Duisburg. Im Krankenhaus, in der Altenpflege und in der ambulanten Pflege: Die Pflege-Ausbildung etwa für die Sana Kliniken Duisburg ändern sich völlig.
Sie sind seit einer Woche für 15 Babys und Kleinkinder im Sana Klinikum Duisburg verantwortlich. Für die Azubis der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ist dieser Praxisteil elementar. Aber Kerime Aydin und Juliana Klitz sind die letzten ihrer Art. Ab April gilt eine neue Ausbildungsverordnung, die das dreigeteilte deutsche System über den Haufen wirft.
Seit Jahrzehnten wurden Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger ausgebildet – gestaffelt nach dem Altersschnitt ihres Einsatzgebietes. Künftig wird für alle drei Einsatzgebiete gemeinsam ausgebildet. Die Praxisphasen finden im Krankenhaus, in der Altenpflege und in der ambulanten Pflege statt. Heraus kommt am Ende die neue Berufsbezeichnung Pflegefachfrau und Pflegefachmann. Die Feindifferenzierung erfolgt berufsbegleitend im Anschluss.
Pflegefachkräfte: Hoher Praxisanteil in der neuen Ausbildung
Pflegedirektor Carl Poersch und Martin Braune, stellvertretender Leiter der Krankenpflegeschule, haben erst mal selbst viel lernen und umorganisieren müssen, aber im Prinzip begrüßen sie die neue Ausbildung. Von Vorteil ist, dass zum Sana drei Seniorenheime gehören. Andere Krankenhäuser müssen sich Kooperationspartner für die gemeinsame Ausbildung suchen.
Zugunsten eines höheren Praxisanteils gehe etwas Theoriewissen verloren, sagt Poersch. Darauf müsse man sich als Arbeitgeber einstellen und bei der Einarbeitung nachlegen. Braune lobt, dass die Schüler durch die neue Ausbildung zum Generalisten mehr Auswahl auf dem Arbeitsmarkt haben werden. Auch für die Patienten sei es am Ende von Vorteil, wenn die Azubis das ganze Gesundheitssystem kennenlernen. Was ein kranker Mensch brauche, ändere sich im Laufe seines Lebens so sehr nicht, betont Braune. Das Wissen um altersspezifische Besonderheiten ließen sich leicht im späteren Berufsleben ergänzen.
Klinik lockt neue Azubis mit iPads
Bei der Neukonzeptionierung der Ausbildung habe man auch viel Frontalunterricht gestrichen zugunsten interaktiver Lernformen, sagt Braune. Ausgebildete Praxisanleiter sorgen für Fachwissen während der Arbeit auf der Station, im Heim oder bei den Pflegebedürftigen zu Hause. Zehn Prozent Anleitungszeit sind gesetzlich vorgeschrieben.
Insgesamt 200 Ausbildungsplätze für drei Jahrgänge gibt es im Sana, 25 sollen im April zu Pflegefachleuten werden, einige Plätze sind noch frei, sagt Braune. Weitere Infos: kdu-pflegeschule@sana.de. Poersch lockt zusätzlich mit einem iPad für jeden Schüler. Als Arbeitgeber hofft er so, attraktiver zu werden. Ohnehin soll immer mehr Arbeit papierlos vonstatten gehen.
Projekt: Schülerinnen leiten eine Station
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Juliana Klitz und Aydin Kerime sind von ihrem Projekt begeistert. Für zwei Wochen leiten die Schülerinnen die Kinderstation, sind verantwortlich für die Pflege, aber auch für das ganze Hintergrundgeschehen. Wieviel das ist, merkten die beiden erst, als sie an alles selbst denken mussten - vom Krankentransport bis zum Bestellen neuer Müllbeutel sei das schon viel, gesteht Klitz.
Am ersten Tag seien sie aufgeregt gewesen, aber schnell hätten sie gemerkt, dass sie auch schon viel wissen. Für die nötige Sicherheit sorgen die anderen Schüler im Team sowie examinierte Fachkräfte. Bei Gesprächen mit den Ärzten oder den Eltern der kranken Kinder merken wir: „Die nehmen uns wirklich ernst, sind aber auch sehr geduldig“, lobt Kerime.
Awocura führt Ausbildungskoordinatorin ein
Die Awocura in Duisburg hat sich ebenfalls auf die neue Pflegeausbildung vorbereitet und intern eine neue Funktion geschaffen: Katarzyna Kocaj organisiert künftig als Ausbildungskoordinatorin die Abläufe. Auch sie begrüßt die Ausbildung nach dem neuen Pflegeberufegesetz.
Für Auszubildende einer Pflegeeinrichtung sieht sie einen Vorteil im Vergleich zu Krankenhäusern: Sie können sich im dritten Ausbildungsjahr entscheiden, ob sie den generalistischen Weg weiter beschreiten oder sich bereits auf Altenpflege spezialisieren möchten. Ähnlich sei es bei der Kinderkrankenpflege möglich.
Um die Praktika im Krankenhaus möglich zu machen, seien jedoch neue Kooperationen nötig, das bedeute einen spürbaren Mehraufwand, sagt Kocaj. Die Altenpflege profitiere davon, dass mehr Einflüsse aus der Krankenpflege in die Ausbildung einfließen. Außerdem werte das Gesetz die Pflegeberufe auf, die Ausbildung sei EU-weit anerkannt - damit könne man womöglich mehr Interessenten für die Ausbildung gewinnen. Verlockend könne auch sein, dass Azubis bei der Awocura im ersten Ausbildungsjahr schon über 1000 Euro verdienen würden.