autos, Lastwagen, Baumaschinen und Bahnen her. Zunächst unter dem Namen Rheinstahl, später unter dem Firmendach von Thyssenkrupp und seit 2008 als Sona BLW Präzisionsschmiede GmbH. In den 1960er Jahren waren hier über 4000 Menschen beschäftigt, heute sind es noch 275 Beschäftigte – und bei denen sind die Sorgen aktuell sehr groß.
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„Die Stimmung ist beschissen. Wir haben alle Angst, dass es nicht weitergeht“, berichtete Sona-Mitarbeiter René Gröschel am Freitag bei einer Informationsveranstaltung von Betriebsrat und IG Metall. Zum Hintergrund: Das Werk in Wanheim ist noch eine klassische Schmiede. Viele Mitarbeiter sind an- oder umgelernt. Das Durchschnittsalter der Belegschaft ist hoch. „Wie soll es denn mit uns weitergehen? Aus unseren gelernten Jobs sind wir seit 30 Jahren raus. Wir finden doch nichts mehr“, sagt ein Beschäftigter, der seinen Namen nicht nennen möchte.
Sona-Mitarbeiter warten auf Januar-Gehalt
Die Nachricht über die Insolvenz erhielten die Mitarbeiter in der vergangenen Woche bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung. Auf das Januar-Gehalt warten sie seitdem. „Bei manchen Kollegen ist die letzte Gehaltszahlung mittlerweile sieben Wochen her“, bestätigt Ünsal Baser, der aber auch verkünden konnte, dass die Beschäftigen etwa 80 Prozent ihres Gehalts zeitnah in einer ersten Abschlagszahlung aus der Insolvenzkasse erhalten werden. Eine weitere Ausgleichszahlung soll dann folgen. Während der dreimonatigen Prüfung des Insolvenzantrags erhalten die Angestellten laut Gesetz von der Agentur für Arbeit ihre Lohnzahlungen. Bis Ende März muss der Sachbearbeiter des Wuppertaler Amtsgerichts eine Entscheidung über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens fällen.
Wie groß die Verunsicherung bei den Mitarbeitern ist, zeigten auch die vielen Fragen über Lohn- und Gehaltszahlungen, Arbeitslosenrecht und sogar mögliche Auffanggesellschaften, die den Sona-Betriebsrat erreichten. „Wir können derzeit nur auf Sicht fahren“, erklärte Betriebsrätin Ulrike Terlaack am Freitag. Es gebe zwar Kontakt, vorgelegt hätten die Verantwortlichen jedoch nichts, berichtete sie. Mehrere Anfragen dieser Redaktion zur aktuellen Lage ließ Sona unbeantwortet.
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Bei Sona kriselt es schon länger
Wie die Geschäftsführung den schon seit längerer Zeit kriselnden Betrieb wieder auf Kurs bringen will, ist das große Fragezeichen. In Schieflage geriet das Unternehmen bereits vor sechs Jahren. Damals wurde ein Sanierungsvertrag vereinbart, die Belegschaft verzichtete auf einen Teil des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes, erklärte sich sogar zu 2,5 Stunden unentgeltlicher Mehrarbeit bereit, um zusätzliche Mittel für Investitionen zu schaffen. Zu derlei Zugeständnissen scheinen die Mitarbeiter und Gewerkschaft nun nicht mehr bereit.
„Für lau gibt es nichts mehr“, unterstrich Ünsal Baser. Aber auch er weiß, dass die wirtschaftliche Lage äußerst angespannt ist. Das Unternehmen kämpft mit hohen Energie- und Vormaterialkosten.
Neue Erkenntnisse über die weitere Entwicklung bei Sona erhoffen sich IG Metal und Betriebsrat in der kommenden Woche. Dann kommen Mitarbeiter der drei Standorte bei einem Treffen des Wirtschaftsausschusses zusammen. Bei der Belegschaft wirbt der Betriebsratsvorsitzende Mike Schraven vorab aber für Geduld: „Wir können derzeit nur kleine Schritte erwarten.“
Duisburg ist der kleinste Standort
Unter den drei Sona-Standorten ist der Duisburger mit 275 Beschäftigten der kleinste. In München und Remscheid arbeiten jeweils circa 500 Menschen.
„Wir werden die Standorte bei der Zukunftsfrage nicht gegeneinander ausspielen“, versicherte Ünsal Baser.