Duisburg. Ein Duisburger Polizist hat zufällig den Mann entdeckt, der im Forum eine Bombenattrappe platziert haben will. Jetzt erzählt er, wie es dazu kam.
Michael Berg war an jenem Montag gerade mit dem Jet aus dem Türkei-Urlaub auf dem Düsseldorfer Flughafen gelandet, da erhielt er schon die ersten Textnachrichten von Kollegen auf seinem Handy. Sie alle hatten dieselbe Botschaft: „Bombe im Forum!“ Der Hauptkommissar (51), der seit 1990 dem Duisburger Polizeipräsidium angehört, konnte da noch nicht wissen, dass er es sein würde, der knapp 70 Stunden später den mutmaßlichen Täter aufspüren würde.
Noch am späten Abend des 5. August hatte sich nach den Ermittlungen des Spezialistenteams herausgestellt, dass in der Tasche, die der Täter im Einkaufszentrum in der Innenstadt deponiert hatte, keine echte Bombe lag, sondern zum Glück nur eine Attrappe. „Trotzdem war das natürlich bei uns auf der Wache sowie im gesamten Kollegenkreis in den Tagen danach das Gesprächsthema Nummer eins“, erzählt Berg bei einem Treffen auf der City-Wache. Dort, im Averdunkzentrum, arbeitet der Familienvater seit dem vergangenen Jahr als Dienstgruppenleiter.
Auffälliger weißer Hut führte den Polizisten auf die richtige Fährte
Forum-Mitarbeiter hatten die Video- und Bildaufzeichnungen ihrer Überwachungskameras ausgewertet, so dass eine konkrete Beschreibung des gesuchten Mannes vorlag. Er war 1,80 bis 1,90 Meter groß, schlank, trug eine schwarze Hose, eine auffallend weinrote Jacke und einen noch auffallenderen weißen, geflochtenen Hut. Diese Beschreibung prägte sich Berg sofort ein – obwohl ein dringend Tatverdächtiger (31) zu diesem Zeitpunkt bereits in den Niederlanden gefasst worden war und dort auch wegen anderer Delikte noch immer in Auslieferungshaft sitzt.
Am Donnerstag, 8. August, also drei Tage nach dem Attrappenfund, hatte er dann seinen Frühdienst beendet. Nach Feierabend gegen 14 Uhr fuhr er kurz nach Hause, um seine Frau abzuholen. Gemeinsam wollten sie zu einem Lebensmittelmarkt nach Kaßlerfeld, um dort einzukaufen. Doch als er dann mit seinem Wagen in die Straße Auf der Höhe einbog, konnte er kaum glauben, was er sah: In Höhe einer Tankstelle kam ihm ein Mann zu Fuß entgegen. Er war 1,80 bis 1,90 Meter groß, schlank, trug eine schwarze Hose, eine auffallend weinrote Jacke und einen noch auffallenderen weißen, geflochtenen Hut. „Ich dachte: Das kann doch nicht wahr sein. Da passt ja alles ganz genau auf die Beschreibung“, so Berg.
Observation des Verdächtigen mit dem eigenen Wagen
Obwohl er Freizeit hatte und in diesem Moment in Jeans und T-Shirt unterwegs war, schaltete er sofort auf Polizei-Modus um: Er alarmierte per Notruf die Leitstelle, blieb die ganze Zeit am Handy und dirigierte die Kollegen im alarmierten Streifenwagen zur genauen Stelle nach Kaßlerfeld. Der Verdächtige war in dieser Zeit zur Ruhrorter Straße gelaufen und hatte sich dort in einen Hauseingang gesetzt. Michael Berg, immer noch mit seiner Frau auf dem Beifahrersitz, nahm in seinem Wagen die Verfolgung auf. „Ich habe mal länger im Einsatztrupp gearbeitet. Von daher weiß ich noch, wie man unauffällig eine Person observiert“, erzählt der Vater dreier Söhne.
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Als der Täter sich dann in besagten Hauseingang setzte, parkte Berg auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es vergingen nur wenige Minuten, bis der Streifenwagen vor Ort war und seine uniformierten Kollegen den Verdächtigen kurz ansprachen – und dann festnahmen. „Erst dann bin ich hinübergegangen und habe mich den Kollegen zu erkennen gegeben. Die beiden kannte ich bis dahin noch nicht persönlich“, so Berg.
Festgenommener räumte die Tat ein: „Ja, ich war das!“
Der Festgenommene stand in Handfesseln an der Hauswand. „Er wirkte in meiner Wahrnehmung sehr gefasst, hat nicht herumgeschrien oder sich körperlich gewehrt“, so Berg. Und als die uniformierten Polizisten ihn über den Grund ihrer Maßnahme informierten, hörte auch Berg den Verdächtigen in Bezug auf die Bombenattrappe sagen: „Ja, ich war das!“
Natürlich habe vor allem die passende Beschreibung hier den Ausschlag für seinen Verdachtsmoment geliefert. „Nach 33 Jahren als Polizist läuft man aber immer mit einem geschärften Blick durch die Gegend – auch in der Freizeit“, sagt Berg. Zudem verlasse er sich immer auf sein Bauchgefühl. Wenn ihm jemand auffällt, merke er recht schnell, wie das Gefühl aufsteigt: Da stimmt was nicht! „Und meistens lag ich damit dann auch richtig“, so Berg.
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Sein Fahndungserfolg machte im Kollegenkreis schnell die Runde. Viele sprachen ihm ihre Anerkennung aus. So auch sein Vorgesetzter: der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, Peter Schreckenberg. Michael Berg sieht es aber nicht so, dass er etwas Besonderes erreicht hat. „Ich habe nur meine Arbeit gemacht.“ Enorm wichtig sei das schnelle Aufgreifen des Verdächtigen aber für das Sicherheitsgefühl der Duisburger Bevölkerung. „Es ist von großer Bedeutung, dass die Menschen dieser Stadt wissen, dass wir als Duisburger Polizei unsere Arbeit vernünftig erledigen.“