Duisburg. Die Feuerwehr musste in der Neujahrsnacht den Ausnahmezustand ausrufen. Sanitäter versorgten zahlreiche Schwerverletzte, auch mehrere Brandopfer.

Wohnungsbrände mit Menschenrettung und Verletzten, Verwundungen durch Feuerwerk, eine Massenkarambolage am Kreuz Kaiserberg: Das Jahr 2020 begann in Duisburg mit sehr viel Arbeit für die Feuerwehr. Auch der Missbrauch von Feuerwerkskörpern forderte in der Neujahrsnacht mehrere Verletzte. Eine gute Nachricht: Retter wurden offenbar nicht angepöbelt oder körperlich attackiert.

Gegen 1 Uhr „wurde kurzzeitig der Ausnahmezustand für den Brandschutz ausgerufen“, meldete in der Nacht Thorsten Stolz, Beamter vom Lagedienst. Wegen der Fülle der Einsätze wurden diese streng priorisiert abgearbeitet. Zwischen Mitternacht und 2 Uhr rückten Sanitäter zu 35 Einsätzen aus, die Wehr obendrein zu 34 Einsätzen im Brandschutz. „Die Telefone standen nicht still“, so Stolz. Zum Vergleich: Zum Start ins Jahr 2019 zählte die Feuerwehr in der gesamten Nacht 47 Einsätze – nun waren es alles in allem über 300.

Im Rettungsdienst mussten mehrere Personen behandelt werden, „nachdem Feuerwerkskörper in Hand oder Gesicht gezündet hatten“, berichtete Thorsten Stolz. „In einem Fall verlor eine Person wahrscheinlich einen Finger.“

A3 bei Duisburg: Massenkarambolage am Kreuz Kaiserberg

a2, a3 und a43- nebel und eis verursachen massenkarambolagen a2, a3 und a43- nebel und eis verursachen massenkarambolagen a2, a3 und a43- nebel und eis verursachen massenkarambolagen a2, a3 und a43- nebel und eis verursachen massenkarambolagenZwei Stunden lang waren etwa 20 Duisburger Einsatzkräfte ab 3.10 Uhr nach einer Massenkarambolage auf der Autobahn 3 am Kreuz Kaiserberg in Duisburg gefordert.

Am Neujahrsmorgen wurden im Nebel am Kreuz Kaiserberg bei der Massenkarambolage 15 Insassen verletzt und 20 Autos beschädigt.  
Am Neujahrsmorgen wurden im Nebel am Kreuz Kaiserberg bei der Massenkarambolage 15 Insassen verletzt und 20 Autos beschädigt.   © Christoph Reichwein | Christoph Reichwein (crei)

Dichter Nebel und Glatteis führten dazu, dass bei Unfällen zwischen der Anschlussstelle Oberhausen-Lirich und Kaiserberg 20 Fahrzeuge beschädigt wurden. Glück im Unglück: Die meisten Fahrer kamen in der Nebelbank mit dem Schrecken davon; offenbar wurden nur 14 Insassen leicht verletzt, berichtet Kim Freigang, Sprecher der Autobahnpolizei in Düsseldorf: „Nur eine Person musste zur stationären Behandlung im Krankenhaus bleiben.“

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Die Einsatzstelle verteilte sich über mehrere hundert Meter. „Auf den Fahrbahnen in beide Fahrtrichtungen standen die Fahrzeuge – wegen des dichten Nebels war die Sicht gleich null“, so Freigang. Erst gegen 5.20 Uhr stieg die Sichtweite auf der Autobahn wieder auf bis zu 20 Meter. Die Einsatzkräfte gaben die Fahrbahnen in Richtung Oberhausen um 6.43 Uhr wieder frei. In Richtung Köln blieb die A3 dagegen wegen der Unfallaufnahme und der Spurensicherung bis 10.44 Uhr gesperrt.

