Duisburg/Oberhausen/Gelsenkirchen. Der Bund hat bereits 289 Hochbunker für insgesamt 78,4 Millionen Euro verkauft. Als nächstes kommt ein Objekt im Ruhrgebiet unter den Hammer.
Für den Ernstfall werden sie zum Glück schon seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt. Manche stehen leer, manche dienen Bands als Proberäume, in einem in Oberhausen ist ein Museum, auf einem in Hamm hat ein Architekt ein Penthouse gebaut. Seit Jahren verkauft der Bund seine Hochbunker, die er für den Zivilschutz nicht mehr benötigt - das Geschäft ist für die Staatskasse lukrativ. Der eindeutige Schwerpunkt im Portfolio liegt in NRW.
In Deutschland kümmert sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) seit ihrer Gründung vor 15 Jahren um die Weltkriegsrelikte. „Von 2005 bis heute wurden bundesweit insgesamt 289 Hochbunker mit einem Gesamterlös in Höhe von 78,4 Millionen Euro veräußert“, sagt Andreas Platvoetz, der bei der Bundesanstalt in der Sparte Verkauf tätig ist: „In NRW hat die BImA in diesem Zeitraum 113 Hochbunker verkauft mit einem Gesamterlös in Höhe von 20 Millionen Euro.“
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Der Durchschnittspreis für einen Bunker liegt bei rund 271.000 Euro
Die Erlöse, die die Bundesanstalt erziele, variierten je nach Lage und Standort des Bunkers, erklärt Platvoetz. Daher ließe sich ein durchschnittlicher Preis auch nur rein rechnerisch ermitteln: Bei 289 Bunkern und einem Erlös von fast 80 Millionen Euro liege der also bei rund 271.000 Euro. Der Preis, den die Bundesanstalt jeweils als Mindest-Gebot aufruft, unterscheidet sich aber von Bunker zu Bunker massiv.
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Bei drei Objekten in Oberhausen, Duisburg und Gelsenkirchen ist derzeit viel in Bewegung. Allen dreien ist neben zahlreichen Graffiti als Verzierungen, größtenteils nicht (mehr) vorhandenen Fenstern, massiven Wänden und einer dicken Abschlussdecke auf dem Dach gemeinsam, dass sie leer stehen und wegen fehlender Anschlüsse an das Gasnetz nicht beheizbar sind. Da die dort liegenden Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen teils seit Jahren nicht mehr genutzt worden sind, sollte deren Zustand von einem neuen Besitzer mindestens überprüft werden. Alle drei Bunker seien vor den öffentlichen Verfahren auch den jeweiligen Kommunen angeboten worden, sagt die BImA, die hätten allerdings kein Interesse an einem Erwerb gezeigt.
Theoretisch wären ein Abriss und Neubau möglich, aber schwierig
Den neuen Besitzern sei es grundsätzlich überlassen, die Immobilien selbst zu nutzen oder zu mieten, sagt Andreas Platzvoetz von der BImA. Die im Fall von Gelsenkirchen und Duisburg bestehenden Mietverträge überdauerten zwar einen Kauf, könnten perspektivisch aber „interessengerecht“ gekündigt werden. Theoretisch denkbar wären auch ein Abriss der Bunker und ein Neubau an gleicher Stelle. Allerdings müsste das unter anderem mit den jeweiligen Kommunen abgesprochen werden und wäre vor allem wegen der massiven Bauweise auch äußerst kostspielig.
Mit den unterschiedlichen Verfahren - Verkauf über die Bundesanstalt selbst oder über eine öffentliche Aktion - verfolge die BImA das Ziel, „den Markt in seiner gesamten Breite anzusprechen und unterschiedliche Käufergruppen zu erreichen“, sagt Platvoetz. Die jeweiligen Verfahren seien dabei im Wesentlichen gleichwertig. Der Markt ist noch längst nicht leer gefegt: „Die Bundesanstalt wird weiterhin entbehrliche Bunker zum Verkauf anbieten. Sie hat noch 97 Hochbunker im Bestand und davon 59 in NRW“, sagt Platvoetz. Welche Objekte als nächstes an die Reihe kämen, ließe sich allerdings nicht belastbar sagen. Schon Anfang 2017 hatte die BImA ein besonders markantes Exemplar erfolgreich veräußert: den Hochbunker mitten im Autobahnkreuz Kaiserberg in Duisburg in der Werthacker-Siedlung. Über Käufer und Kaufpreis sagt die BImA nichts: Er könnte unter dem Durchschnitt gelegen haben. Die Ausgangsforderung lag damals bei 170.000 Euro.
Update 8.1.2020: Das Objekt an der Bahnstraße hat einen neuen Besitzer. Die aktuelle Berichterstattung dazu finden Sie hier: Oberhausen: Bunker in Holten ist verkauft - für 220.000 Euro.