Duisburg. Thorsten Domeyer aus Duisburg-Wanheimerort startet im Juni beim Race across America. So bereitet er sich auf das Langstrecken-Rennnen vor.
Die Spannung steigt bei Thorsten Domeyer. „Es sind nur noch siebeneinhalb Monate“, sagt der 53-jährige Ausdauer-Athlet aus Duisburg. Am 16. Juni 2020 wird er sein Rennrad beim „Race Across America“ (RAAM) in Oceanside (Kalifornien) an den Start schieben.
Das Ziel in Annapolis (Maryland) will er nach 4800 Kilometern und spätestens zwölf Tagen erreichen. Das Nonstop-Rennen von der West- an die Ostküste der USA ist die ultimative Herausforderung für Ultradistanz-Spezialisten und die Erfüllung seines sportlichen Lebenstraums für den Wanheimerorter.
Kampf gegen die Müdigkeit und den eigenen Kopf
Das 1100 Kilometer „Race Across Germany“, für das Domeyer im Sommer 2018 mit einer Zeit von knapp 50 Stunden das Qualifikationsticket für das RAAM löste, war nur ein Vorgeschmack. Das Kontinental-Rennen ist ein Kampf gegen die Uhr und den eigenen Körper: 420 Kilometer am Tag, Temperaturen bis zu 45 Grad in der kalifornischen Wüste, knapp über dem Gefrierpunkt wenig später in den Bergen, tagelange unendliche Langeweile auf der unendlich geraden Landstraße zwischen Kansas und Kentucky, ehe es vor dem Ziel über die Gipfel der Apalachen geht. Der Wille durchzuhalten, muss stärker sein als die Müdigkeit, den eigenen Körper und den Kopf, der den Beinen sagt: „Lass gut sein, steig’ ab.“
„Darauf kannst du dich nicht vorbereiten“, sagt Thorsten Domeyer – und macht es natürlich doch. Setzt sich bewusst der Monotonie aus, bei nächtelangen Touren, immer gleichen, ungezählten 20-km-Runden um die Regattabahn, stundenlangen Einheiten auf der Rolle im heimischen Keller. „Der ist jetzt im Winter mein zweites Zuhause“, scherzt der Ultra-Radler. Zur Abwechslung geht’s manchmal in einen Heizungskeller an der Uni Duisburg-Essen, wo er als Techniker arbeitet: „Da sind 45 Grad. Das ist ideal für die Tour durch die Wüste.“ Gleich nach dem Start erwartet die Starter die erste Herausforderung. „Um die Hitze möglichst schnell hinter sich zu lassen, muss man die ersten 700 Kilometer durchfahren“, erklärt Domeyer.
Auch interessant
Das Ziel: Ankommen nach spätestens zwölf Tagen
„Ich will ankommen, deshalb gebe ich mir die zwölf Tage“, sagt er über sein Ziel. Am Anfang nicht mitreißen lassen vom Tempo der wesentlich jüngeren Konkurrenten, das ist wichtig. Spezialisten wie der sechsfache Seriensieger Christoph Strasser aus Österreich, der den Streckenrekord mit 7 Tagen, 15,56 Stunden hält, oder der Duisburger Pierre Bischoff, der 2016 mit seinem RAAM-Sieg einen Überraschungscoup landete, fahren in einer anderen Liga.
Auch interessant
Etwa 20 Stunden pro Tag im Sattel, zwei Stunden schlafen, zwei weitere für Essen, Dusche, Massage – das ist der Plan. Eine Schlüsselrolle im zwölfköpfigen Begleitteam hat Christian Fuhrmann – der Physiotherapeut aus dem Gesundheitszentrum Meiderich kennt Domeyers Körper genau. Nach fast 40.000 Trainingskilometern in zwei Jahren, die der Wanheimerorter in den Beinen hat, werden die im Rennen kaum zum Problem.
Das Augenmerk gilt Schultern, Rücken und der Nackenmuskulatur – deren Versagen, der so genannte „Shermer’s Neck“, ist eine gefürchtete Schwäche. Für den Fall der Fälle ist mit Frank Wischnewski auch ein ausgebildeter Rettungssanitäter mit dabei. Ausgeklügelt ist die Zufuhr von täglich rund 13.000 Kalorien, eine Mischung aus Flüssignahrung, Astronautenkost und normalem Essen. „Nur mit Nudeltellern geht das nicht, die kann ich auf dem Rad nicht essen“, erklärt Domeyer.
Auch interessant
Start ist auch logistische Herausforderung
Der Start beim RAAM ist auch eine logistische Herausforderung. Ein Team muss gefunden werden, das sich frei nimmt, um den Fahrer in einem „Pace car“ abzusichern, und sich in einem weiteren Begleitfahrzeug im Nahrung, Gesundheit und Technik zu kümmern. „Das ist keine Urlaubsreise“, betont Domeyer. Ein Gesamtbudget von 35.000 Euro ist nötig für Flüge, Autos und Ausrüstung. Die Familie und Freunde, allen voran seine Frau Kristin, halten ihm den Rücken frei, damit er sich auf das Training konzentrieren kann.
Für einen Start in diesem Jahr hätte die Zeit nicht gereicht, um Sponsoren zu suchen, das Team zusammenzustellen, alle Details zu organisieren. Jetzt steht das „Cycling Team Domeyer“ und der Fahrplan für die letzten Monate vor dem Start: Im Februar geht’s nach Fuerteventura, im April nach Mallorca ins Trainingslager, einige 24-Stunden-Rennen stehen außerdem zur Vorbereitung an. Für die Fitness ist dann alles getan. Auch das Team wird sich noch mehrfach treffen, die Kommunikation der Begleitfahrzeuge dem Mann auf dem Rad proben.
„Vieles kannst du nicht planen“, sagt Thorsten Domeyer im Angesicht der Grenzerfahrung auf dem Rad: „Aber wenn ich die Chance zum Start nicht genutzt hätte, würde ich mich für den Rest meines Lebens ärgern.“
24 Stunden auf der Rolle beim Club Raffelberg
Neben der RAAM-Vorbereitung hat sich Thorsten Domeyer als Athletiktrainer der weiblichen B-Jugend des Club Raffelberg engagiert, wo seine Tochter Hockey spielt. Zur Vorbereitung wird er dort am 20./21. Dezember ein 24-Stunden-Rollentraining absolvieren. Los geht’s am Freitag, 20. Dezember, um 11 Uhr am Kalkweg 125 im Sportpark Wedau.
Weitere Informationen über den Langstrecken-Athleten und seinen Start beim Race across America in der Altersklasse 50-59 im nächsten Jahr und das „Cycling Team Domeyer“ gibt es auf seiner Homepage: www.thorsten-domeyer.jimdo.com