Duisburg. Der Einzelhandel will in Duisburg wieder Sonntag nach Weihnachten öffnen. Verdi und die Ev. Kirche kritisieren die geplanten offenen Sonntage.
Der letzte verkaufsoffene Sonntag in der Duisburger Innenstadt, kurz nach Weihnachten, war wohl einer der erfolgreichsten des Jahres. „Die Frequenz war enorm. Jahrelang hatte man gesagt, die Hälfte der Bevölkerung sei über die Feiertage in Urlaub, das lohne nicht. Aber nein, es hat sich gelohnt“, sagt Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Niederrhein. Die Stadt war voll, die Geschäfte auch, die Besucher schauten nicht nur, sie kauften auch. Und so liegt es nahe, dass die Einzelhändler in der City auch in diesem Jahr wieder nach dem Fest öffnen wollen, am 27. Dezember. Über den entsprechenden Antrag des Einzelhandelsverbandes für die verkaufsoffenen Sonntage 2020 werden die Bezirksvertretungen in der kommen Woche beraten, die Entscheidung trifft der Rat in seiner Februarsitzung. Insgesamt gibt es 15 Termine.
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„Der Sonntag ist eine lebensnotwendige Atempause“
Für die Gewerkschaft Verdi sind dies eindeutig zu viele. Sie lehnt „generell Sonntagsöffnungen ab“ und hat „erhebliche Zweifel, dass bei einigen geplanten Sonntagsöffnungen Veranstaltungen der Hauptgrund für den Besucherstrom sind.“ Und genau dies sehe aber die Gesetzgebung vor. Eine Ladenöffnung „darf lediglich begleitenden Charakter zur Hauptveranstaltung haben“, erklärt Gewerkschaftssekretär Martin Petig. In der Kritik stehen vor allem die geplanten Sonntagsöffnungen zum „Mai-Käfer-Fest in Hamborn“, zur „Stärkung des Ortsteils in Neumühl“, zum „Mittelaltermarkt in Neumühl“ und zu „Rheinhausen blüht auf“.
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Auch die evangelische Kirche kritisiert die Sonntagsöffnungen – allerdings nicht aus rechtlichen Gründen. „Sicher bewegen sich die vorgesehenen Termine im Rahmen der geltenden Rechtssprechung“, erklärt Superintendent Armin Schneider. Aber auch er habe grundsätzliche Bedenken: „Nach biblischer Tradition ist der Sonntag ein freier Tag für alle Menschen, nicht nur für die Mitglieder der Kirchen.“ In Zeiten zunehmender Arbeitsbelastung und flexibler Arbeitszeiten gewinne der Sonntag als gemeinsam begangener Tag aller Familienmitglieder an Bedeutung. Der Sonntag sei eine „lebensnotwendige Atempause für uns Menschen“. Oder wie Armin Schneider zitiert: „Um es mit Albert Schweitzer zu sagen: Wenn deine Seele keinen Sonntag hat, dann verdorrt sie.“
„Erstmals seit zwei Jahren macht auch Marxloh wieder mit“
Der Einzelhandelsverband verweist darauf, dass längst in vielen Branchen sonntags gearbeitet wird und viele Mitarbeiter die Dienste freiwillig übernehmen. Wilhelm Bommann hofft, dass die Politik der Beschlussvorlage zustimmt. „Die Einwende kennen wir, es sind die gleichen, wie in der Vergangenheit“, sagt Bommann. Die Anzahl der Öffnungstage seien gleich geblieben.
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In der Duisburger Innenstadt gibt es einen Termin weniger, dafür machen die Stadtteile wieder mehr mit. Es gibt Termine in Hamborn, Homberg, Meiderich, Rheinhausen, Neumühl – und erstmals seit zwei Jahren in Marxloh. Es machten überall Vereine mit, Kirchen, Kindergärten, „die sich in die Stadtteilfeste einbringen“, führt Bommann an. Für ihn ist das ein Signal, „dass die Stadtteile zeigen: Wir leben noch.“
Die geplanten Termine im Überblick:
Innenstadt: 5. April (Kunsthandwerkermarkt), 27. September (Lack & Chrom), 6. und 27. Dezember (Weihnachtsmarkt)
Hamborn: 3. Mai (Mai-Käfer-Fest), 4. Oktober (Herbsttage)
Homberg: 14. Juni (Hollandmarkt), 30. August (Brunnenfest)
Marxloh: 7. Juni (Stadtteilfest), 27. September (Herbstfest)
Meiderich: 7. Juni (Meidericher Sommerfest), 8. November (Martinsmarkt)
Neumühl: 24. Mai (Stadtteilgeburtstag), 30. August (Öffnungstag zur Stärkung des Ortsteils), 20. September (Revierfest), 25. Oktober (Mittelaltermarkt)
Rheinhausen: 24. Mai (Rheinhausen blüht auf), 9. August (Stadtfest), 13. Dezember (Adventsmarkt)