Duisburg. Mit „Entrepreneurs for Future“ setzen sich Unternehmer für mehr Klimaschutz ein. Die Schülerbewegung ist Vorbild. Zwei Beispiele aus Duisburg.
Erst protestierten mit „Fridays for Future“ Schüler auf der Straße, dann ergriffen Wissenschaftler für „Scientists for Future“ das Wort und erklärten, dass die derzeitigen Maßnahmen zum Klima- und Artenschutz nicht ausreichen. Mit „Entrepreneurs for Future“ setzen sich nun auch Unternehmer für mehr Klimaschutz ein. Zwei Beispiele aus Duisburg.
„Es ist richtig und wichtig, dass nicht nur Schüler, sondern auch Unternehmer, die die Wirtschaft tragen, die Fahne mit hochhalten“, sagt Ralf Wißdorf aus Duisburg. Er ist einer der Geschäftsführer von derzeit mehr als 4.400 Firmen aus Deutschland und mehreren Nachbarstaaten, die sich den „Entrepreneurs for Future“ angeschlossen haben.
„Entrepreneurs for Future“: Unternehmer unterstützen Forderungen der Schüler
Gemeinsam wollen sie den Klimaschutz vorantreiben. Wer sich der Initiative anschließt, muss acht Forderungen unterzeichnen. Ein Katalog, der jenem von „Fridays for Future“ ähnelt. Zu den Punkten gehört die Forderung einer Energie- sowie Mobilitätswende, die auf Verkehrsvermeidung, öffentlichen Nahverkehr und CO2-freie Antriebssysteme setzt. Die meisten der Unterzeichner sind kleine und mittelständische Unternehmen, so wie das von Ralf Wißdorf.
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Seine mobile Fahrrad-Werkstatt ist eine Ein-Mann-Show. Mit einem Transporter fährt er durch die Stadt und bringt lahme Drahtesel wieder auf Zack. Zahnkränze und Ketten, Schläuche, verschiedene Bremsbeläge – im Inneren seines Lieferwagens sind in Regalen und Schubladen auf rund sechs Quadratmetern alle gängigen Ersatzteile zu finden. Ist das Fahrrad kaputt, kommt der Zweiradmechaniker-Meister bis zur Haustür.
Erwachsene sind zu beschäftigt, um die Welt zu retten
Seine Tätigkeit, sie ist eng verbunden mit einer emissionsfreien Fortbewegung: Fahrrad statt Auto. Es geht kaum mehr Klimaneutralität. Bis 2012 führte der 57-Jährige ein Fahrradgeschäft auf dem Sonnenwall, anschließend leitete er die Fahrrad-Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Kalkweg. 2017 machte er sich wieder selbstständig, fährt seitdem mit seiner rollenden Werkstatt durch Duisburg.
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Oft, so glaubt er, sind die Erwachsenen zu beschäftigt, um die Welt zu retten. „Wenn der Tag rum ist, bleibt nicht viel Zeit.“ Dabei ist er überzeugt: Jeder kann handeln, es fängt immer mit einem ersten kleinen Schritt an. „Die Zeit drängt.“ Von der Politik wünscht er sich „eine entschlossene Haltung“ zum Klimaschutz. Dabei müsse er nur auf die Straßen blicken, um zu realisieren, dass ein Umstieg vieler Menschen auf das Fahrrad nur über eine verbesserte
Verkehrsplanung
funktioniert. „Radwege in Duisburg sind zum Teil in einem miserablen Zustand.“
„Entrepreneurs for Future“: In Duisburg beteiligen sich sechs Firmen
Neben kleineren Firmen sind auch Großunternehmen wie das Recycling-Unternehmen Remondis mit über 30.000 Mitarbeitern Teil der Initiative „Entrepreneurs For Future“. In Duisburg haben sich bisher sechs Firmen beteiligt. So wie auch die Druckerei „basis druck“ am Springwall in der Altstadt.
Für den Betrieb mit 16 Mitarbeitern sei Umweltschutz keine Mode, sondern eine Verpflichtung. Deshalb handelt das Unternehmen seit der Firmengründung vor 40 Jahren nachhaltig. „Wir haben einen kleinen CO2-Fußabdruck. Wir nutzen Naturstrom, umweltschonende Farben und Waschmittel“, sagt Jörg Rating, geschäftsführender Gesellschafter.
Klimaneutrales Drucken bei der Firma „basis druck“ in Duisburg
Doch die ressourcenschonende und umweltbewusste Produktionsweise geht noch weiter: Es wird FSC-Papier genutzt. FSC, Forest Stewardship Council, ist ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltigere Waldwirtschaft. FSC-zertifiziert werden Wälder, die nach strengeren ökologischen und sozialen Prinzipien bewirtschaftet werden. Das soll den Erhalt der Wälder langfristig stützen.
Hinzu kommt: „Wir bieten klimaneutralen Druck an.“ Wer auf Wunsch die CO2-Emissionen eines Auftrages ausgleichen möchte, dem stehen verschiedene Projekte zur Auswahl: Geld fließt dann etwa in die Waldaufforstung in Tansania oder die Sicherung des Lebensraumes von Schimpansen in Uganda.
Unter jedem Angebot werden den Kunden die Kosten für einen klimaneutralen Druck vorgerechnet. Die Zusatzkosten sollen, so Rating, oft „unter zwei bis drei Prozent“ des gesamten Druckauftrags liegen. „Die Nachfrage steigt im Moment und hat durch ‘Fridays For Future’ deutlich an Fahrt aufgenommen.“ Die Aktivisten hätten das Thema Klimawandel effektiv in das Bewusstsein der Gesellschaft gebracht, so Rating.
Unternehmer will kein Einzelkämpfer für das Klima sein
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Die Mobilisierungskraft der „Fridays for Future“-Bewegung, die von einem „Schulmädchen“ begonnen wurde, bezeichnet Wißdorf von der mobilen Fahrradwerkstatt als „bemerkenswert“. Nun möchte er mit seinem Unternehmen ebenfalls für den Klimaschutz eintreten. „Nicht als Einzelkämpfer, sondern im Verbund.“ Auch deshalb ist er Teil der Initiative „Entrepreneurs for Future“ geworden.