Duisburg. Ab dem Sommer wird auch das Sophie-Scholl-Berufskolleg „Talentschule“. Die Marxloher Schule braucht mehr Personal und eine neue Ausstattung.

Ein wenig Etikettenschwindel darf sein. „Bisher hieß das immer ,Schnuppertage’“, sagt Schulleiter Detlef Zeich über die drei internen „Talenttage“, die am Montag am Sophie-Scholl-Berufskolleg begannen. Doch das Marxloher Berufskolleg wird im kommenden Schuljahr „Talentschule“ und läuft sich für den sechsjährigen Schulversuch der Landesregierung warm.

Das Kolleg wird das Rad nicht neu erfinden, kündigt Zeich an, der es seit einem Jahr leitet. „Wir machen, was wir auch bisher schon gemacht haben.“ Will heißen: Junge Menschen in den Bildungsgängen der Bereiche Erziehung, Gesundheit/Soziales, Sport- und Gesundheitsförderung und Lebensmittel/Hotel/Gastronomie möglichst gut auf ihre Berufe vorbereiten und stark nachgefragte Fachkräfte ausbilden.

Selbsttest als Bäcker, Konditor oder Koch

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Wohin ihre berufliche Reise geht, müssen die Schüler in den Berufseinstiegsklassen des Sophie-Scholl-Berufskollegs noch herausfinden. Die Talenttage in der schuleigenen Backstube, der Lehrküche und im Lehrrestaurant geben den Jugendlichen die Möglichkeit, sich als Bäcker, Konditor und Koch oder im Restaurantfach auszuprobieren. Dank einer Kooperation mit der Bäckerinnung und dem Gastgewerbeverband Dehoga kommen Auszubildende in die Schule und berichten über ihre Erfahrungen.

So wird’s gemacht: Mit Maurice Wilhelms, Auszubildender im 2. Lehrjahr, falten die Schülerinnen des Sophie-Scholl-Berufskollegs Servietten.
So wird’s gemacht: Mit Maurice Wilhelms, Auszubildender im 2. Lehrjahr, falten die Schülerinnen des Sophie-Scholl-Berufskollegs Servietten. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Nick Hollubeck ist so einer, angehender Koch im zweiten Lehrjahr. „Das Aufschlagen ist das Schwierigste“, sagt er über frische Spätzle, die es mit Rahmgeschnetzeltem und Mandel-Broccoli zum gemeinsamen Mittagstisch der Klasse gibt. „Hätten wir nicht gedacht, dass es so viel Kraft braucht“, staunen Ararat und Loai, zwei der Jungs, die zuvor den Teig gemischt haben. Der Nachtisch ist Frauensache. Vanilleeis zum Wiener Apfelstrudel bereiten die Mädchen mit Konditormeister Heinz-Peter Baage zu. „Macht Spaß“, lautet der Tenor. Einige backen gern – das lässt auf Nachwuchs für das leckere Handwerk hoffen.

Nachwuchsmangel in den Berufskollegs bei Handwerksmeistern

Über Nachwuchsmangel in den Klassen kann sich das Marxloher Kolleg nicht beklagen – ein Antrag auf Ausweitung der Zügigkeit läuft.

Doch im Lehrerzimmer sind einige Stühle leer: Auf 1800 Schüler kommen 102 Lehrer, fast ein Drittel davon in Teilzeit. „Wir liegen bei der Personalausstattung unter 90 Prozent“, bedauert Schulleiter Zeich. Bei Klassenstärken über 30 falle es schwer, dem einzelnen Jugendlichen im erforderlichen Maße gerecht zu werden. „Vorbilder und Orientierung im Elternhaus fehlen leider bei immer mehr Schülern“, sagt Bereichsleiterin Brigitte Wilken.

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Deshalb freut sich das Kollegium zwar über das Prädikat Talentschule, hinsichtlich der damit verbundenen besseren Personalausstattung hält sich der Optimismus aber in Grenzen. Vor allem Handwerksmeister sind schwer zu begeistern für den Job in der Schule. „Wir konkurrieren dort mit der Industrie – ein Bäckermeister verdient da deutlich besser als bei uns“, sagt Scheich, „bei zusätzlichen Lehrkräften wird also die Frage sein, was der Markt hergibt.“

Kolleg wartet seit sieben Jahren auf eine neue Küche

Auch die Ausstattung der Schule ist nicht gerade ein Anreiz. Hier ist die Stadt als Schulträger im Boot – sie sichert zu, ihre „Talentschulen“ entsprechend aufzurüsten. Die To-do-Liste für das Marxloher Kolleg ist lang: Angefangen bei der Lehrküche, die Zeich „einen Anachronismus der 1950er Jahre“ nennt, und dem betagten Kühlhaus.

Seit sieben Jahren wartet die Schule schon auf Ersatz – der Ansatz von 500.000 Euro ist bescheiden im Vergleich zu Lehrküchen in Nachbarstädten, die für den zehnfach Betrag aufgerüstet werden. Auch Sanitäranlage, Fensterfronten und Treppenhaus des Baus an der Dahlmannstraße stehen auf der Projektliste des IMD. Dieser Tage hat Detlef Zeich mit dem zuständigen Dezernenten der Bezirksregierung über die Unterstützung für die nächsten sechs Jahre gesprochen. „Nach drei Jahren wird man sehen, was der Schulversuch bringt“, hofft der Schulleiter.