Duisburg. Pianistin Anna Vinnitskaya weiht im Philharmonischen Konzert mit Brahms den neuen Flügel ein. Der kann es mit dem ganzen Orchester aufnehmen.
Da ist er nun: Der neue Steinway-Konzertflügel der Duisburger Philharmoniker. Die russische Pianistin Anna Vinnitskaya, die an der Auswahl des Instrumentes beteiligt war, weihte es gemeinsam mit Dirigentin Ariane Matiakh beim 2. Philharmonischen Konzert in der Mercatorhalle ein. Gebannt lauschte das Publikum im 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms ein dem Klang des neuen Instrumentes.
Vor dem Konzert lobt Intendant Dr. Alfred Wendel den 2,74-Meter-Steinway–D-Konzertflügel als das „Flaggschiff unter den Flügeln“ und bedankt sich bei den Geldgebern, nämlich der Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker, der Firma Krohne Messtechnik und der Sparkasse Duisburg-Stiftung. Ein Extra-Dankeschön geht an die Peter-Klöckner-Stiftung, die das Konzert finanziell möglich macht.
Auch das Piano dringt bis in den hintersten Winkel des Konzertsaals
Anna Vinnitskaya und der neue Konzertflügel präsentieren sich gleich von ihrer besten Seite. Das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 ermöglicht es, die Vielseitigkeit des Instrumentes vorzustellen: Selbst in lyrischen Piano-Passagen tönt der Flügel noch mit voller Präsenz in den hintersten Winkel des Konzertsaals. Im Forte kann es der Steinway locker mit dem ganzen Orchester aufnehmen und strahlt wie polierter Marmor.
Zudem besitzt der Flügel einen ausgewogenen und runden Klang in allen Registern und Lagen: Das gibt es weder grelles Klirren im Diskant, noch dumpfes Poltern in den Bässen. Die intimeren Momente des Brahms-Konzertes zeigen, dass sich dieses Instrument auch in reiner Klavier-Programmen, Kammermusik-Konstellationen oder Liederabenden gut machen wird.
Anna Vinnitskaya meistert die Herausforderung und spielt farbenreich und energisch
Sehr farbenreich und energisch musiziert Anna Vinnitskaya das Brahms-Konzert. Die hohen spieltechnischen Ansprüche des Werkes sind bei ihr nie Selbstzweck, sondern runden sich im Zusammenspiel mit den von Ariane Matiakh fein ausbalancierten Philharmonikern zu einer hoch emotionalen Aufführung dieses Werks mit sinfonischem Charakter. Mit schönen Soli stechen Hornistin Magdalena Ernst und Cellist Friedemann Pardall hervor.
Während das Brahms-Konzert trotz seiner Dur-Tonart auch viele nachdenkliche Momente besitzt, tönt Robert Schumanns Sinfonie Nr. 4 op.120 mit fast ungebremstem Optimismus daher. Dabei steht dieses Stück in der Tonart d-Moll. Dirigentin Ariane Matiakh, die seit Beginn dieser Spielzeit Generalmusikdirektorin der Oper und Staatskapelle Halle ist, entfaltet nach der bedeutungsschwangeren Introduktion mit der Schumann-Sinfonie geradezu rheinischen Frohsinn, schließlich fand die Uraufführung der überarbeiteten Fassung in Düsseldorf statt.
Auf melancholischen Brahms folgt rheinischer Frohsinn mit Schumann
Der Schwung der Streicher dominiert die gesamte Sinfonie, die Bläser geben zusätzliche Energie-Schübe. Dass Schumann unter schweren psychischen Krisen litt und fünf Jahre nach Vollendung dieser Sinfonie in einer Bonner Nervenheilanstalt starb, mag man bei dieser Musik kaum glauben, so kraftstrotzend gibt sich der Komponist hier. Man hat sogar das Gefühl, Schumann habe sich von der Energie des anbrechenden Eisenbahnzeitalters anstecken lassen.
Camilla Nylund singt „Vier letzte Lieder“
Im nächsten Philharmonischen Konzert am 30. und 31. Oktober unter dem Titel „Ein Brite in den bayerischen Alpen“ steht Generalmusikdirektor Axel Kober am Pult der Duisburger Philharmoniker.
Neben Edward Elgars „From the Bavarian Highlands“, das von seinen Sommerfrische-Aufenthalten in Garmisch 1893 und 1894 inspiriert ist, stehen „Vier letzte Lieder“ von Richard Strauss auf dem Programm. Es singt die prominente finnische Sopranistin Camilla Nylund, die mit Axel Kober durch die gemeinsame Arbeit in Bayreuth bestens vertraut ist.
Anstecken und mitreißen lässt sich das Duisburger Publikum auch von Schumanns Musik: Gab es nach dem Brahms-Konzert schon großen Beifall für Anna Vinnitskaya, so ist der Jubel über die mitreißende Aufführung der Schumann-Sinfonie noch größer und von vielen Bravo-Rufen durchsetzt.