Duisburg. Wer kann wie Mitglied bei den Rotariern werden? Dies erklärt der Sprecher des ältesten Duisburger Clubs. Er freut sich zudem auf eine Premiere.
Rotary steht für den ältesten Serviceclub der Welt, 1905 in Chicago gegründet. Seitdem hat sich ein weltumspannendes Berufsnetzwerk engagierter Frauen und Männer mit sozialem Engagement entwickelt. Unter dem Motto „Service above self“ (selbstloses Dienen) stehen sie denen zur Seite, die sich nicht selbst helfen können. Doch wie werde ich eigentlich Mitglied? Diese und weitere Fragen beantwortet Stefan Endell, Sprecher des 1953 gegründeten und damit ältesten Rotary-Clubs unter den insgesamt vier Vereinen in Duisburg. Er kündigt zudem eine besondere Premiere für dieses Jahr an.
Herr Endell, wer kann Rotarier werden?
Unter unseren 81 Mitgliedern sind ganz unterschiedliche Berufsgruppen vertreten – vom Handwerker über Ärzte, Anwälte, Ingenieure bis zum Juristen. Wichtig ist für uns, dass wir breit aufgestellt sind und eine Berufsgruppe nicht überrepräsentiert ist. Wir schauen auf erfolgreiche Berufsakteure ab 30 Jahren, die etwas ausstrahlen und repräsentieren. Jüngere sind in unserer Jugendorganisation Rotaract bestens aufgehoben.
Können auch Frauen Mitglied werden?
Ja, aber Rotary war tatsächlich sehr lange ein reiner Männerclub. Seit gut zehn Jahren gibt es im Rotary-Club Duisburg aber das intensive Bemühen, auch weibliche Mitglieder zu gewinnen. Bislang haben wir in unserem Club zwar weiter nur eine Handvoll Frauen, aber mit der Polizeichefin Elke Bartels werden wir ab diesem Sommer 2020 immerhin erstmals eine Präsidentin haben.
Kann man dem Club einfach so beitreten?
Nein, man kann dem Club nicht einfach beitreten wie einem Tanzclub. Es war immer so, dass wir Personen, die uns aufgefallen sind, angesprochen haben. Alle Mitglieder im Club können Vorschläge machen und dem Mitgliederausschuss unterbreiten. Aber natürlich kann ein Interessent auch mal einen Rotarier ansprechen und ihm sein Interesse an Rotary bekunden. Der Mitgliederausschuss besteht aus zehn Personen, darunter immer auch der Präsident, und arbeitet eine Liste ab, auf der aktuell rund 15 Namen stehen. Der Ausschuss trifft sich dann mit den Kandidaten.
Welche Eigenschaften sollten die Interessenten haben?
Die Mitglieder von Rotary haben die unterschiedlichsten kulturellen Hintergründe und Berufe, doch liegt ihnen eines am Herzen: die Verbesserung des eigenen Gemeinwesens und die Unterstützung von Menschen, die uns am dringendsten brauchen. Das führt Menschen in Rotary zusammen. Interessenten sollten also unbedingt diesen Willen haben, aktiv mitzumachen, Ideen einzubringen. Es geht also nicht nur darum, ab uns zu für Spenden mal den Geldbeutel zu öffnen. Und zur Mitarbeit gehört auch eine gewisse Verbindlichkeit, zu unseren regelmäßigen Treffen und Veranstaltungen zu kommen.
Wenn der Mitgliederausschuss dies alles abgeklopft hat: Wie geht es dann weiter?
Die Kandidaten werden dann zwei bis drei Mal zu unseren Clubtreffen eingeladen und gebeten, einen Vortrag zu einem selbst gewählten Thema zu halten, am besten aus ihrem Berufs- oder Aktionsbereich. Beiden Seiten können bei diesen Treffen vor allem noch mal schauen, ob es passt. Ist dies der Fall, schlägt der Mitgliederausschuss die jeweilige Person dem Vorstand zur Aufnahme vor, der darüber befindet. Es gibt eine Rundmail an alle Mitglieder, die einen Monat lang die Möglichkeit haben, ihr Veto einzulegen. Das muss allerdings begründet werden. Ein Nein reicht, um eine Aufnahme zu verhindern.
Ist so etwas schon mal vorgekommen?
Nein. Ich bin jetzt schon lange dabei und habe es zumindest noch nicht mitbekommen. Wenn es keinen Einspruch gibt, teilen wir dem jeweiligen Kandidaten die Aufnahme per Brief mit. Offiziell besiegelt wird dies beim nächsten Clubtreffen. Dann bekommt das neue Mitglied eine Anstecknadel, die „Rotary-Bibel“, sprich das deutsche Mitgliederverzeichnis, und eine Mitgliedskarte.
Wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag?
450 Euro pro Jahr. Gut die Hälfte davon fließt zur Unterstützung von Projekten von Rotary International. Der Rest fließt in die Vereinsarbeit vor Ort. Zudem hat unser Club drei große Projekte. Einmal „Bücher für Bücher“: Dabei verkaufen wir auf dem Marina-Markt gebrauchte Bücher, um mit dem Geld die Grundschulen in der Stadt beim Aufbau ihrer Schulbibliothek zu unterstützen. Dann gibt es „Rotary macht Schule“: Schüler mit Migrationshintergrund bekommen für gute schulische Leistungen verknüpft mit sozialem Engagement öffentliche Anerkennung und ein Preisgeld. Wir haben wie immer zu Weihnachten unsere Weihnachts-Wunschbaumaktion, die wir zusammen mit der Sparkasse und den anderen Rotary-Clubs in Duisburg durchführen. Damit wollen wir Kindern aus Familien, denen es finanziell nicht so gut geht, eine Freude machen. Und natürlich gibt es immer im Jahr eine Reihe von sozialen Akteuren in der Stadt, wie beispielsweise Kinderschutz und Jugendhilfe, die wir pro Jahr mit Geldspenden in ihrer guten Arbeit unterstützen.
Mal abgesehen vom sozialen Engagement: Welchen Nutzen gibt es darüber hinaus, Mitglied bei den Rotariern zu sein?
Jedes Mitglied kann von einem lokalen, von einem Duisburger Berufsnetzwerk profitieren. Das hat nichts mit Klüngel zu tun, aber es hat natürlich Vorteile, sofort Ansprechpartner aus den unterschiedlichen beruflichen Bereichen zu haben. Und es entstehen natürlich auch Freundschaften.