Duisburg. Im Duisburger Innenhafen gab es ein Symposium zum Thema „Open Data“: Offene Daten sollen für Transparenz sorgen, aber keine gläsernen Bürger.
Open Data – das klingt wie der erste verbale Gehversuch eines Babys, ist aber ein Teil der Stadtverwaltung der Zukunft. Zumindest wenn man den Teilnehmern des Symposiums am Donnerstag im Innenhafen Glauben schenken darf. Stadtdirektor Martin Murrack, auch Dezernent für Digitalisierung, Experten und einige Jungunternehmer trafen sich in den Räumen von Startport, einem Innovationslabor des Duisburger Logports. Dort besprach die Gruppe, was sich überhaupt hinter dem Anglizismus verbirgt, was seine Chancen und Gefahren sind und wie das Konzept sogar unsere Demokratie verbessern kann.
Duisburger Dezernent lobt andere Städte und prophezeit Open Data eine goldene Zukunft
Nach viel Networking im hippen Shared-Space-Büro hoch über dem Innenhafen versammelt sich die Jeans-und-Sakko-Fraktion dann, um Stadtdirektor Martin Murrack zu lauschen. „Wir haben uns über Stadtgrenzen hinweg mit Nachbarstädten ausgetauscht und werden das auch weiterhin tun“, lobt Murrack die Kooperationen mit Essen, Düsseldorf oder Köln. Open Data, das sei ein Teil der Zukunft der Stadtverwaltung.
Findet auch Eberhard Fehlau, Direktor des Instituts für Kommunal- und Verwaltungswissenschaft an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Großenbaum. Seinen Vortrag eröffnet der Experte mit der Chance „auf mehr Transparenz“ dank Open Data. Aber was ist das überhaupt? Auf einer Internetplattform, wie auch Duisburg sie schon hat, stellt die Stadtverwaltung Datensätze für jedermann zugänglich ins Netz. Da kann es um Zahlen zur Bevölkerungszusammensetzung gehen, auf der Duisburger Plattform gibt es zum Beispiel auch eine Karte mit „Hitzeinseln“, also welche Duisburger Gebiete vom Klimawandel besonders hart getroffen werden.
Open Data-Experte Fehlau: Wissen ist Macht
![Martin Murrack, Stadtdirektor und Dezernent für Digitalisierung in Duisburg, lobte die gute Zusammenarbeit mit Duisburgs Nachbarstädten. Martin Murrack, Stadtdirektor und Dezernent für Digitalisierung in Duisburg, lobte die gute Zusammenarbeit mit Duisburgs Nachbarstädten.](https://img.sparknews.funkemedien.de/227865353/227865353_1575884777_v16_9_1200.jpeg)
Das berühmte Bacon-Zitat „Wissen ist Macht“ nutzt Fehlau, um die Vorteile von Open Data zu veranschaulichen. „Zugang zu öffentlichen Daten bedeutet auch mehr bürgerliche Teilhabe“, erklärt der Dozent, die Bürger könnten mit dem Wissen aus den Datensätzen bewusster und gezielter Einfluss auf die Arbeit der Stadtverwaltung nehmen.
„So werden Betroffene zu Beteiligten“, erklärt Eberhard Fehlau, „auch wenn sich Verwaltungen nicht gerne in die Karten schauen lassen.“ Martin Murrack schmunzelt. Trotzdem wird sich auch eine widerwillige Stadtverwaltung nicht gegen den Trend wehren können, längst sind Open Data-Modelle EU- und Bundesweit im Einsatz, auch NRW hat mit open.nrw ein eigenes Portal.
Auch mit Open Data gibt es keinen gläsernen Bürger
Auf der Duisburger Plattform stehen momentan 71 Datensätze, und es sollen noch mehr werden. Natürlich landet trotzdem nicht alles in der Öffentlichkeit. „Personenbezogene Daten, sicherheitsrelevante Datensätze und Lizenzen und Patente darf es dort nicht geben“, sagt Fehlau, außerdem müsse es erstmal Personal und Geld geben, um alles zu digitalisieren.
Open Data in Duisburg, NRW und Deutschland
Im Internet können sich Duisburger unter opendata-duisburg.de die 71 bisherigen Datensätze der Stadt anschauen – umsonst, ohne Anmeldung und in verschiedenen Dateiformaten.
Auch die Landesregierung NRW hat ein solches Portal, mit Infos zu fast allen Städten und Kommunen im Land. Alle Datensätze gibt es unter open.nrw.
Für ganz Deutschland gibt es ebenfalls eine solche Plattform, zu erreichen unter govdata.de.
Trotz einiger Risiken, etwa der Frage nach der Haftung bei Missbrauch der Daten oder die Gefahr von Fehlinterpretationen der Primärquelle, betont Fehlau vor allem die Chancen von Open Data. „Das Konzept bietet Möglichkeiten der unbeeinflussten Meinungsbildung und der Kooperation zwischen Bürgern und Stadt.“ Nach der Podiumsdiskussion mit Fehlau, Martin Murrack und Vertretern der Städte Düsseldorf und Essen hat das Publikum dann in Workshops die Chance, das gehörte zu verarbeiten.