Duisburg. Mit 750 Demonstranten wurde in Duisburg aus dem Schülerstreik ein Aufschrei Vieler. Partei MLPD versucht, die Bewegung zu instrumentalisieren.
Rund 750 Menschen protestieren am Freitag beim globalen Klimastreik der Initiative „Fridays for Future“ in Duisburg. Die Demonstranten tragen Wollmützen, Schals, laufen teilweise barfuß oder haben im gemeinsamen Kampf um den Klimaschutz Kinder an der Hand. Bevor sich der Demozug am Hauptbahnhof in Bewegung setzt, greift Schüler-Aktivist Heinrich zum Mikrofon. Seine Botschaft: „Wenn wir in der Gegenwart versagen, wird die Zukunft zur Hölle.“ Kritik gibt es an der linksradikalen Kleinpartei MLPD. Der Vorwurf: Sie versucht, die Demo für eigene politische Interessen zu instrumentalisieren.
„Fridays for Future“ in Duisburg mit Plakaten
Bei dem Gang durch die Duisburger Innenstadt skandieren die Demonstranten: „Hopp, hopp, hopp. Braunkohlestopp.“ In den Händen halten einige Teilnehmer selbstgemalte Transparente wie: „Ohne Bäume keine Träume.“ Auf anderen Schildern prangt „Ich bin hier für meine, eure und alle Kinder der Welt“.
Kein Schild in der Hand hält Elena. Stattdessen trägt sie ihr einjähriges Kind. „Ich habe zwei Kinder, und ich sorge mich um ihre Zukunft“, sagt die 33-Jährige, die einen Kinderwagen vor sich her schiebt, an dem sich ihre vierjährige Tochter festhält. Sie hat ihre Kinder bewusst dabei: „Ich möchte ihnen zeigen, dass Demonstrationen etwas bewirken können.“
Schüleraktivisten werden von vielen Erwachsenen unterstützt
Auffällig viele Demonstranten befinden sich jenseits des Schulalters. „Die Klimakrise betrifft mich auch“, sagt Heike. Die 47-Jährige ist mit dem Fahrrad aus Rumeln gekommen, zieht mit den anderen Demonstranten über die Friedrich-Wilhelm-Straße, die Steinsche Gasse und die Köhnenstraße bis zum König-Heinrich-Platz. Dort endet der Protestzug mit einer Kundgebung und Redebeiträgen der Aktivisten sowie des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Veranstalter hatten 500 Menschen angemeldet, gekommen sind nach Einschätzung der Polizei aber deutlich mehr.
Plakate und Transparente der etablierten Parteien sucht man im Gewühl der Demonstranten vergeblich. Denn: „Wir sind parteiunabhängig“, erklärt Yannik Redweik. „Fridays for Future“ hält bewusst Distanz zu den politischen Parteien und will nicht wie ein kleines Rädchen im Getriebe des bürokratischen Politikbetriebs agieren. Zwar gab es vereinzelte Treffen und Gespräche mit Parteivertretern, etwa der Grünen oder der Linken, doch insgesamt halte „Fridays for Future“ Abstand zu den Parteien. Schließlich verfolgen die Schüler ein übergeordnetes Ziel: den Klimaschutz.
Partei MLPD nutzt Bühne „Fridays-for-Future“
Doch nicht alle Parteien halten sich an die Absprache mit den jungen Aktivisten, keine Parteiwerbung während der Demonstration zu verteilen. Bereits vor dem Start drücken Mitglieder der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands, kurz MLPD, Passanten einen Flyer „im Kampf gegen die drohende Umweltkatastrophe“ in die Hand.
Die linksradikale Kleinpartei, die in der Vergangenheit wegen des Verdachts auf verfassungsfeindliche Aktionen vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, macht keinen Hehl aus ihrer Motivation: „Die Demo ist eine Plattform, um neue Mitglieder zu finden“, sagt Günther Bittel, Parteimitglied. „Wir sehen uns als Bestandteil der Bewegung, weil wir uns seit über 20 Jahren für ein Umdenken in der Umweltpolitik einsetzen.“
Der Ärger über das Verhalten der Partei ist groß: „Wir haben die klare Ansage, dass wir keine Flyer-Aktionen wollen. Die MLPD setzt sich als einzige Partei schlicht darüber hinweg“, sagt Hannah Schauer, eine der Fridays-for-Future-Organisatorinnen in Duisburg. Während der gesamten Demonstration haben Parteimitglieder der MLPD ein eigenes Mikrofon und bringen ihre politischen Botschaften unters Volk. Ein Unding, findet Susanne Wittenborn: „Sie versuchen, die Schülerbewegung zu instrumentalisieren.“
Nächster globaler Klimastreik im Frühjahr
Mit dem nächsten globalen Klimastreik im Frühjahr versuchen die jungen Klimaschützer, dem Ruf nach energischem klimapolitischem Handeln weiteren Schub zu verleihen. Das genaue Datum ist noch nicht bekannt. Beim bislang letzten globalen Klimastreik am 20. September gingen in Duisburg rund 3000 Menschen auf die Straße. Neben Schülern schlossen sich damals auch viele Erwachsene dem Protest an. Am Freitag, 20. Dezember, plant „Fridays for Future“ die nächste Demonstration in Duisburg. Alle Demonstranten sollen rote, gelbe oder orangefarbene Kleidung tragen – so soll auf das Thema Waldbrände hingewiesen werden.