Die Patienten wurden durch mehrere Notärzte versorgt und mit Rettungswagen auf Krankenhäuser verteilt. Die Feuerwehr Oberhausen schickte einen Bus zur Einsatzstelle, in dem sich die unverletzten Autofahrer aufwärmen konnten. Zudem versorgte die Freiwillige Feuerwehr die zahlreichen Beteiligten mit warmen Getränken. Auch die Feuerwehr Mülheim unterstützte.

Brand in Mehrfamilienhaus: Viele Verletzte durch Rauchgas in Fahrn

Zum größten Einsatz in der Neujahrsnacht mit mehreren Verletzten rückte die Feuerwehr mit 39 Kräften um etwa 4.30 Uhr nach Fahrn im Norden der Stadt aus: Im Treppenraum eines dreistöckigen Mehrfamilienhauses an der Friedrich-Ebert-Straße 17 brannte ein Kinderwagen, was zu einer starken Rauchentwicklung führte. Der Qualm verbreitete sich in mehreren Wohnungen.

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Den Weg nach draußen versperrte zudem der brennende Kinderwagen: Eine Person sprang aus dem Fenster, 35 Bewohner wurden über die Drehleiter gerettet. Das Feuer konnte zwar schnell gelöscht werden, mehrere Bewohner erlitten jedoch eine Rauchvergiftung, so Thorsten Stolz: „32 Patienten wurden gesichtet, acht von ihnen kamen mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus.“ Die Lüftung des Gebäudes dauerte einige Stunden.

Die DVG stellte einen Bus für die Menschen, die vor Ort bleiben konnten. Die Polizei sperrte das Wohnhaus zur Spurensicherung, um die Brandursache herauszufinden.

Wegen der großen Anzahl von Geretteten und Verletzten wurden die Duisburger Kräfte durch Retter aus Mülheim und aus dem Kreis Wesel unterstützt.

Silvester-Raketen verursachen Brände in Beeck und Neudorf

Zwei Silvester-Raketen lösten Haus- beziehungsweise Wohnungsbrände aus: In Neudorf-Süd sollen am Sternbuschweg zwei etwa 30 Jahre alte, dunkel gekleidete Unbekannte auf einem Supermarktparkplatz Raketen gezündet haben, berichtet eine Polizeisprecherin: Um etwa 0.20 Uhr gelangte demnach eine Rakete durch ein Fenster in eine benachbarte Wohnung im zweiten Stock und verursachte einen Zimmerbrand. Die beiden Bewohner, 28 und 29 Jahre alt, wurden mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht.

Auf der Weststraße in Beeck kam es durch eine Rakete zu einem Feuer auf einem Balkon im 4. Obergeschoss. Es war schnell gelöscht.

Scheunenbrand in Rumeln-Kaldenhausen

An der Grenze von Rumeln-Kaldenhausen und Moers ging eine Scheune voller Unrat in Flammen auf: Der Brand im Bereich Mühlenweg/Sittardweg auf Moerser Stadtgebiet wurde gegen 1.45 Uhr gemeldet. Das nach Angaben der Duisburger Kräfte etwa acht mal zehn Meter große Gebäude wurde schwer beschädigt, „ein Innenangriff war nicht mehr möglich“, so Stolz. Der Einsatz dauerte bis etwa 5 Uhr.

Darüber hinaus musste die Feuerwehr die ganze Nacht über zahlreiche brennende Müllcontainer und Sträucher löschen.

Lagedienst: Bislang keine Angriffe auf Retter in Duisburg bekannt

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Die städtische Wehr dankte den Freiwilligen Feuerwehren Duisburgs: Über 100 Kameradinnen und Kameraden waren ehrenamtlich im Einsatz.

Robert Bäcker, am Mittwochmittag Beamter vom Lagedienst, bilanzierte: Vom 31. Dezember auf den ersten Januar sei die Feuerwehr Duisburg zu 68 Einsätzen im Brandschutz ausgerückt, der Rettungsdienst war 204-mal gefordert; zusätzlich 42-mal bei Krankentransporten.

Die gute Nachricht der Silvesternacht: „Bislang haben uns keine Meldungen von verbalen oder körperlichen Angriffen auf Einsatzkräfte erreicht“, sagte Bäcker am Mittag des Neujahrstages.