Duisburg. Weil sein Sohn vom Jugendamt in Obhut genommen wurde, griff der Vater die Schulleiterin und den Hausmeister der GGS Klosterstraße an.
Eine Gewalttat erschüttert eine Duisburger Brennpunktschule und das Jugendamt: Der Vater eines Schülers hat am Donnerstag die Schulleiterin und den Hausmeister der Gemeinschaftsgrundschule Klosterstraße angegriffen. Der 39-Jährige verletzte beide so schwer, dass sie mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden mussten.
Das hat Polizeisprecherin Stefanie Bersin unserer Redaktion am Freitagnachmittag auf Nachfrage bestätigt. Am Tag nach dem Angriff vom Donnerstag war der Unterricht an der Schule in der Altstadt ausgefallen, ein Wachdienst kontrollierte den Zugang zum Schulgelände. „Die Schließung war eine gemeinsame Entscheidung von Stadt und Bezirksregierung“, erklärte Schul- und Jugenddezernent Thomas Krützberg. Sie sei erforderlich gewesen, um den Vorfall aufzuklären und mit der Aufarbeitung zu beginnen: „Erste Gespräch hat es bereits gegeben.“
Junge hatte von Misshandlung berichtet
Das Jugendamt hatte den achtjährigen Sohn des Täters bereits am Donnerstag in Obhut genommen. Der Junge hatte in der Schule zuvor von Misshandlungen durch seinen Vater berichtet. Demnach soll der Mann ihn geschlagen haben. Mitarbeiter des Jugendamtes waren daraufhin am Donnerstagvormittag in die Grundschule gekommen, um den Schüler in Obhut zu nehmen. Sie verständigten bereits vor dem Übergriff auf die Schulleiterin pflichtgemäß auch die Polizei. „Das Kind und die Mitarbeiter des Jugendamtes wurden auf einer Dienststelle befragt“, sagt Polizeisprecherin Bersin.
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Etwa zwei Stunden später erreichte ein Notruf aus der Schule an der Klosterstraße die Polizei: Der Vater hatte von der Inobhutnahme des Jungen erfahren und das Schulgelände betreten. „Er soll sich sehr aufgeregt haben“, gibt Bersin Schilderungen der Einsatzkräfte wieder. „Es gab zunächst eine verbale und dann auch eine körperliche Auseinandersetzung.“
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Ermittlungen wegen Körperverletzung und Missbrauchsvorwurf
Der 39-Jährige attackierte die Schulleiterin und den Hausmeister der Einrichtung auf dem Schulgelände. Zu den näheren Umständen der Gewalttat und der Schwere der Verletzungen machte die Polizeisprecherin keine Angaben. Sowohl die 47-Jährige als auch der 52-Jährige erstatteten Anzeige. „Wir ermitteln wegen vorsätzlicher einfacher Körperverletzung und wegen der Missbrauchsvorwürfe“, so Bersin.
Auch den Angreifer selbst nahmen die Ermittler ins Visier. Ihn suchten Beamte am Donnerstag für eine „Gefährderansprache“ auf, um ihm „sehr deutlich zu machen, dass wir ihn im Blick haben“, so Bersin. Die Dienststelle Prävention und Opferschutz stehe im Austausch mit der Schulleitung und dem Kollegium der GGS Klosterstraße. Am Montag soll dort der Unterricht wieder beginnen.
Zweiter Angriff auf einen Lehrer in diesem Jahr
Die Attacke an der Klosterstraße ist bereits der zweite tätliche Angriff auf einen Schulleiter in diesem Jahr. Anfang September hatte ein 14-jähriger Schüler den Schulleiter der Hauptschule Gneisenaustraße in Neudorf geschlagen. Parallel zum strafrechtlichen Verfahren wurde daraufhin ein Krisenteam eingesetzt. Beteiligt waren neben der Schulaufsicht der Bezirksregierung, Schulpsychologen, Polizei und Jugendamt sowie das städtische Amt für schulische Bildung als Schulträger.
GGS Klosterstraße: Eine internationale Schule
Die Gemeinschaftsgrundschule Klosterstraße ist eine der internationalsten Duisburger Grundschulen. Kinder aus mehr als 20 Nationen lernen in der zweizügigen Schule in der Altstadt. Sie ist eine von 13 Grundschulen im Stadtgebiet, in denen der Anteil von Schülern mit Migrationsgeschichte bei über 90 Prozent liegt. Hoch ist auch der Anteil der Schüler aus wirtschaftlich schwachen Familien. Die Initiative „Immersatt“, die Kinder mit Frühstück und Essen versorgt, hat einen Standort in der Nachbarschaft.
Die Elternarbeit steht seit vielen Jahren im Fokus des Kollegiums: In einer Elternschule lernen Mütter und Väter, ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Beteiligt war die Klosterstraße am Projekt „Sorgsame Elternschaft“ (2013) – auch da ging es um die Verbindung zu den Eltern. „Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern zeichnet uns aus“, sagte die damalige Schulleiterin Kathi Bongardt-Mosbach, „aber es ist auch unsere Schwäche. Eltern, die mit dem deutschen Schulsystem Probleme haben, müssen wir frühzeitig in die Schule holen.“