Duisburg-Buchholz. Im Frühjahr 2019 brach Pfarrer Köhler-Miggel in seiner Kirche zusammen und starb. Familie und Freunde erzählen, wo „KöMi“ ihnen besonders fehlt.

Am 10. März 2019, an einem Sonntag, brach der Duisburger Pfarrer Dietrich Köhler Miggel bei seiner Abschiedspredigt in der Jesus-Christus-Kirche zusammen und verstarb noch am selben Tag im Krankenhaus. Damals wie heute bewegt der Tod des beliebten Pfarrers viele Menschen, auch über den Duisburger Süden hinaus. Wir haben mit Familie, Freunden und Wegbegleitern über „KöMi“ gesprochen und erfahren, wann er besonders fehlt und wie er früher Leben in das Verwaltungsgebäude der evangelischen Kirche brachte.

KöMis Tochter vermisst den Duisburger Pfarrer vor allem sonntags

„Wir haben nach dem Tod meines Vaters sehr viel Zeit in der Familie verbracht. Ich wohne nicht mehr in Duisburg, aber nach der Beerdigung war ich zwei, drei Wochen bei meiner Mutter und meinen drei Geschwistern. Wir haben viel gesprochen, uns gegenseitig geholfen, wenn jemand etwas brauchte. Das ist unser Weg, damit umzugehen.“ So erinnert sich Mirjam Kiera, eine von drei Töchtern von Dietrich Köhler-Miggel, an die erste Zeit nach dem Tod ihres Vaters. „Aus der Trinitatis-Gemeinde haben wir uns bewusst zurückgezogen, die Familie will neue Wege gehen. Natürlich haben wir aber auch gute Freunde, viele davon aus der Gemeinde, zu uns nach Hause eingeladen, besonders meine Mutter hatte viel Kontakt zu Freunden aus dem Trinitatis-Umfeld.“

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Von Plänen, Gedenkgottesdienste abzuhalten oder Einrichtungen nach Dietrich Köhler-Miggel zu benennen, hat Mirjam Kiera noch nichts gehört. „Aber wir würden uns sehr darüber freuen. Das hat sich mein Vater auf jeden Fall verdient.“

Dass ihr Vater fehlt, spürt Mirjam Kiera am meisten im Alltag. „Als mein Vater fehlt er mir natürlich überall, aber eben besonders zu wiederkehrenden Anlässen.“ Weihnachten zum Beispiel, den Heiligabend-Gottesdienst hatten die Kinder des Pfarrers oft mitgestaltet. „Und sonntags ist immer unser Familientag, da kocht meine Mutter für alle. Dann merkt man ganz stark, dass mein Vater nicht mehr da ist.“ Auch wenn Kieras Tochter, die Mitte Januar ein Jahr alt wird, große Fortschritte macht, merkt KöMis Tochter, dass ihr Vater fehlt. „Gestern stand sie das erste Mal ohne Hilfe, das hätte mein Vater bestimmt auch gerne erlebt.“

Duisburger Superintendent bekommt Bilder nicht aus dem Kopf

So erinnern sich die meisten Duisburger an „KöMi“: Immer in Bewegung, gut gelaunt und ein großer Verfechter der Jugendarbeit.
So erinnern sich die meisten Duisburger an „KöMi“: Immer in Bewegung, gut gelaunt und ein großer Verfechter der Jugendarbeit. © FFS | Lars Heidrich

Wenn er an Pfarrer Köhler-Miggel denke, sagt Superintendent Armin Schneider, denke er an einen Menschen, der „mit Leib und Seele Gemeindepfarrer“ war. „Dieses Bild, als er vorne am Altar stand und sagte ‘Jetzt habe ich keine Kraft mehr’, hat mich das ganze Jahr begleitet“, erinnert sich der Duisburger Superintendent. Heute fehle ihm vor allem KöMis „herzliche, offene Art zu kommunizieren. Seinen Beruf zu lieben, ist natürlich immer gut, aber gerade als Pfarrer ist das enorm wichtig.“

Dass Pfarrer Köhler-Miggels Herz bei seinem Abschied schwer werden würde, habe man in der evangelischen Kirche schon vor dem Abschiedsgottesdienst gewusst. „Aber das es brechen würde, damit haben wir nicht gerechnet“, bedauert Schneider. „Wir sind alle tieftraurig, aber auch unendlich dankbar für die Zeit mit Dietrich Köhler-Miggel.“

Köhler-Miggel sorgte in der Verwaltung für Leben in der Bude

Rolf Schotsch, der Pressesprecher der evangelischen Kirche in Duisburg, erinnert sich noch gut an den Tod von Dietrich Köhler-Miggel. „Die Situation im März war sehr tragisch für uns alle hier in der Verwaltung. KöMi hat immer Leben in das Verwaltungsgebäude gebracht. Wenn er im Erdgeschoss reinkam, hat man direkt oben in der fünften Etage gemerkt, dass er da ist. Er hat zu seiner Zeit so viel gemacht, hatte mit vielen Leuten hier Kontakt. Er fehlt uns allen.“

KöMi: Eine Süd-Instanz

Dietrich Köhler-Miggel war vor seiner Zeit als Pfarrer Starkstromelektriker und Ingenieur. Zum Geistlichen wurde er, weil er in seinem ursprünglichen Beruf keinen Arbeitsplatz fand.

Von Anfang an war „KöMi“ im Duisburger Süden verwurzelt: In Wanheimerort geboren und in Großenbaum aufgewachsen, kam er 1991 als Pfarrer nach Buchholz.

In seinen 28 Jahren in der Trinitatis-Gemeinde hat er rund 700 Kinder getauft, 500 Konfirmanden begleitet und 100 Paare getraut.

Im Duisburger Süden, und sicherlich auch darüber hinaus, wird der Schmerz über den tragischen Tod von Dietrich Köhler-Miggel noch lange zu spüren sein. Doch wer jetzt, noch nicht einmal ein Jahr nach dem Vorfall, mit Familie und Freunden spricht, merkt: KöMis Vermächtnis lindert den Schmerz ganz erheblich.