Duisburg. Gerhard Losemann zeigt in der Galerie DU-Art am Duisburger Dellplatz Werke von Gisela Schneider-Gehrke und Michael Kiefer – auch Provokantes.

Die Erinnerung vergeht, Relikte bleiben: Das gilt insbesondere für die Kunst der Performance, die zwar mit der Kamera für die Nachwelt festgehalten wurde, das Material dann aber zerfällt. Mehr als 1500 Stücke der Duisburger Künstlerin Gisela Schneider-Gehrke (1949-2001) hat Gerhard Losemann in seiner Sammlung. Einige davon stellt er jetzt neben Bildern von Michael Kiefer in seiner Galerie DU-Art am Dellplatz unter dem Titel „Vom Detail zum Ganzen“ aus.

Mit Fotografien erinnert die Ausstellung an Schneider-Gehrkes Performances zum Beispiel im ehemaligen Hüttenwerk in Meiderich. Die Künstlerin inszeniert sich im roten Mantel wie eine Hohepriesterin, arbeitet symbolträchtig mit Stäben, gießt Wasser aus einer Schale, verstreut Pigmente und schreitet dabei bedeutungsvoll umher. Da ist sicherlich ein unvollständiger Eindruck angesichts des fehlenden Raumerlebnisses, von Bewegung und Geräuschen.

Duisburger Künstlerin Gisela Schneider-Gehrke hat einen starken Eindruck gemacht

Fotos von einer Performance von Gisela Schneider-Gehrke im ehemaligen Hüttenwerk in Meiderich.
Fotos von einer Performance von Gisela Schneider-Gehrke im ehemaligen Hüttenwerk in Meiderich. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Umso stärker erinnern sich Losemann und seine Frau Rita Ehrig an die Auftritte von Gisela Schneider-Gehrke, die eine starke Ausstrahlung gehabt haben muss. Über ihre Rolle hat sie selbstbewusst geschrieben: „Künstler sind Nachfolger der Weisen und Magier, der Seher und Deuter, sie entwerfen den Anderen ihr Bild der Wirklichkeit, bezeichnen ihre Welt.“ Neben den Fotos und Relikten wie blauen Stäben vermitteln scherenschnittartige, figürliche Arbeiten einen Eindruck von der Gedankenwelt der Künstlerin.

Getrennt im vorderen Bereich der Galerie begegnet man den fotorealistisch gemalten Bildern von Michael Kiefer aus dem benachbarten Atelierhaus Goldstraße. Der 1960 in Düsseldorf geborene Künstler stellt den Menschen und seine Verletzlichkeit in den Mittelpunkt seiner zum Teil provokanten Bilder und zeigt Mut zur Hässlichkeit. Da steht ein grinsendes Schulkind im Snoopy-Pullover, in den Händen Hammer und Fuchsschwanz, neben einem weitgehend verwesten Hundekadaver. Oder er stellt zwei Menschen, stehend im Oralsex vertieft, auf einen Haufen toter Fische, Titel „Appetenz – oder ein guter Fang“.

Michael Kiefer hat Mut zur Hässlichkeit und Provokation

Die fünfteilige Arbeit „Die Erlöserin“ ist eine sehr bissige Auseinandersetzung mit dem Christentum. Im hellen Licht ein nacktes weibliches Baby, das dem Betrachter entgegen gestreckt wird von eine Figur, die weitgehend im Dunkeln bleibt; nicht nur die nackten, hängenden Füße zitieren das Kreuzigungsmotiv. Daneben zwei Anbetende mit langen Narrennasen, darüber statt der Taube ein gerupftes, zur Zubereitung präpariertes Huhn. Und das fünfte Bild zeigt einen Teufel.

Die Ausstellung wird am Freitag, 24. Januar, um 19.30 Uhr eröffnet und bleibt für etwa drei Monate am Dellplatz 8, geöffnet donnerstags und freitags von 18 bis 21 Uhr.