Duisburg. Nach dem Angriff auf die Rektorin und den Hausmeister an einer Duisburger Grundschule gelten strenge Regeln. Auch Immersatt will sich schützen.

Breitschultrige Sicherheitsmänner stehen am Schultor der Grundschule Klosterstraße in Duisburg. Am ersten Schultag, nachdem ein Vater die Schulleiterin und den Hausmeister angegriffen hat, herrscht eine besondere Atmosphäre, gelten strenge Regeln: Außer Mitarbeitern und Schülern darf niemand den Schulhof betreten.

Die Eltern müssen am Schultor auf ihre Kinder warten. Punkt halb zwölf strömen die Erst- bis Viertklässler aus den weihnachtlich geschmückten Klassen, Sterne und Lichterketten hängen in den Fenstern.

Duisburger Schule: Sprachgewirr am Schultor

Kleine Jungs drücken sich kichernd um die Wachleute herum, die kräftigen Männerpranken schütteln kleine Kinderhände. Türstehermäßig schauen die Bewacher auf die Straße, freundlich reagieren sie auf die Kinder.

Am Schultor herrscht an diesem Mittag ein babylonisches Sprachgewirr: Russisch und türkisch, französisch, albanisch und italienisch wird gesprochen, deutsch verstehen nur wenige Eltern. Über 90 % der Kinder stammen aus Familien mit Migrationsgeschichte, die Schule mitten in der Duisburger Altstadt gilt deshalb als Brennpunktschule.

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Lehrer suchen das Gespräch mit den Eltern

An diesem Mittag mischen sich Lehrer unter die Eltern, suchen das Gespräch, mit einem Fernsehteam und dieser Zeitung wollen sie nicht reden. Eine Vertretung der Schulaufsicht achtet auf die Geschehnisse. Am Freitag fiel der Unterricht aus, am Montag läuft der Betrieb wieder. „Aber Hausaufgaben gibt es die ganze Woche nicht“, ruft ein Vater den wartenden Eltern zu.

Eine Oma, die ihre Enkelin abholen will, sorgt sich um den verletzten Hausmeister, den sie schon viele Jahre kennt, und die Schulleiterin. Der Angriff ist für sie „eine Katastrophe“, und froh ist sie nur, dass hier noch keine amerikanischen Verhältnisse herrschen, keine Waffen eingesetzt wurden.

Der Hausmeister und die Schulleiterin sind nach dem Angriff ambulant im Krankenhaus behandelt worden. Weitere Details wollen auf Anfrage weder Stadt noch Polizei nennen. Die Bezirksregierung sagt, dass der Hausmeister aktuell nicht im Dienst sei. In einer Krisensitzung hätten der schulpsychologische Dienst, das Schulamt, die Schulaufsicht und Ordnungspartner eine Strategie für die nächste Zeit entwickelt, zu der auch der Wachdienst gehöre.

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Gewalt gehört für die Kinder zur Normalität

Der Angriff an der Schule hat auch beim Verein Immersatt zum Nachdenken angeregt. Der Kinder- und Jugendtisch hat gegenüber seine Geschäftsstelle, die Hausaufgabenbetreuung, den Mittagstisch. Von den täglich rund 60 Kindern, die hier verköstigt, betreut, unterstützt werden, kommen mehr als die Hälfte von der GGS Klosterstraße, der Rest stammt aus der Grundschule Goldstraße.

Ein Thema sei der Angriff des Vaters bei den Kindern nicht gewesen, sagt Geschäftsführerin Nicole Elshoff. „Bei den Kindern von nebenan gehört das zur Normalität, viele werden zuhause geschlagen oder sehen Gewalt.“ Und bei Immersatt? „Wir hatten hier auch schon Ausraster von Eltern“, erzählt Elshoff. Die Anlässe seien eher nichtig, ein schiefer Blick, eine verkehrte Wortwahl, das reiche mitunter schon. Bislang blieb es bei verbalen Angriffen.

Immersatt will zum Schutz der Mitarbeiter Notknopf installieren

Aus dem Vorstand sei jetzt der Vorschlag gekommen, einen Notknopf zu installieren, damit die Angestellten Hilfe herbeiholen können im Fall der Fälle. auch das Wissen aus dem länger zurückliegenden Workshop zu Deeskalationsmaßnahmen mit der Polizei soll aufgefrischt werden: „Wir wollen das noch mal angehen.“

22 Festangestellte sind bei Immersatt beschäftigt, in der Küche, als Fahrer, in der Verwaltung, bei den Kindern. Die Kinder, die herkommen, stammen aktuell aus 18 verschiedenen Nationen.