Duisburg-Süd. . Klaus Hauschild glaubt, dass viel mehr Leute umsteigen würden, wenn die Wege in Duisburg besser wären. Er träumt von sicherem Radweg zur City

Natürlich kommt Klaus Hauschild mit dem Rad zum Interview: Sechs Kilometer von Wanheimerort nach Huckingen, Fahrzeit 15 Minuten . „Mit dem Auto sind Sie auch nicht schneller“, sagt der Vorstandssprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Duisburg. Und statt im Stau zu stehen und die Umwelt zu belasten, hat er was für seine Gesundheit getan und den Geldbeutel geschont. „Wenn die Radwege besser wären, würden sicher viel mehr Leute aufs Rad umsteigen“, ist Hauschild überzeugt.

Radfahren im Duisburger Süden, das ist Thema unseres Gesprächs. Die topografischen Voraussetzungen hier sind ideal, es ist recht flach. Und angesichts von Klimaerwärmung und verstopften Straßen ist der Umstieg aufs Rad eine gute Alternative. Allerdings hapert es an der Infrastruktur.

Ein durchgehender Radweg auf der Düsseldorfer Landstraße zum Zentrum

Was nicht zuletzt am Geld liegt. „In Duisburg stehen 130.000 Euro jährlich für Radfahrer zur Verfügung, also 26 Cent pro Einwohner. In Kopenhagen sind das 35 Euro“, rechnet Hauschild vor.

Er wünscht sich einen sicheren, durchgehenden Radweg auf der Düsseldorfer Landstraße. So, dass man vom Süden in spätestens einer halben Stunde die Innenstadt erreicht. Doch das ist Zukunftsmusik. Größere Projekte wie neue Radtrassen, sind nur dann möglich und finanzierbar, wenn an der Stelle die Straße saniert wird.

„In den 60er Jahren hat man die autogerechte Stadt gebaut“

Freizeitradler, so Hauschilds Einschätzung, kommen im Süden gut voran. Sei es auf wenig befahrenen Wegen in Serm und Mündelheim oder auch in Großenbaum. Doch für Alltagsradler, die das Rad als Verkehrsmittel nutzen, um zur Arbeit zu kommen, bleibt vieles Stückwerk.

Zugewachsene und zugeparkte Radwege oder solche, die auf einmal enden, sind leider keine Seltenheit.
Zugewachsene und zugeparkte Radwege oder solche, die auf einmal enden, sind leider keine Seltenheit. © Tanja Pickartz

„In den 60er Jahren hat man die autogerechte Stadt gebaut. Daran haben wir immer noch zu knacken“, so Hauschild. Immerhin sei der Radfahrer bei den städtischen Planern mittlerweile ins Bewusstsein gerückt.

Nicht zuletzt seit Einführung der Pedelecs nutzen immer mehr Duisburger das Rad für Einkäufe im Stadtteil - mal eben zum Buchholzer Markt oder zu den Discountern an der Mündelheimer Straße. Wenn man nicht gerade einen Großeinkauf unterbringen muss, kommt man gut klar. Und wer wirklich mal mehr zu transportieren hat, kann sich beim ADFC kostenlos ein Lastenrad ausleihen. „Auf die Ladefläche passen bis zu vier Wasserkästen. Seit Anfang des Jahres ist ein Duisbock, so heißt das Lastenrad hierzulande, in Wedau stationiert.

Viele Radler fühlen sich unsicher im Stadtverkehr

Der ADFC-Mann fährt übrigens auch selbst Auto, „wenn es nicht anders geht“. Der passionierte Radler stellt klar, dass der ADFC nicht generell gegen Autoverkehr eingestellt ist, sondern „gegen die Dominanz des Autoverkehrs“.

Viele, vor allem ältere Menschen fühlen sich nicht sicher auf dem Rad im Stadtverkehr, so hört es Hauschild immer wieder. Vor allem an Kreuzungen oder auch auf Radwegen, die nur mit einer Linie vom Autoverkehr getrennt sind.

Hochbord-Radwege sind oft zugeparkt

„Es ist allerdings die Frage, ob Hochbord-Radwege wirklich besser sind“, so der Experte. Oft sind diese zugeparkt, so dass die Radler an ungünstigen Stellen auf die Straße ausscheren müssen. Oder die Radwege sind voll mit rutschigem Laub. Oder sie sind uneben, weil die Wurzeln der Straßenbäumen den Belag anheben. „Deshalb hat man auf dem Kalkweg den Radweg letztendlich auf die Straße verlegt“, so Hauschild. Denn dort, wo ein Radweg ausgeschildert ist - blaues Schild mit weißem Rad in der Mitte - muss der Radler diesen Weg benutzen.

Besondere Vorsicht sollten Radler beim Rechtsabbiegen walten lassen. Um nicht in den toten Winkel von Lkw zu geraten, wie es wohl neulich beim tragischen Unfall auf der Mündelheimer/Kaiserswerther Straße passiert ist. Hauschild begrüßt, dass etliche Speditionen ihre Wagen mit Abbiege-Assistenten ausgestattet haben: „Das ist auf jeden Fall ein Fortschritt.“ Überhaupt gibt er sich zuversichtlich: „Wir kommen als Radfahrer voran, in kleinen Schritten zwar, aber immerhin“. Auch im Duisburger Süden.

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So ist man sicher mit dem Rad unterwegs

Radfahrer können eine Menge zu ihrer eigenen Sicherheit auf dem Fahrrad beitragen. Sehen und gesehen werden ist dabei die oberste Devise. So ist Profi Klaus Hauschild vom ADFC unterwegs:

Er trägt helle und auffällige Kleidung, im Dunkeln mit Leuchtstreifen. Und einen Helm.

Eine helle, einwandfrei funktionierende Beleuchtung ist wichtig. Hauschild hat in eine leistungsstarke Lampe investiert: eine 40 Lux-Lampe mit Nahfeldausrichtung. Um Fußgänger nicht zu blenden, sollte man den Scheinwerfer nicht zu hoch einstellen. Außerdem sind Standlichter vorne und hinten am Rad hilfreich.

Einen Rückspiegel am Rad anbringen. Das verschafft nicht nur beim Abbiegen einen besseren Überblick.

Vor Ampeln möglichst in den Sichtbereich der nebenstehenden Auto- und Lkwfahrer rollen. Steht man als Radfahrer vor Kreuzungen an der Ampel, am besten Kontakt zum Auto- oder Lkwfahrer aufnehmen. So kann man sicher sein, dass der Fahrer den Radler tatsächlich wahrgenommen hat.

Klare Zeichen geben. Also beim Abbiegen die Hand gut sichtbar ausstrecken, so dass andere Verkehrsteilnehmer erkennen können, was der Radfahrer vorhat.

Natürlich tragen intakte Radwege zur Sicherheit bei. Wer Mängel auf Radwegen melden will, kann sich an den Duisburger Fahrradbeauftragter Peter Steinbicker vom Amt 61 (Stadtentwicklung und Projektmanagement) wenden. Auf der Homepage des ADFC findet man außerdem ein Mängelformular – https://www.adfc-nrw.de/kreisverbaende/kv-duisburg/radverkehr/maengelformular.html