Duisburg. Die Kirche St. Dionysius in Mündelheim war beim Weihnachtskonzert der Freien Kantorei Duisburg sehr gut besucht. Junge Harfenistin begeistert.
Rechtzeitig zu ihrem 35-jährigen Bestehen hat die „Freie Kantorei Duisburg“ in Ilona Baum eine kompetente Nachfolgerin des Gründers und langjährigen Leiters Bernhard Quast gefunden, die dessen verdienstvolle Arbeit in Sachen Qualität, Anspruch und Programmvielfalt nahtlos fortsetzen dürfte. Das Weihnachtskonzert in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche St. Dionysius in Mündelheim ließ daran nicht im Geringsten zweifeln.
Der etwa 40-köpfige Chor befindet sich in einer Verfassung, mit der er allen Anforderungen, die an einen exzellent geschulten und hoch motivierten Chor gestellt werden dürfen, gerecht werden kann: Intonationsstabilität, klangliche Ausgewogenheit, Stilsicherheit, Textverständlichkeit und Aufgeschlossenheit gegenüber allen Bereichen des Repertoires.
Freie Kantorei Duisburg: „Ave Maria“ und „O Heiland, reiß die Himmel auf“
Damit konnte die Klavier- und Gesangspädagogin Ilona Baum, die als Chorleiterin wesentlich von Volker Hempfling geprägt wurde, bei der Programmgestaltung des Weihnachtskonzerts aus dem Vollen schöpfen. Und zwar mit Werken vom Frühbarock bis zur Moderne. Nur auf allzu Bekanntes wurde verzichtet. So gab es mit Jan Campanus Vodnanskys „Rorando coeli“ effektvolle Doppelchörigkeit aus dem Barock zu hören, mit Mendelssohn Bartholdys „Weihnachten“ und Brahms’ „O Heiland, reiß die Himmel auf“ romantische Anklänge und mit Sergej Rachmaninows ergreifendem „Ave Maria“ Einblicke in die Welt der russisch-orthodoxen Kirchenmusik.
Auch interessant
Ein ebenso vertrautes wie schlichtes Lied wie „Maria durch ein Dornwald ging“ interpretierte der Chor in einer anspruchsvollen Bearbeitung von Heinrich Kaminski und einen großen Teil des Programms besetzten Gesänge aus dem 20. Jahrhundert, darunter die nachdenklich getragene Motette „O Magnum Mysterium“ des Amerikaners Morten Lauridsen und weitere, denkbar unterschiedlich gestrickte Werke von Mark G. Sirett, Daniel Pinkham und Dale Warland.
Stimmen werden von 19-jähriger Harfenistin begleitet
Als bekanntester Vertreter des 20. Jahrhunderts zierte Benjamin Britten mit drei Stücken aus dessen Zyklus „A Ceremony of Chorals“ das Programm. Die Frauenstimmen wurden hier von der 19-jährigen Düsseldorfer Harfenistin Luisa Gabrisch unterstützt, die, derzeit Studentin an der Hamburger Musikhochschule, am Beginn einer beachtlichen Karriere stehen dürfte. Mit drei anspruchsvollen Solostücken präsentierte sie sich stilistisch und spieltechnisch auf einem erfreulich hohen Niveau.
Auch interessant
Die komplexen polyphonen Strukturen in einer Bearbeitung von Bachs Präludium und Fuge in es-Moll BWV 853 bewältigte sie nicht minder souverän als die klanglichen Raffinessen in der „Rhapsodie“ von Marcel Grandjany oder in der einem romantischen Charakterstück angelehnten Etüde Nr. 7 des deutschen Harfenisten und Komponisten Wilhelm Posse.
Mit dem Publikum im Kanon zu „Stille Nacht, Heilige Nacht“
Ganz verzichten musste das Publikum auf den Hit jeder Weihnachtszeit nicht: „Stille Nacht, Heilige Nacht“ durften die Besucher sogar mitsingen, allerdings als Kanon in einer dafür leicht veränderten Version. Viel Beifall für ein rundum gelungenes Konzert auf einem Niveau, mit dem der Chor zuversichtlich in die Zukunft blicken kann.