Duisburg. Nach einem Bombenalarm im Forum stand ein 56-jähriger Voerder in Duisburg vor Gericht. Im Prozess kam heraus, was in der herrenlosen Tasche war.
Die Verhandlung vor dem Amtsgericht am König-Heinrich-Platz dauerte kaum 25 Minuten. Dann sprach Richter Dr. Kay Wissenbach den 56-jährigen Angeklagten vom Vorwurf der Störung des öffentlichen Friedens durch das Androhen einer Sprengstoffexplosion und vom Vortäuschen eines Straftat frei. Dem aus Voerde stammenden Mann, der seit geraumer Zeit ohne festen Wohnsitz ist, war nicht nachzuweisen, dass er am 5. August absichtlich einen Bombenalarm im Einkaufszentrum Forum ausgelöst hatte.
„Das war alles nicht so beabsichtigt“, sagte der Mann, der in Flanellhemd und Jeans aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde. Er war im Gefängnis gelandet, nachdem er zum ersten Verhandlungstermin am 22. November nicht erschienen war. Dem 56-Jährigen ist deutlich anzusehen, dass es das Leben nicht immer gut mit ihm gemeint hat. „Ich bin jetzt still“, entschuldigte er sich bei seinem Anwalt, der ihm offenbar dazu geraten hatte, lieber gar nichts zu sagen.
Video-Aufnahmen zeigten das Geschehen
Die Verfahrensbeteiligten sahen sich die Video-Aufzeichnungen einer Überwachungskamera des Forums an. Die zeigen: Um 18.11 Uhr hatte der Angeklagte, bepackt mit mehreren Taschen, das Einkaufszentrum betreten und es sich auf einer Sitzbank in der Mitte eines Wandelganges bequem gemacht. Vor aller Augen sortierte er dort mehr als 20 Minuten lang sein Hab und Gut. Dann schob er eine der Taschen weit unter die Bank und verließ das Einkaufszentrum.
„Wie man sieht, ist die Tasche von Passanten nicht zu sehen“, erklärte der Verteidiger. Das sei auch so beabsichtigt gewesen. Der Angeklagte habe schweres Gut wie eine Playstation und einen Akku, den der Obdachlose als Stromquelle nutzte, nicht zu einem Stadtbummel mitnehmen wollen. Sein Verteidiger Christian Grotenhöfer erklärt: „Er wollte die Tasche später abholen.“
Mitarbeiter eines Geschäftes sahen die Tasche und schöpften Verdacht
Pech für den Angeklagten: Nur aus einem der Bank gegenüberliegenden Geschäft war die Tasche zu sehen gewesen. Mitarbeiter schöpften Verdacht. Die Polizei wurde gerufen, räumte das Forum. Ein Sprengmeister sei schon dabei gewesen, die als ungefährlich eingestufte Tasche per Hand zu öffnen, referierte Richter Wissenbach. „Da traf ein Funkspruch ein, dass man im Zusammenhang mit der Tasche einen Verdächtigen auf der Autobahn Richtung Niederlande verfolge und die Sache möglicherweise einen terroristischen Hintergrund habe.“
Der Mann, der schließlich von der niederländischen Polizei mit Schüssen in die Reifen gestoppt werden konnte und immer noch in Haft sitzt, habe zwar nichts mit dem Angeklagten zu tun gehabt, so der Richter. Der Funkspruch habe aber dazu geführt, dass der Bombenexperte im Forum sofort seine Bemühungen eingestellt habe. Gegen Mitternacht wurde die harmlose Tasche dann mit einem Sandstrahl zerlegt. Der Angeklagte war drei Tage später zufällig in Kaßlerfeld gefasst worden. Der Strafrichter hatte ihn wegen fehlenden dringenden Tatverdachts schnell wieder auf freien Fuß gesetzt.
Freispruch wurde von allen Seiten beantragt
Auch die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft sah nach der kurzen Beweisaufnahme keine Möglichkeit, dem Angeklagten einen Vorsatz für die Folgen seines Handelns nachzuweisen und forderte Freispruch. Der Verteidiger schloss sich an. Der Strafrichter verkündete zwei Minuten später das wenig überraschende Urteil.